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THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM – bitchlifecrisis

Female Voices / Rezensionen / Januar 24, 2019

Es war einmal eine vier- (bis zehn)köpfige, Berliner Elektro-Anarcho-Combo, die mit ihrem trashigen Geschmack, einem (un-)gesunden Appetit auf deutsche Gerstenbrause, viel Humor und einer ordentlich großen Klappe, von sich reden machte…

Und wie in jedem Lebenszyklus eines jungen Mädchens (‚jung, talentlos & gecastet‘ -2010-), kommt der Tag, an dem man zu einer adretten Dame heranreift (‚Mama ich blute‘ -2013-) und nicht zuletzt, das verantwortungsvolle Leben einer sozial-engagierten Frau führen möchte (‚bitchlifecrisis‘ -2019)- Dies gilt selbstverständlich nicht für Deutschlands letzte RIOTGRRRRL-Band! „Mildernde Umstände bitte! Wir sind auf Dope!“ – Zitat aus der: „BA aktuell“ (‚Bundesagentur für Arbeit‘)

Richtig! Hier melden sich The T.C.I.K, nach 5 Jahren, mit ihrem langersehnten 3. Album „bitchlifecrisis“ zurück. Also, zieht euren schicksten Schlüppi an! Bierchen auf! Beine hoch & vor allem: genießen!

„Die Bandkasse ist leer – Medizin ist so teuer – Wir brauchen keinen Manager – Wir brauchen ’nen Betreuer“, so melden sich die zauberhaften Damen mit ‘Wir sind keine Band (Wir sind ne Selbsthilfegruppe) wohl vertraut und lautstark zurück. Bevor es die Anderen machen, nimmt man sich lieber gleich selbst auf’s Korn und liefert mit dem ersten Song, der brandneuen Scheibe, mal so ganz nebenbei einen musikalischen Volltreffer par excellence ab!

Schnell wird nicht nur klar, dass der gute Johnny (‚Ich und mein Pony‘) wohl doch an den Metzger geraten, sondern, dass man sich gottseidank auch diesmal treu geblieben ist! Denn das zahlt sich aus, wie man bereits mit dem nächsten Track ‚Jobcenterfotzen‘ eindrucksvoll bewiesen hat. Coole Electrobeats und ein Musikvideo, das kein Auge trocken lässt. Inhaltlich stets politisch korrekt und dennoch nicht ohne die fehlende Würze an Zynismus. Wo die Gemüter einiger, stets bemühter, Beratungsfacheinheiten der Bundesagentur, seit Ende letzten Jahres, auch bei winterlichen Temperaturen auf Hochtouren kochen, feiert die Fangemeinschaft das ruppige Comeback des ‚Prolo-Lyrik Hurenhaufens‘. Und das zu Recht!

Mit ‚Ok. Ciao‘ erschien Januar 2019 nicht nur die nächste gekonnte Videoauskopplung aus dem neuen Longplayer[14 Tracks / Spielzeit: 44min 14sek], sondern, neben post-apokalyptischen Texten, mit Augenzwinkern – Schlag auf Schlag, Ohrwurm Nr. 3, mit einer grandiosen Rap-Einlage von Pöbel MC. Nur Julia Engelmann sollte sich hier etwas Missverstanden fühlen. Ähnlich wie ‚Du fehlst mir‘ (damals noch mit keinem geringeren als Die Ärzte Größe Bela B. im Schlepptau), erscheint auch ‚Behindert‘ zunächst (!) ungewohnt melancholisch. Kaum sind alle Dickpic’s vom Ex gelöscht und sich neu bei Tinder angemeldet, geht’s deftig weiter auf Party. Diesmal mit Rapper Juse Ju, bei ‚Minus 1‘, der wohl auf den Albumcredits, jedoch nicht auf der Gästeliste stand.

Für alle bei denen der Hormonspiegel jetzt bis zur Kinnlade steht, hilft nur noch ‚QVC gegen Geilheit‘. Und nachdem die Lachmuskeln überbeansprucht wurden und selbst unser geliebter Modezar Harald Glööckler sein Fett weg bekommen hat, erläutern uns die Crackhuren in ‚Crackhurensöhne‘, weshalb wir der Welt danken sollten, dass Casper sparsam mit seinem Ejakulat umgegangen ist. Und während die einen die Gläser zum trashigen billotechno Sound heben werden, darf Frontfrau Luise Fuckface gegen Ende dieses Meisterstücks live zum Punkrock-Mosh auffordern und mal ordentlich die Sau rauslassen.

Wieder etwas gesetzter, jedoch nicht weniger zynisch geht es mit ‚Hämatom‘ weiter. Auch in der chilligen Mitsing-Bier-Hommage ‚Keine Liebe‘ dürfen die Jungs (!) der Band zeigen, dass es auf diesem Album mehr als die Affinität zum Elektro-Bums zu hören gibt. Vulgär und bissig wird anschließend auch ‚Auf einem Bett aus Pizzaschachteln‘ ordentlich Gift verspritzt. Auf einer ganz anderen musikalischen Schiene bewegt sich hingegen ‚Ihr kriegt mich nicht‘ und erinnert mehr, an das Vorgängeralbum ‚Mama ich blute‘ von 2013.

Mit 3,8 am Turm geht es dann weiter zu ‚Patschuliöl‘ – eine Nummer, die nun auch mit den letzten Strasssteinschlüppi-Schubladen spielt, die der Unterwäscheschrank von Lulu, Doreen, Ilay, und Kristeenager zu bieten hat. (absoluter Anspieltipp!)

Die Erwartungen waren hoch und geboten wird auch hier eine süffig, würzige Auslese. Hatte „jung, talentlos & gecastet“ noch einen verspielten, frechen Charakter und trumpfte ‚“Mama, ich blute“ mit einem spektakuläres Tanzpotenzial auf, legt man hier eher den Schwerpunkt auf minimale Beats und seichte, elektronische Einflüsse, mit viel Live-Begleitwerk, zu gewohnt schwerer, lyrischen Kost.

Nein! Moment! Nun folgt ja noch ‚Rumlaufen, Stress machen‘ – ein Track der textlich, als auch musikalisch für sich spricht. Zu guter Letzt werden wir noch mit einer Rap-Einlage eingeheizt. ‚Keine von uns ist krank‘ mahnt uns mit den Konsequenzen, dieser Behauptung nachzugehen, denn: „Wenn du jetzt nicht brav bist, wirst du wieder angeleint“.

Und wieder einmal zeigt sich, dass dieses Album, gerade vom musikalischen Aufbau her, gewöhnungsbedürftiger, jedoch auch weniger geradlinig, als seine Vorgänger ist. Eine Portion mehr „Crackhurentanz“ oder „Verrückt bleiben bitte!“, hätte im Abgang keine Bauchschmerzen bereitet – Standard-Billigbräu wird jedoch, wie gewohnt, nicht serviert. Prost!

‚bitchlifecrisis‘ steht übrigens ab 01.02.2018 in den Läden und wer die (Jungs- und) Mädelz mal Live sehen will, sollte sich ran halten, da sie bereits im März wieder auf Tour gehen! „bitchlifecrisis“ – Tour 19.03.2019 Wiesbaden,Schlachthof 20.03.2019 Köln, Museum 21.03.2019 Hamburg, Hafenklang 22.03.2019 Dresden, GrooveStation 24.03.2019 Berlin, Cassiopeia 29.03.2019 Lüneburg, Salon Hansen 30.03.2019 Weinheim, Cafe Central 05.04.2019 Chemnitz, Atomino 06.04.2019 Rostock, Peter Weiss Haus 12.04.2019 München, Backstage Club 13.04.2019 Stuttgart, Kellerklub VVK Krasser Stoff u.a.: https://krasserstoff.com/tour/157782 Web: Facebook: https://de-de.facebook.com/thetchik Instagram: https://www.instagram.com/thetchik Youtube: https://www.youtube.com/user/tchikTV
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