„Du kannst dich den ganzen Tag ablenken und beschäftigen, aber in der Sekunde, wo du alleine im Bett liegst, denkst du eh wieder dran.“
Und genau dieses Zitat von unbekannter Herkunft beschreibt das Cover des neuen Albums von Lorde‘s „Melodrama“, welches im Juni erschienen ist. Sie liegt wach im Bett, grübelnd und traurig dreinblickend. Die trüben Farben des Portraits, welches einem Gemälde gleicht, spiegeln ihren Gemütszustand wieder.
„Melodrama“ ist ihr persönliches Werk, indem sie mit sich, den durchzechten Nächten und ihrer zerbrochenen Beziehung kämpft. Zerrissenheit, die Schattenseite des Ruhms und die Verarbeitung der Trennung sind ihre lyrischen Themen.
Sie kündigte bereits an, dass sie mit ihrem neuen Album einen neuen Sound einschlagen wird. Im Gegenzug zu ihrem Debüt „Pure Heroine“ ist diese Soundwendung deutlich zu hören. Es dauert eine Weile, um „Melodrama“ zu verstehen, aber nach dem vierten Male des intensiven Anhörens und Verstehens ist auch diese Skepsis durch ihre Musik glänzend widerlegt worden.
Mit 16 Jahren, quasi inmitten der Pubertät steckend, wurde sie mit „Pure Heroine“ 2013 zum Weltstar. Was einem Teenager am Anfang noch Spaß bereiten kann, bis es dann doch geschieht, dass die dunklen Wolken über einen ziehen. Aber auch eine Lorde wird es schaffen, diese Wolken wegzuschieben. Mit „Melodrama“ ist bereits ein Anfang gemacht.
Dazu tritt sie in große Fußstapfen, denn David Bowie (möge er in Frieden ruhen) sagte bereits über die Sängerin, dass sie die Zukunft der Musik sei. Er setzte große Stücke auf sie und das wird er im Himmel genauso tun. Zumal sie „Life on Mars“ bei den „David Bowie Tribute / The BRIT Awards“ perfekt interpretiert hatte. Keine andere Musikerin oder kein anderer Musiker hätte dieses Tribut so umsetzen können, wie sie es 2016 tat. Der Starman wäre stolz gewesen.
„Melodrama“ ist ein tanzbares und elektronisches Pop-Album mit den balladesken Songs „Liability“, „Sober II (Melodrama)“, „Writer In The Dark“, welches musikalisch an Tori Amos erinnert und dem verzerrten „Liability (Reprise)“. Gegen die Zusammensetzung der Songs kann man nichts sagen, weder stimmlich noch musikalisch, denn alles wurde harmonisch zusammengeführt. Und man merkt, spürt und erkennt, dass es IHR persönliches Werk ist. Dafür verdient es Respekt! Man könnte es auch so interpretieren: Sie hat sich nackig gemacht!
Fazit: Ich liebe es, wie sie tanzt! Ich liebe es, wie sie singt und ich liebe einfach ihre neue wie auch alte Art von Musik. Meine persönlichen Lieblingssongs auf diesem Album sind „Homemade Dynamite“ und „Perfect Places“. Und vor vier Jahren dachte ich nur: Gott, hat die viele Haare! Und ihre Musik ist mal was anderes! Wobei „Melodrama“ nicht viel von „Pure Heroine“ übernommen hat. Eine einzige Sorge habe ich: Hoffentlich wird sie nicht so wie Katy Perry, aber ich denke nicht, dass Lorde es nötig hat wie sie zu werden, sondern dass Lorde einfach nur Lorde ist und bleibt und sich nicht zu verstellen braucht. (Hoffentlich nicht!) Doch geben wir ihr die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln, denn mit gerade mal niedlichen 20 Jahren liegt noch viel vor ihr. Außerdem hält der Starman seine schützende Hand über sie.
Ich zumindest freue mich auf ihr Konzert in Berlin am 15. Oktober im Tempodrom.
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