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Jethro Tull – Aqualung (45th Anniversary)

Rezensionen / April 25, 2016

„In the shuffling madness of the locomotive breath runs the all-time loser“ – wer kennt es nicht. Locomotive Breath. Der mit Abstand wohl bekannteste Song von Jethro Tull, die neben King Crimson und Genesis zu den großen Vorreitern des Progessive Rock gehören. Verewigt wurde das Stück auf ihrem Album Aqualung, dass bis heute zu den wichtigsten Alben der Band gehört. Seit einiger Zeit nun bringen Warner Music und Chrysalis die klassischen Jethro Tull Alben in opulenten Jubiläumseditionen neu auf den Markt. Zuletzt erschien Ende 2015 das Album „Too Old To Rock ‚N‘ Roll: Too Young To Die!“

Die vorliegende Ausgabe von Aqualung ist es neben einem äußerst umfangreichen Booklet mit 2 CDs und 2 DVDs nicht minder umfangreich ausgestattet. Neben den von Steven Wilson behutsam remasterten Albumtracks befinden sich eine Vielzahl unterschiedlicher Bonustracks, darunter verschiedene Stücke, welche es 1971 nicht auf die Platte geschafft haben sowie die Life is a long Song EP. Die DVDs beinhalten das Album in unterschiedlichen Abmischungen – DTS, 4.1., neuem Stereomix etc. Besonders ist der sog. Flat Transfer, bei dem der originale Mix der Ausgabe von 1971 beibehalten wurde und nur auf den heutigen Soundstandard gebracht wurde. Kurz, Steven Wilson hat hier mal wieder ganze Arbeit geleistet. Transparenter, druckvoller Sound. Man hat nicht das Gefühl, dass die Platte bereits 45 Jahre alt ist. Jedes Instrument hat seinen festen Platz im Klangraum. Im Surround Mix schwirren die Sounds um einen herum. Das macht wirklich Spaß.

Musikalisch gehört Aqualung mit Thick as a Brick und A Passion Play zur heiligen Dreifaltigkeit von Jethro Tull. Von Fans und Journalisten gern als Konzeptalbum gesehen, ist es laut Ian Anderson mehr eine Ansammlung von Songs, die eher nur ein loses Thema verfolgen. Was an dem Album wieder einmal auffällt, Jethro Tull sind zwar progressiv, aber nicht vertrackt proggig. Das macht sie besonders. Sie haben es verstanden, Rock, Folk, Jazz und Blues miteinander zu verweben und einen einzigarten Sound zu kreeieren.  Gleichzeitig zeigt es auch, dass das Album weit mehr ist als „Locomotive Breath“. Mit dem rockigen Titeltrack und dem folkigen Wind Up schufen sie weitere Klassiker, die bis heute im Liveset von Anderson anzutreffen sind. Einer der schönsten Songs ist ohne Frage das kurze Wond’ring Aloud gefolgt von Mother Goose – zwei zarte, fast nur von Gitarre getragene Stücke. Dazu noch ein sanfter Einsatz der Querflöte. Wunderbar!

Die Bonustracks. Bei den Albumouttakes ist es fast unverständlich warum man solche Perlen nicht auf die Platte gebracht hat. Beispiel „Lick your Fingers“. Ein wahnsinnig guter Rocksong. Gitarre, Querflöte und Klavier umspielen sich gegenseitig, dass es eine Freude ist. Weiterhin bietet die zweite CD verschiedene alternative Versionen von Albumtracks – so z.B. Wind Up oder My God. Aber auch die deutlich längere Version von Wond’ring Aloud weiß zu überzeugen. Die Life is a long Song EP preist auf der ersten Seite die folkige Seite von Jethro Tull. Der Titelsong sowie „Up the Pool“ sind vor allem von der zwölfsaitigen Gitarre geprägt. „Dr. Bogenbroom“ und „From Later“ gehen dann schon in die deutlich progressivere Ecke.

Alles in allem eine mehr als lohnenswerte Anschaffung. Aqualung ist eines der wichtigsten Alben des progressiven Rock ohne vertrackt zu sein. Es bietet ruhige, gar einfühlsame Töne und weiß aber auch zu rocken. Nicht nur Progfans sollten hier zugreifen, sondern auch alle die, die nur im Ansatz eine veritable Musiksammlung haben wollen.


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