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Jennifer Warnes – Another Time, Another Place

Female Voices / Rezensionen / Juni 22, 2018
Jennifer Warnes kennt man in Deutschland vorwiegend durch ihre Zusammenarbeit mit Bill Medley und Joe Cocker. „Time of My Life“ ist einer der erfolgreichsten Filmsoundtracks der Musikgeschichte. Keine Achtziger Party ohne den Song. Ihre langjährige Freundschaft mit Leonard Cohen hat die Sängerin nachhaltig geprägt. 17 Jahre nach ihrem letzten Soloalbum hat sich Jennifer Warnes nun mit Another Time, Another Place wieder zu Wort gemeldet. Im Interview erzählt uns die Sängerin, warum man so lange nichts von ihr hörte. Another Time, Another Place ist vor allem ein Album, dass sich sowohl mit dem Älterwerden als auch mit dem was man hinterlässt beschäftigt. Die ersten Worte dem Opener – dem Eddie Vedder Song „Just Breathe“ lassen aufhorchen: „Yes I understand, every Life must end“. Macht sich Ms. Warnes Gedanken über das Sterben? Ob sie dies bewusst so gewählt hat? „Ja das habe ich auf bewusst so gewählt. Macht sich nicht jeder Künstler? Jedes „Goodbye“ ist auch ein „Hallo“. Das Stück ist ein wundervoller intimer Einblick in die Seele dieser Ausnahmesängerin. Wie beschäftigt sich ein Künstler mit seinem eigenen Erbe?  „Ich betrachte mein Erbe vor allem in Bezug auf meine Familie. Meine Musik ist das, was ich meinen Fans gebe. Alles andere, das Unkontrollierbare, kann ich nicht kontrollieren“. Warum hat sie 17 Jahre lang kein Album veröffentlicht? „Es ist unmöglich in wenigen Worten zu erklären, was in 17 Jahren passiert. Das wirkliche Leben ist manchmal eine willkommene Ablenkung vom Musikgeschäft mit seinem kontinuierlichem Strom an neuen Produktion“. Jennifer Warnes war schon immer eine Künstlerin die wusste was sie wollte. Dennoch gab es in den vergangenen Jahren auch große Schickalsschläge, die sie in ihrer Arbeit beeinträchtigten. Erst starb 2001 ihre Mutter, dann innerhalb von drei Wochen beide Schwestern sowie ihre Managerin bei einem Autounfall. Jennifer Warnes zog sich fast völlig zurück – bis sie Roscoe Beck, den Produzenten ihres berühmten Albums „Famous Blue Raincoat“ anrief. Er lud sie nach Texas ein. „Ich habe einige Lieder ausgetestet und dann nach dem Trial and Error Prinzip gearbeitet. Was nicht zu mir passte flog raus.“ Schlußendlich hat sie u.A. Stücke von Mark Knopfler und John Legend ausgewählt. Musikalisch ist Another Time, Another Place spärlich instrumentiert. Wer The Well (2001) mochte, wird sich hier auch schnell wohlfühlen. Ein Klavier hier, ein paar Streicher da. Sanft eingesetzte Drums und akustische Gitarren. Mehr brauch das Album nicht, denn die Stimme von Jennifer Warnes steht im Vordergrund, die immernoch zu den charakteristischsten des Musikgeschäfts gehört. Ist das Album nun dennoch rückwärts oder vorwärts gewandt? „Ich denke weder vor noch zurück. Vielmehr höre ich in mich hinein. Das in mich gewandte, finde ich da auch viel interessanter.“ weiß Jennifer Warnes zu berichten und dies spürt man an jeder Stelle. Sie ist selbstreflektiert aber gleichzeitig voll im Hier und Jetzt. Dies macht auch der letzte Song der Platte deutlich „Why Worry?“ – warum traurig sein? Ist das doch alles gut. Wer nun hofft, die Sängerin einmal live zu erleben, wird enttäuscht werden. „Ich mag es nicht wirklich große Strecken zu reisen. Flugzeuge sind auch nicht mein favorisiertes Reisemittel. Hinzu kommt schlechtes Essen und schwierige Konzertveranstalter. Das ist alles nichts für mich. Ich habe Konzerttouren gemacht, aber ich bin durch damit.“ Zuletzt war sie 2013 mit Joe Cocker in Deutschland. Bei der Verleihung der Goldenen Kamera sangen beide nach über 20 Jahren wieder „Up Where We Belong“. Ob sie damals schon ahnte, dass es das letzte Mal ist, dass beide zusammen auf einer Bühne stehen? „Ich habe es immer gemocht mit ihm zu singen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass er krank ist. Von Abschied kann man da nicht sprechen, vielmehr gab es viel Liebe zueinander“. Alles in allem ist Another Time, Another Place ein wunderbares, intimes Album, dass viel Einblick in das Seelenleben der Jennifer Warnes gibt. Dennoch ist es eine Platte, die man nicht im Vorbeigehen hören sollte. Wer sich die Zeit nimmt, wird zutiefst berührt. Nach dem Album ist vor dem Album? Wie sind die weiteren Pläne von Jennifer Warnes? „Im Tonstudio sein. Ich liebe das“.
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