Mit „Postcards from a young man“ veröffentlichten die Manic Street Preachers vor ziemlich genau drei Jahren – am 17.September 2010 ihr 10. Studioalbum. Angekündigt wurde der letztes Statement die Massen zu erreichen. Zwischenzeitlich ging die Band dann mit „National Treasures“ auf Best-of Tour und man kündigte an, sich für einige Zeit eine Pause zu gönnen.Wie eine Bomble schlug im Mai dann die Meldung ein, dass die Manic Street Preachers in diesem Jahr noch zwei (!!!) Alben veröffentlichen wollen. In einem Interview erklärte James Dean Bradfield, dass eins eher akustisch gehalten ist und das andere eher rockig im Stile von Holy Bible sei. Mit „Rewind the Film“ haben wir nun seit heute das neueste Werk vorliegen.
Eins vorweg…das Album ist anders. Ganz anders als das, was man bisher von den Manic Street Preachers kennt. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht verwunderlich, hat sich die Band eigentlich immer stetig weiterentwickelt und so gut wie kein Album ähnelt seinem Vorgänger. Der Weg führte Anfangs aus dem Punkumfeld hin zu klassischem Britrock. Mit „Rewind the Film“ wendet sich die Band aus Blackwood in Wales von den rockigen Sounds ab. Was heißt, die Songs wirken fast ausschließlich melancholisch und ruhig. Doch es gibt durchaus auch Ausnahmen.
Mit dem Opener „This Sullen Welsh Heart“ beginnt eine Reise rund um das Thema „älter werden“. Sänger Bradfield und die englische Singer/Songwriterin Lucy Rose liefern hier ein zartes, von einer Pickinggitarre getragenes, Lied ab, dass von inneren Kämpfen und dem Hadern mit der eigenen Vergangenheit handelt. Das nachfolgende „Show me the Wonder“ ist der mit Abstand „fröhlichste“ Song von „Rewind the Film“. Mit Bläsereinsatz geht die Nummer deutlich weiter nach vorn als manch anderer des Albums. Streicher leiten den großteilig von Richard Hawley gesungenen Titelsong ein, welcher sich wie eine Straße durch Wales zieht und am Ende zu einem epischen Duett zwischen James Dean Bradfield und Hawley entwickelt. Als dritter Gastmusiker ist die Folksängerin Cate le Bon mit im Boot. Zu hören ist sie auf 4 lonely Roads. Der wohl ungewöhnlichste Song ist das Instrumental „Manorbier“, schon fast proggig kommt die von einem Theremin getragene Nummer daher und im Finale von „3 ways to see dispair“ gibt es sogar die E-Gitarre auf die Ohren.
Alles in allem ist „Rewind the Film“ ein sehr spannendes Album, das verdammt viel zu entdecken bietet. Dem einen oder anderen mag es erst einmal schwer zugänglich sein. Doch wenn man ihm Zeit gibt, ist es wie ein guter alter Rotwein – sanftes Bouquet und vollmundiger Abgang. Mit seinen sehr einfühlsamen und oft auch epischen Tracks ist es ein perfektes Album für den Herbst. Mit großen Erwartungen darf man auf den rockigeren Zwillingvon „Rewind the Film“ warten. Eines ist sicher, wenn die Manic Street Preachers hier genauso auf die Details geachtet haben, steht uns großes bevor! 9,5/10 Punkten!
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