„IN DREAM“ – ja, der Titel des fünften Studioalbums der Editors erweist sich durchaus als treffend. So fühlt man sich nach dem Hören des Albums als hätte man einen sich stets ändernden Traum durchlebt. Gespickt mit einigen Highlights liefert die fünfköpfige Band aus England ein Album, in dem sie sich zu ihrer von den 80er-Jahren angehauchten Synthie-Phase von „In This Light And On This Evening“ (2009) zurückbesinnt und dabei auch ein wenig weiterentwickelt.
Tragisch, fast sphärisch, beginnt „IN DREAM“ mit „No Harm“. Sänger Tom Smith bohrt sich dabei von seiner tiefsten bis zur höchstmöglichen Stimmfarbe in das Bewusstsein des Zuhörers, welcher dann überraschend mit dem Klang frohmütiger Klavierakkorde des zweiten Titels „Ocean Of Night“ aus einer Traumwelt in die Nächste gerissen wird. Der Titel kommt nach dem irritierenden Auftakt des Albums positiv unerwartet und scheint damit perfekt platziert. Mit „Ocean Of Night“ gelingt den Editors ein verspäteter Sommer-Song, der nicht nur den bevorstehenden Winter vergessen lässt, sondern den Zuhörer noch einmal in Festival- und Sommererinnerungen schwelgen lässt – aufgeregt über eine Wiese hüpfend. Auch der sich anschließende „Forgiveness“ wird der 2000 gegründeten Indie-Rock-Band mehr als gerecht und ist deutlich einer der Höhepunkte der Langspielplatte.
Dass der Sound der ersten Titel nicht aufrecht erhalten wird, nimmt der Platte leicht ihren roten Faden. Es folgt ein wirres Streben nach dem Sound der 80er, vermischt mit elektronischen Klängen und einer Tom-Smith-Falsett-Überdosis. Findet man bei „Life Is A Fear“, der dritten Singleauskopplung des Albums, noch eine spannende Mischung dieser Attribute, scheint diese auf „The Law“ doch eher irritierend, ja fast anstrengend. „Our Love“ und „All The Kings“ reihen sich in den tanzbaren, melodischen Modus von „Life Is A Fear“ ein, erschaffen allerdings keine neue „Traumwelt“. Lediglich mit „Marching Orders“ kommen sie dem Gefühl vom Beginn des Albums noch einmal nahe.
Mit „IN DREAM“ haben die Editors einen soliden Nachfolger für „The Weight Of Your Love“ (2013) geschaffen. Die Aufnahme von erstmals drei Duetten mit Rachel Goswell von Slowdive („Ocean Of Night“, „The Law“ und „At All Cost“) sorgt für eine interessante Note auf dem Album, auch wenn Goswells Stimme zuweilen neben der Tom Smiths unterzugehen scheint. Die Band versucht mit verschiedenen Mitteln sich gleichzeitig neu zu erfinden, treuzubleiben und rück zu besinnen – vielleicht ein wenig viel für ein Album mit 10 Titeln.
„IN DREAM“ ist am 02.10.2015 weltweit über Play It Again Sam erschienen.
Unbedingt reinhören: „Ocean Of Night“ und der Solomun Remix von „Our Love“, der im Sommer als Preview auf das Album erschienen ist.
Seht hier den Trailer zu „IN DREAM“ und findet auf der Webseite und auf Facebook weitere Infos über die Editors:
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