Ende Januar begann Phil Collins in Zusammenarbeit mit Warner Music seinen kompletten Backkatalog neu aufzulegen. Angefangen mit Both Sides und Face Value (wir berichteten) ging die Reise im Februar mit Hello… I must be Going und Dance Into the Light weiter. Jetzt sind wir bei den Alben Testify (2002) und No Jacket Required (1985) angelangt.
Während Testify seinerzeit fast schon unnötigerweise als völlig belanglos eingestuft wurde, gilt No Jacket Required bis heute als eines der wichtigsten Alben von Phil Collins. Neben seinem Nachfolger …but Seriously ist es auch eines der Meistverkauftesten. Viele Sprechen sogar vom Inbegriff der Musiker der Achtziger Jahre. Stücke wie Sussudio, Don’t loose my Number oder One More Night gehörten bis zur First Farewell Tour 2004/2005 zum festen Repertoire.
Aufgenommen wurde No Jacket Required zwischen Frühjahr und Winter 1984. Wie schon bei Face Value und Hello…I must be Going arbeitete Phil Collins mit Hugh Padgham zusammen. Waren die Vorgänger deutlich düsterer ausgerichtet und von den Gefühlen über seine Scheidung geprägt, ist No Jacke Required deutlich positiver in seiner Grundstimmung. Vorallem tanzbarer.
Für die Ballade „Long way to Go“ hat sich Collins die Hilfe von Sting geholt. Sein ehemaliger Genesis Kollege Peter Gabriel ist auf „Take me Home“ zu hören. Letzteres darf ohne Frage als eine der schönsten Balladen des Briten bezeichnet werden. Insgesamt ist das Songwriting auf No Jacket Required sehr hoch anzusiedeln. Sowohl die ruhigeren als auch die Up-Tempo Stücke können fast alle begeistern. „One More Night“ hab ich mir vielleicht einfach überhört…
Die 2. CD der Deluxe Edition ist wie üblich gut ausgestattet. Wieder sind diverse Liveversionen vertreten. Leider findet sich auch dieses Mal keinerlei Herkunftsbezeichnung. Nur bei „Don’t lose my Number“ lässt sich ziemlich sicher sagen, dass diese Fassung von der First Farewell DVD aus Paris, 2004, stammt. Auch gehören drei Demos zur Ausstattung. Dies sind „Take me Home“, „One More Night“ und „Only you know and I Know“.
Testify wurde, wie erwähnt, von den Kritikern oft verrissen. Die Stücke seien zu ruhig, zu eintönig bzw. weichen sie nur selten vom Collins-typischen Strickmuster ab. Der erfolgreichste Song war das Leo Sayer Cover „Can’t stop loving you“.
Mit einem Abstand von 14 Jahren ist die, in den Jahren 2000 – 2002 in der Schweiz entstandene Platte deutlich gewachsen. Ja, die Stücke sind teils zu balladesk. Doch bei genauer Betrachtung ist es ein schönes Laidback Album. Collins macht das, worin er sich wohlfühlt und das spürt man hier an jeder Ecke. Stücke wie „Testify“ oder „Don’t get me started“ beweisen dies und Up-Tempo würde auch nicht wirklich ins Konzept passen. Klar geht es auch mal schneller zur Sache („Driving me Crazy“, „Can’t stop loving you“), aber richtig rocken tut es nicht.
Die Zusatz-CD beinhaltet hier insgesamt vier B-Seiten, die sich nahtlos in das Albenkonzept einfügen. Anspieltipp: „Hey now Sunshine“. Vom Cyndi Lauper Cover „True Colors“ ist eine Aufnahme von Tourproben auf die CD gepresst. Neben weiteren Liveaufnahmen sind auch die beiden Demos „It’s only loving“ sowie „Tearing and Breaking“ enthalten. Beide Songs sind nicht auf Testify zu finden und bisher unveröffentlicht gewesen.
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