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Bruce Springsteen – Born to Run – Die Biographie

Books / Dezember 18, 2016

Wenn Musiker Biographien schreiben, dann artet das gern mal in einer nicht enden wollenden Beschreibung von Sex, Drugs & Rock ’n Roll oder unendlichen Songgeschichten aus. Und dann gibt es Biographien, die Tief in das Seelenleben eines Musikers eintauchen und viele Alben dadurch verständlicher werden. So eine ist „Born to Run“. Der Boss hat sich nach Jahren durchgerungen sein Leben nieder zu schreiben. Ende September erschien das 672 Seiten starke Werk im Heyne Verlag und schoß in den Bestsellerlisten nach oben.

Bruce Frederick Joseph Springsteen wurde am 23. September 1949 in Long Branch, New Jersey geboren. Seine Jugend ist geprägt von immer wiederkehrenden Problemen mit seinem Vater. Dieser ist oft nicht in der Lage seinem Sohn die nötige Liebe zu vermitteln. Er ist oft frustriert und hat ein Alkoholproblem. Viel später wird klar, dass er an ernsthaften psychischen Problemen leidet, die Bruce von ihm geerbt hat. Seine Ambivalenz gegenüber dem was er von seinem Vater geerbt hat und der ständige Kampf eben nicht so sein zu vollen wie er, zieht sich durch seine Jugend bis er selbst Vater wurde.

Die Musik spielte schon früh eine Rolle in seinem Leben. Wie viele andere Musiker sorgte Elvis Presley für eine Epiphanie. Der Hüftschwung und der Sound des Kings waren wohl ausschlaggebend für seine Liebe zur Musik. Später kamen die Rolling Stones und die Beatles hinzu. Als Bruce Springsteen 14 Jahre alt wurde, kauften seine Eltern ihm die erste Gitarre und fortan kümmerte sich der Jugendliche mehr um die Musik als um die Schule. Im Laufe der Jahre fing er an in verschiedenen Bands zu spielen. Doch die Entscheidung Berufsmusiker zu werden kam erst nach 1968. In den Jahren 1969 – 1971 machte sich Springsteen einen Namen mit „Steel Mill“ – die Gruppe die als direkter Vorläufer zur E-Street Band genannt werden darf – u.a. spielten Danny Federici und Steven van Zandt mit.

Die E-Street Band setzte sich vor allem aus befreundeten Musikern aus Asbury Park und Umgebung zusammen. Doch komplett wurde sie erst mit dem Saxophon von Clarence Clemmons. Der „Big Man“ war wohl der ultimative musikalische Seelenverwandte des Boss. Die Beziehung der Beiden nimmt einen großen Teil des Buches ein.  Sie ist geprägt von tiefen Gefühlen Springsteens zu dem sanften Riesen.

Ein weiterer großer Punkt in der Biographie Bruce Springsteens ist der Einblick in die Psyche des Musikers. Es ist vor allem die Angst vor langfristigen Bindungen. Gleichzeitig sind es die tiefen Ängste des Vaters, die sich auf ihn übertragen haben. So beschreibt Springsteen, dass er mehrfach in Depressionen verfällt, wenn er von Touren nach Hause kommt. Durch diese Erzählungen lassen sich viele Songs viel besser nachvollziehen.

Alles in allem ist „Born to Run“ ein absolutes Pflichtwerk für jeden Musikfan – nicht nur für Springsteen Fans. Einziger Kritikpunkt: Der Fokus ist ein wenig zu sehr in Richtung Siebziger gerückt. Die nicht minder spannenden frühen Neunziger kommen musikalisch nur wenig zur Geltung – die Auflösung der E-Street Band, die beiden sehr persönlichen Alben „Human Touch“ und „Lucky Town“ sind nur weit am Rande erwähnt.  Das ist ein wenig Schade. Aber er hat seine Gründe.

Übrigens, die perfekte Ergänzung zu dem Mammutwerk ist die Doppel-CD „Chapter & Verse“, die Sony Music analog zum Buch herausgegeben hat. Hier sind erstmals frühe Aufnahmen von Steel Mill und den Castiles, Springsteens erster Band zu hören. Natürlich auch die ganzen großen Hits.


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