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U2 – iNNOCENCE + eXPERIENCE live

Rezensionen / Juni 14, 2016

Der Terror von Paris im November 2015 hat sich für alle Zeit ins kollektive Gedächtnis der Gesellschaft eingebrannt. Auch U2 sind mehr oder weniger direkt von den Ereignissen betroffen gewesen. Eigentlich sollten die, am 14. und 15. November stattfindenden Konzerte ihrer iNNOCENCE + eXPERIENCE Tour für einen Live Release von Hamish Hamilton aufgezeichnet werden. Am 10. Juni erscheint nun die DVD/BluRay dieses einmaligen Events.  Unter den schrecklichen Eindrücken und auf Grund von Sicherheitsbedenken wurden diese verschoben und Anfang Dezember nachgeholt. Es wurde ein Triumph der in diesen bewegten Tagen für einen Lichtblick aber auch für Demut sorgt. Warum? Das erfahrt ihr weiter unten.

Kurz zur Vorgeschichte, denn mit ihrem Album Songs of Innocence haben U2  2014 ohne Frage mal wieder einen außerordentlichen Werbecoup gelandet. Über Nacht wurde die Platte für alle Nutzer von iTunes freigeschalten und automatisch in die Musikbibliothek aufgenommen, das freute zwar nicht alle, sorgte jedoch für eine riesige Aufmerksamkeit. Ein Jahr und einen Fahrradunfall später präsentierten sie mit einem innovativen Showkonzept alte und neue Songs live.

Zur Show. Die Zuschauer in der Pariser Accor Hotels Arena sind bei diesem U2 Konzert mitten drin. Die Bühne besteht aus einem riesigen Laufsteg an dessen Seiten jeweils Platz für die Band ist. Über dem Steg befindet sich ein riesiger LED Screen.  Bono & co. sagten im Vorfeld der Tour, dass sie gern wieder näher an den Menschen sein wollen. Mit dieser Arena Show erreichen sie genau das.

Sicher, an Pathos hat es U2 noch nie gefehlt. Doch wir erleben hier eine Band, die voller Demut auf die Bühne geht. Die Eindrücke vom 13. November sind allgegenwärtig. Zu Beginn sehen wir Bono, der mit erhobener Faust durch das Publikum auf die Bühne geht. Man fragt sich, welchen Einfluss haben die Ereignisse auf ihn genommen. Als die ersten Töne zu „The Miracle of Joey Ramone“ erklingen gibt es kein Halten mehr.  Der Sänger ist in seinem Element. Rockmusik kann vielleicht nicht die Welt verändern, sie kann aber in dunklen Stunden für ein wenig Licht sorgen und genau das machen U2. Ob sie nun mit „Vertigo“ für Druck sorgen oder mit „Iris“ leichte Melancholie versprühen, sie und das Publikum sagen „wir lassen uns nicht unterkriegen!“

Multimedialität haben Bono & co schon auf der letzten Tour bewiesen, als ein riesiger kreisrundes Display in der Mitte der Bühne hang und auseinander gefahren werden konnte. In Paris treiben sie es auf die Spitze. Der große Screen über dem Mittelsteg ist begehbar und lässt so die Musiker mit dem Bild verschmelzen – Beispiel: Cedarwood Road. Bono singt über die Straße in der er groß geworden ist und läuft diese entlang.

Bei aller Tragik die immer wieder mitschwingt – oder vielleicht auch grade deswegen, U2 sind musikalisch top drauf. Betrachtet man die letzten Live Releases: 360°, Elevation live in Boston bzw. Vertigo live, so fällt auf, dass die Konzerte immer leicht routiniert und abgespult wirkten. Genau dies hat man hier nicht und zum ersten Mal seit dem „U2 go Home – live at Slane Castle“ hat man das Gefühl, die Band ist 100% bei der Sache.

Zurück zur Show. Neben den gewohnten Einwürfen von anderen Stücken in die Songs, erleben wir auch seit langem neue Arrangements von gewohntem Material. So wird „Sunday Bloddy Sunday“  zu einer Art Straßenstück. Larry Mullen nur mit Snare um den Hals spielt den Grundrhythmus. The Edge begleitet ruhig dazu. Das nimmt zwar den Druck heraus, macht es aber deutlich intimer. Auch „The Fly“ wurde komplett zu einem fast schon TripHop-artigem Stück umgearbeitet . Die Band nimmt eine kurze Pause unter der Bühne. Bono wird abgetupft und singt dabei das Stück. Adam wechselt sein Shirt und Edge wird vom Physiotherapeuten behandelt. Ein interessanter Einblick, den die Menschen in der Halle nicht bekamen.

Zum Ende hin nimmt natürlich die Hitdichte extrem zu. Ob „Where the Streets have no Name“; „Pride“; „With or Without you“ oder „Mysterious Ways“ – keine der großen Nummern fehlt und es macht immer wieder Spaß die Stücke zu hören. Klar bietet ein Stück wie „One“ definitiv eine starke politische und gesellschaftskritische Aussage, aber DAS Statement des Abends liefern U2 in dem sie die direkt von den Anschlägen betroffenen Eagles of Death Metal für zwei Songs auf die Bühne holen.

Man erlebt einen sichtlich erschütterten Jesse Hughes. Er ringt um Fassung als die Gruppe mit frenetischem Jubel begrüßt wird. Man mag über die Aussagen des EODM Sängers kritisch denken, aber damals war es sicherlich eine riesen Überwindung dahin zurückzukommen, wo so klägliches Leid stattfand. Mit U2 spielt man den Patti Smith Song „People have the Power“ und alleine geben sie dann noch „I love you all the Time“ zum Besten. Für die Eagles ein absoluter Triumph.

Was bleibt nun von iNNOCENCE + eXPERIENCE live in Paris? Ein absolut eindrucksvolles Konzert. U2 sind so gut aufgelegt wie seit langem nicht mehr. Die Setlist umfasst 29 Songs aus allen Epochen der Band. Egal ob neues oder älteres Material, es ist eine fast schon unfassbar gute Stimmung in der Pariser Arena. Genial!


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