Was kommt heraus wenn man: einen 20-köpfigen Chor, eine Electric Band, ein 50 Personen starkes Orchester und mehrere international bekannte Musiker in einen Topf wirft und kräftig rührt ? Genau, ein Konzerterlebnis der Sonderklasse unter dem Motto: „Klassik trifft Pop“ ! Wir waren für euch am 29. November 2011 in der TUI-Arena Hannover bei der Night of the Proms dabei.
Jedes Jahr im November/Dezember geht eine Konzertproduktion auf die Reise, welche ursprünglich als Schnapsidee unter Studenten in Antwerpen (Belgien) entstand. Seit 1994 ist die Night of the Proms in Deutschland unterwegs und hat sich seither als feste Größe der regelmäßigen Konzertreihen etabliert. 2009 besuchten rund 600000 Zuschauer die Konzerte in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Nicht nur bei den Zuschauern sondern auch bei den Künstlern hat sich die NOTP vom Geheimtip zum Garant für Qualität gemausert, so reihen sich Sting, Joe Cocker, Roxette, Meat Loaf, Mike Oldfield oder auch Roger Daltrey (The Who) in die Riege der Stars ein, welche in der Vergangenheit auftraten. 2011 sind dabei: Seal, Alison Moyet, Nile Rogers (CHIC), Stanfour, Div4s und wie in jedem Jahr, John Miles.
Was die Night of the Proms seit jeher auszeichnet ist die gekonnte Mischung von klassischen Orchesterwerken mit eingängigem Pop bzw. Rock. Nach der Eröffnung durch das Orchester „Il Novecento“ unter der Leitung von Robert Groslot kommt John Miles auf die Bühne und erinnert mit „Valerie“ an die im Juli verstorbene Amy Winehouse.
Die italienischen Sopranistinen „Div4s“ gaben ein Medley zum besten, welches bei den gut 9000 Besuchern nicht so recht zu zünden vermag. Dies lag nicht an der stimmlichen Qualität der vier Damen sondern offenbar vielmehr an der Auswahl der Songs lag.
Bei den folgenden Stanfour änderte sich dies völlig. Mit „For all Lovers“; „Wishing you Well“ und „This is Love without“ konnten sie das Publikum im Sturm erobern. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie vermeintlich durchproduzierte Stücke mit Orchester und Chor an Qualität gewinnen. Mit einem darauffolgenden DJ-Orchester-Battle wurde ein Crossover geschaffen, welches seines gleichen sucht. Ein DJ spielte, für seine Zunft, gewohnte Klänge und gab einen Wettstreit mit dem Orchester. Im Verlaufe dessen verschmolzen klassische Klänge mit DJ Sounds, die so entstandenen Soundcollagen bildeten einen ersten richtigen Höhepunkt des Abends.
Nile Rodgers, seines Zeichens Gründer und „Mastermind“ der Funk-Discoband „Chic“, brachte 70er Feeling in die Tui Arena. Während der erste Song noch etwas zurückhaltend von den Zuschauern aufgenommen wurde, konnte spätestens mit „Le Freak“ überzeugen. Ich muss zugeben dass ich Anfangs doch recht skeptisch war ob Rodgers das Publikum auf seine Seite ziehen kann, da man es doch in der Vergangenheit öfter erlebte, dass die Macher der Proms mit einem Künstler leicht daneben lagen.
Nach der Pause eröffnete das Orchester den zweiten Teil mit einem Medley aus „Der König der Löwen“ – u.a. mit „Circle of Life“ und „Can you feel the Love tonight“ – gesungen von John Miles. Mit Alison Moyet, konnten die Veranstalter einen absoluten Top-Star der 80er gewinnen. Moyet sang neben „Don’t go“ unter anderem, das von den No Angels gecoverte, „All cried out“. Ohne Frage ist das Original immernoch um Klassen besser als das Cover. John Miles‘ „Music“ darf in keinem Jahr auf der „Proms“ fehlen – der Song gilt im allgemeinen als die Hymne der Konzertreihe.
Mit Seal als „Headliner“ ging das diesjährige Konzept voll auf. „Kiss from a rose“, „Killer“, „Amazing“ und „Crazy“ gelten als die größten Hits des britischen Musikers. Also war es auch kein Wunder diese Songs bei der Night of the Proms zu hören. Eine solche Bühnenpräsenz wie bei seinem Auftritt erlebte ich persönlich höchst selten. Einen Großteil seiner Lieder sang er nicht auf der Bühne, sondern mitten im Publikumsraum. Er rannte durch die Reihen; stellte sich auf Stühle und tanzte mit Zuschauern. Irgendwie hatte man das Gefühl auf einer einzigen großen Party zu sein. Man muss kein Fan von Seal sein um von seinem Auftritt beeindruckt zu sein. Ohne Frage war „Crazy“ einer der absoluten Höhepunkte des Abends.
Man muss schon wirklich suchen um echte Kritikpunkte an der NOTP zu finden. Grade nach dem Jahr 2010, welches unter Fans als Tiefpunkt der letzten Jahre angesehen wird, war es schwierig ein ausgewogenes Line Up zu finden. Dies gelang 2011 voll und ganz. Begonnen mit Valerie, über den etwas schleppenden Auftritt der Div4s und spätestens nahm der Abend mit Stanfour deutlich an Fahrt auf. Irgendwann riss es auch jeden Besucher von seinen Sitzen. Wer die Chance hat, sollte sich eines der kommenden Konzerte unbedingt antun. Wenn nicht 2011, dann 2012. Wie bei den Proms üblich, ist am gleichen Abend der VVK Start für den Termin im Folgejahr.
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