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Melt! 2010 – „I love you, but I’ve chosen dancing“

Festivals / Konzerte / Juli 25, 2010
Ein Satz, gefunden auf dem Titelblatt der Intro Magazin Melt! Sonderausgabe, der zum Melt! passt, wie die Erkenntnis, dass man die gefühlsgeladenen Stunden und ausgelassenen Tänze auf’s Tiefste vermissen wird. Jeder, der selbst die Erfahrung machen durfte, einmal oder sogar mehrfach am Ufer des Gremminer Sees umgeben von „gigantischen Stahlgiganten“ zu tanzen, versteht, dass die Reizüberflutung, die der Körper des Melt!-Festivalbesuchers erfährt, zu unangenehmen Entzugserscheinungen führt. Noch Tage danach wacht man auf mit dem unvergesslichen Hintergrundbeat in den Ohren und mit dem Gefühl, dass man aufstehen will und sich sofort auf den Sleepless Floor begeben möchte. Bereits am Donnerstag, 15. Juli, erhallte das Intro Zelt in den Klängen des Audiolith Pferdemarkts. Bratze, Saalschutz, Egotronic und Frittenbude luden alle vorzeitig Angereisten zu einem gelungenen Melt!-Opening. Dieser Abend bereitete ebenso auf die bevorstehenden erhitzten Nächte im Intro Zelt vor, wie er alle Festivalbesucher in den richtigen Tagesrhythmus einstimmte. Denn auf dem Melt! beginnt der Tag 15 Uhr und endet nie! Hat man Freitagnacht das Bedürfnis länger als bis um 7 Uhr morgens zu tanzen, so stattet man dem Sleepless Floor einen Besuch ab, und kann ohne weiteres bis Montagmorgen 7 Uhr durchtanzen. Der von vorn bis hinten mit Attraktionen gespickte Freitag, zeigte sich als der aufregendste und auch anstrengendste Tag. Beginnend mit den 2 Berliner Größen Bonaparte und Oliver Koletzki, wurde ein unglaublicher Tag eingeleitet. Im Sonnenschein ließen kurze Zeit später die Shout Out Louds die Besucher der Converse Mainstage von einem Fuß zum anderen hüpfen. Two Door Cinema Club begeisterten wenige Minuten darauf auf der Bench Gemini Stage ihre Fans. Dass sie jedes Lied ihres Albums und noch zwei weitere Titel spielten, nahm die Masse dankend an und die drei Nordiren schafften es, die mitsingende Meute nicht zu enttäuschen. Sie verzauberten sie. Der entwickelte Zauber wurde von der sich anschließenden Band Delphic wieder aufgenommen und in jedem Fall weitergeführt. Zauber. Ein Wort, welches den mitternächtlichen Auftritt von The XX nur ansatzweise beschreibt. Sie begannen zu spielen und entführten jeden Liebhaber ihrer Musik in eine weitentfernte Welt. Eine Welt der Ehrlichkeit, der Gefühlsgeladenheit, der Jugendlichkeit. Ihre simple Bühnenshow, stand in einem angenehmen Zusammenspiel mit ihrer Musik. So blieb Zeit, in den Himmel und zu den übergroßen Kränen zu blicken um die außergewöhnliche Lichtshow zu verinnerlichen und sich dem Melt!-Gefühl gänzlich hinzugeben. Die Nacht wurde nach diesen emotionalen Augenblicken fortgesetzt mit Höhepunkten der elektronischen Tanzmusik. Von Kele, dem Sänger der Band Bloc Party, über Lindstrøm & Christabelle, Autokratz, 1000 Robota, Booka Shade, Kissy Sell Out bis hin zu Simian Mobile Disco. Je später die Nacht wurde, oder vielmehr je näher der neue Tag rückte, desto eindrucksvoller wirkte die einmalige Kulisse im Sonnenaufgang. Gezeichnet von lang ersehntem Regen, welcher vorerst als gefürchtetes Gewitter angekündigt war, begann der Festivalsamstag mit rockigen Tönen von Philipp Poisel auf der Mainstage. Die Blood Red Shoes folgten dem Ludwigsburger, der von keinem geringeren als Herbert Grönemeyer entdeckt wurde, und stimmten in den Abend ein. Dendemann und Jamie T brachten die Stimmung zum Ansteigen, die von dem amerikanischen DJ Shadow kurz darauf zum Überkochen gebracht wurde. Doch wem das Programm der Mainstage nicht zusprach, der gesellte sich zu tausend anderen ins schweißkochende Intro Zelt zu Darwin Deez. Mit seinen unterhaltsamen Tanzeinlagen, die meist mit links und rechts Sprüngen begannen und endeten, überraschte der quirlige New Yorker und ließ die Herzen der Zuschauer ebenfalls freudige Sprünge vollziehen. Seine Begeisterung für Musik und seine Freude am Spielen übertrugen sich ohne weiteres auf das Publikum. Miike Snow beglückten auf der Gemini Stage ihre Fans mit eingängigen, elektronischen Melodien. Die darauffolgende Wende von einem Tag zum anderen vertonten The Futureheads gekonnt, auch nach dem kurzfristigen Wechsel von der Mainstage zum Intro Zelt. Kurz darauf erhallte der Morgen wieder ganz in elektronisch-„housigem“ Sound. Tanzten die einen zu Maskinen am Strand (Desperados Beach) zu einer Mischung aus schwedischem Hip-Hop-Techno, freuten sich andere über die Hamburger Sterne oder über die zwei Brüder Schwarz (Tiefschwarz) unter der Wucht Big Wheel Stage. Moderat, die Kollaboration von Modeselektor und Apparat, beendeten die Nacht, die für viele erst anzufangen schien, letztendlich auf der Mainstage. Rings um die anderen kranumrandeten Stages tummelten sich wie gewohnt noch mehrere Acts und nicht müde werdende Tanzfreunde. Stille, Gefühl und viel, viel Bewunderung schafften es, die Zuschauer am Sonntag gänzlich für Kings of Convenience zu gewinnen. Für einen kurzen Moment gelang es sogar das Melt!, das dieses Jahr einen Besucherrekord von 30.000 aufstellte, fast vollkommen verstimmen zu lassen. Die Stille wurde schnell von John und Oskar aus Schweden gebrochen: Johnossi rockten die Mainstage während strahlenden Sonnenscheins. Um weitere geschätzte 30 Grad steigerte sich die Hitze, als Slagsmålsklubben, kurz SMK, die Gemini Stage pünktlich 18 Uhr betraten. Die sechs Schweden bewiesen Hitstärke, indem sie die mitrissen, die sie zum ersten Mal hörten und jene aus den Schuhen hauten, denen ihr Synth-Elektro-Pop schon bekannt war. Der Sonntag gestaltete sich als gelungener Abschluss, Goldfrapp und Massive Attack erschwerten jedem Besucher den Abschied umso mehr. Bei Crookers und WhoMadeWho konnte zum Ende ein letztes Mal ausgiebig getanzt werden – mit einer Träne in den Augen. „Noone knows what we’re fighting for“ heißt es in der offiziellen Melt!-Hymne der Dänen WhoMadeWho. Wir wissen um was wir kämpfen. „We make our ways to the field of steel!” Ein Jahr dauert’s noch bis zum Melt! 2011: die Tage vom 15. bis 17. Juli sind schon mal geblockt im Kalender. Weitere Info’s: http://www.meltfestival.de/ „Gigantische Stahlgiganten“, die offizielle Melt!-Hymne von WhoMadeWho kostenlos zum Download [hier] Fotos: Anna Stumpe und Deborah Brzezinski.
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