Noch gar nicht lange ist es her, da haben BTS ihre Welttour angekündigt und nach jahrelangem großzügigem Umfliegen werden sie endlich auch mal Halt in Europa machen. Der Freude folgte ziemlich bald die erste Verzweiflung. Sieben Konzerte in Europa, die Hallen alle mit einem Fassungsvermögen um die 17000, das ergibt weniger als 120000 Tickets. Für ganz Europa. Wer jetzt mit den Schultern zuckt, dem möchte ich kurz erläutern, wer BTS eigentlich sind.
BTS steht für Beyond the Scene, wer sich aber näher mit der südkoreanischen Superband befasst, wird bald nur noch Bangtan Sonyeondan sagen oder einfach Bangtan. Eigentlich ist es gar nicht möglich, ihnen nicht schon einmal in irgendeiner Form begegnet zu sein. Immerhin haben sie 2017 Justin Bieber als Top Social Artist bei den Billboard Music Awards entthront und weil es so schön war, dieses Jahr gleich noch einen drauf gesetzt und den Award mit einer kleinen Mehrheit von 94% eingestrichen.
Wo sie schon mal in den USA waren, haben sie gleich noch ihre neue Single Fake Love vom Album Love Yourself: Tear bei den bbmas performt und Ellen DeGeneres konnte sich auch wieder über ihren Besuch freuen. Schon die letzten Auskopplungen vom Album Love Yourself: Her schafften es im deutschen Radio gespielt zu werden und weil der Weg von BTS nur in eine Richtung geht, vorwärts, sollte es das neue Album sogar in den deutschen Einzelhandel schaffen. So hat Müller versprochen, Love Yourself: Tear in allen Filialen mit Mediaabteilung zu führen.
Als dann in den USA der Ticketverkauf startete nur eine Woche nach Tourankündigung, folgte eine kleine Schockwelle. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit waren alle Konzerte nach wenigen Stunden ausverkauft. Europa hatte über einen Monat Zeit sein letztes Geld zusammen zu kratzen. Zudem erfolgte der Kartenverkauf nach den bbmas und nach Veröffentlichung von LY: Tear. Wir fragten also Armys, so nennen sich die Fans der Band, wie sie es dennoch schafften, an die begehrten Tickets zu kommen.
100 Leute haben wir gefragt…. wie seid ihr eigentlich an BTS Tickets gekommen?
Als erstes gibt uns Nicole, die seit 4 Jahren auf diese Chance wartet, einen kleinen Einblick. „Ich hatte eine Freundin fragen müssen, da ich Punkt 9 auf Arbeit sein musste. Ohne Handy. Aber der Internetempfang ist eh reudig. Sicherheitshalber habe ich drei Freundinnen gefragt. Eine war unpässlich. Eine konnte nur anbieten in der Arena anzurufen. Es war schließlich Freitag früh und wir mussten alle irgendwie auf Arbeit sein. Auf der dritten lag meine ganze Hoffnung. Sie hat auch Erfahrung im Ticketbuchen. Am Ende hatten wir es aber wohl alle unterschätzt. Ich hatte großes Glück, dass der Chef nicht da war und das Internet mal durchhielt. Als dann die zwei Freundinnen aufgeben mussten, hab ich die Seite aufgerufen und mein Glück versucht. Es dauerte einige Stunden, ich glaube es war schon fast 13 Uhr, als mir plötzlich ein Ticket angezeigt wurde. Ich habe gar nicht hingeschaut, was es ist, einfach nur bestätigt. Erst als die eMail kam, habe ich rausgefunden, was ich da eigentlich gebucht habe. Ein Sitzplatz für den ersten Tag Berlin. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Sofort habe ich noch einer anderen Freundin geschrieben, die schon ganz depri war, sie soll noch mal versuchen, ich hatte gerade Glück. Diese Freundin hatte eine knappe Stunde später sogar noch ein VIP Ticket ergattert.“
Ganz ähnlich erging es Caro.“Am Vorabend des 1. Juni stieg meine Nervosität schon gewaltig. Ich habe mehrere Accounts gemacht, meinen Verlauf geleert, mir Telefonnummern, Passwörter und IBANs notiert. Und natürlich den Wecker gestellt, um auch ja pünktlich aufstehen zu können.
Zum Glück hatte ich einen freien Tag. Ich habe mir Frühstück gemacht, einen Kaffee gekocht und mich mit mehreren Geräten bei eventim und ticketmaster eingeloggt. Die „Warteschlange“ gaukelte einem vor, man sei früh dran und bekomme gleich sein Ticket… Weit gefehlt! Das Herz begann schneller zu schlagen, je näher es auf 9 Uhr zuging… BTS kommen nach Deutschland… ich muss unbedingt hin! Wer weiß, wann sie nochmal kommen oder ob überhaupt! Sie bedeuten mir so viel, ihre Musik hat mein Leben bereichert und schöner gemacht…ich würde sie so gern live sehen…die Gedanken drehten sich im Kreis.
Und dann waren plötzlich die Ticketbuttons auf allen Seiten freigeschaltet. Anklicken – in den Warenkorb – Ticket nicht mehr verfügbar. Dieses Spiel wiederholte sich gefühlt hunderte Male. Irgendwann merkte ich, dass es mit dem Laptop zu langsam ging, und wechselte zum Handy. Mit zitternden Händen wurden Tickets ausgewählt. Irgendwann achtete ich nicht mehr darauf, was ich auswählte, und plötzlich lag ein Ticket im Warenkorb! Ausgerechnet ein Stehplatz…naja, ich werde es überleben! Schnell Bankdaten eingeben! Auf Kaufen klicken! Ja, ja, ich akzeptiere alle Bedingungen, nur her mit dem Ticket! Und da war die Bestätigungsmail im Postfach. Das gibt’s nicht! Ich hab es geschafft! Das war harte Arbeit. Aber ich sehe BTS. Und dafür hat es sich gelohnt.“
Auch Mel, Army von Anfang an und mit erhöhter Schwierigkeit, da sie mehr als ein Ticket brauchte, beschreibt eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle: „Ich war vor dem Verkauf sehr aufgeregt und habe mega geschwitzt. So richtig aus Angst. Aber wir haben uns vorher schon gesagt, dass es kein Weltuntergang ist, wenn man keine Tickets bekommt. […] Eine Freundin, ihre Schwester und ich gehen zum Konzert, also brauchen wir 3 Tickets. Das heißt, wir haben direkt nach 3 Plätzen nebeneinander gesucht.
Ich […] hatte auf Twitter gesehen, dass Leute bereits schon ab 7:00 in den Warteschlangen bei Ticketmaster waren. Deshalb bin ich dann gegen 8:30 auf die Seite. Ticketmaster hatte vorher sogar noch gesagt, dass es nichts bringt, 2h vorher schon nachzusehen. Dennoch gab es dann schon Warteschlangen.
Ich war dann bei TM in Warteschlangen für beide Tage. […] Da wurden noch Tickets angezeigt. Doch sobald ich auf „Warenkorb“ klickte, wurde mir angezeigt, dass man diese Tickets nicht mehr hinzufügen kann. Also bin ich wieder raus, wieder auf Bestplatzbuchung, wieder wurde ich rausgehauen. Das habe ich mehrmals wiederholt, auch bei beiden Tagen. Nach 1 Minute stand aber schon bei den meisten Preisklassen ‚zur Zeir nicht verfügbar‘.[…]
Ich habe dann also nur warten können, wie es bei Ticketmaster läuft.
Meine Freundin und ihr Vati hatten gleichzeitig bei sich zu Hause online bei Eventim versucht. […]
Nach 10 Minuten ungefähr war bei mir bei einem Tag bei Ticketmaster die Warteschlange weg und ich konnte dann über einen Saalplan Plätze suchen. Es gab keine Plätze nebeneinander mehr. Ich habe dann allerdings hintereinander 3 Plätze gefunden. Ich konnte sie auch noch auswählen. Als ich sie in den Warenkorb legen wollte, musste man noch bestätigen, dass man kein Roboter ist. Dies hat zu Beginn mehrmals nicht funktioniert. Dann ging es, allerdings hat nun die Seite geladen, also ging es nicht direkt zum Warenkorb. Ich habe da richtig meinen Computer angeschrien, während das geladen hat, weil ich hoffte, dass ich weiterkomme. Da habe ich den Computer angefeuert ‚Ja du schaffst das, ja komm schon, schneller.‘
Zu dem Zeitpunkt schrieb mir meine Freundin, dass sie glaubt, dass wir Tickets haben. Sie hätten wohl auf Bezahlen geklickt. […] Kurz darauf hat sie dann angerufen und gesagt, dass sie eine Buchungsbestätigung haben und bezahlt haben. Ich musste mich mehrmals versichern, ob das auch wirklich stimmt. Es war alles sehr nervenaufreibend.“
Um 7 Uhr in einer virtuellen Warteschlange anstellen, damit man um 9 Uhr Tickets kaufen kann? Ja, sagt auch Kate, eine junge Lehrerin die den Neid ihrer Schüler wohl sicher hat. „Also, das war so ziemlich das erste Mal für mich, dass ich mich in so einen Ticketwahnsinn gestürzt habe. Da ich noch nie von irgendjemandem richtig Fan war, hatte ich auch noch nie so ein Bedürfnis, Tickets zu bekommen, um denjenigen live zu sehen.
Da letzten Monat ja bereits der Verkauf in den USA und in Kanada waren, wusste man schon in etwa, wie extrem der Verkauf sein wird. Dank Twitter und diverser Gruppenchats mit armys hat man so einige Infos bekommen, sowohl von denen, die erfolgreich waren, als auch von solchen, die leider leer ausgegangen sind. Man hörte von Leuten, die es an 10 Geräte gleichzeitig probiert und außerdem alle Freunde und Familienmitglieder eingespannt hatten. So einen Vorteil hatte ich nicht.
In Deutschland sollte es ja anfangs einen Tag vor den offiziellen Verkauf den Magenta eins Presale geben, auf den ich mich verlassen hatte. Mit meiner Mutter war alles abgesprochen, sie hatte sich bis 10 Uhr freigehalten, damit sie mir dann Donnerstag sofort den Code zuschicken kann. So hatte ich irgendwie einen Funken Hoffnung auf Tickets. Als dann plötzlich die Ansage kam, dass es diesen Presale nicht geben wird, war ich echt enttäuscht und meine Hoffnung war gestorben. Ich bin normalerweise ein super optimistischer Mensch, aber ich bin nicht Katniss Everdeen in den Hunger Games..
Freitag ging es mir gar nicht gut, ich hatte super unruhig geschlafen und war nervöser als vor jeder Staatsexamensprüfung. Als ich kurz nach 7 aufgestanden bin, hab ich mich direkt bei Ticketmaster eingeloggt und war sofort in der Warteschlange. 2 Stunden vor Verkaufsbeginn! Ich habe um halb 9 noch geduscht und eine Maske aufgelegt, um mich abzulenken und alles zurechtgelegt: Laptop und Handy, jeweils am Ladegerät, sowie Giro- und Kreditkarte. Der Plan war: ich versuche es auf dem Handy mit der App bei Ticketmaster und auf dem Laptop bei Eventim. Als die letzten Minuten bis 9 Uhr abliefen habe ich gezittert wie noch nie. Und dann war’s Punkt 9 Uhr. Ticketmaster durfte man nicht aktualisieren, sonst hätte man seinen Warteschlangenplatz verloren, also lag das Handy unberührt im Augenwinkel da und ich habe nur die Eventim Seite Punkt 9 Uhr aktualisiert. Da stand es: Tickets kaufen. Also hab ich für Dienstag zwei Tickets ausgewählt und den Button geklickt, mit dem Gedanken, dass da sowieso nur stehen wird „Die Karten sind nicht mehr verfügbar“ oder ich bloß zum Warten aufgefordert werde, was einem Scheitern gleich käme, denn dann waren sowieso alle Karten weg. Aber ich kam tatsächlich durch und befand mich plötzlich auf der Seite für den Bezahlvorgang. So zitternd gestaltete sich das Eingeben der Kreditkartendaten echt schwierig, aber ich war doch noch schnell. Einen Herzinfarkt hatte ich dann, als mir angezeigt wurde, dir Kreditkarte wäre nicht für diesen Vorgang angemeldet. Somit musste ich „Zurück“ klicken, und die Angst, dass damit mein gesamter Kaufvorgang abgebrochen wird, war riesig. Aber ich kam tatsächlich bloß zurück zur Auswahl der Bezahlmethode und konnte alles zitternd anschließen. Als dann auf dem Bildschirm die Kaufbestätigung angezeigt wurde, konnte ich mein Glück kaum fassen. Das ging irgendwie zu einfach. Klar, ich war gut vorbereitet, sehr pünktlich und schnell, aber das waren die anderen doch sicher auch. Als ich die Seite nach dem Aktualisieren um 9:05 wieder neu aufgerufen habe, wurden die Karten alle als nicht mehr verfügbar angezeigt. Bei Twitter war das Entsetzen groß und ich las eigentlich nur negative Berichte – kaum jemand schien Karten bekommen zu haben. Da wusste ich direkt, dass ein Haufen Karten auf diversen Seiten zu horrenden Preisen angeboten werden würden. Das ist wirklich traurig.
Ich kann mein wahnsinniges Glück daher auch kaum fassen. Die Freundin, für die ich die zweite Karte gekauft habe, kam beim Verkauf überhaupt nicht durch und wir werden erst realisieren, dass wir BTS live sehen, wenn wir am 16. Oktober mit 17.000 anderen armys unsere ARMY bomb in die Höhe halten. Vermutlich nicht mal dann.
Ich kontrolliere seit Freitag regelmäßig, ob die Bestätigungsmail tatsächlich in meinem Postfach ist, weil ich Angst habe, dass es nur ein Traum war.
Bei Ticketmaster war ich übrigens, bis ich die App um halb 11 geschlossen habe, immer noch in der Warteschlange. Da war kein Durchkommen!“
Schlagwörter: Boyband, BTS, Korea, KPOP
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