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Placebo: Never Let Me Go

feines Vinyl / April 11, 2022
Neun Jahre hat es gedauert, nun sind Placebo mit Album Nummer 8 wieder da. „Never Let Me Go“ fängt da an, wo sie 2013 mit „Loud Like Love“ aufgehört haben und stellt gleichzeitig eine Zäsur da: Ist es doch das erste Album was Brian Molko und Stefan Olsdal als Duo aufgenommen haben – ihr Drummer Steve Forrest stieg 2015 aus.

Die ersten Töne der Platte wirken gewohnt vertraut. Molkos charakteristische Stimme, drückende Synths und abgefahrene Gitarrensounds. Der typische Soundmix von Placebo eben. Fast hat man das Gefühl in die Zeit des selbstbetitelten Debuts zurückversetzt zu werden, doch thematisch sind die Beiden im hier und jetzt. Entstanden ist „Never Let Me Go“ in den Jahren 2019 – 2021. Wie viele Platten atmen sie den pandemischen Spirit. Eine große Zahl von Bands hat sich in dieser Phase mit dem aktuellen Zeitgeist und Weltgeschehen auseinander gesetzt. Technische Übersättigung, Klimawandel, Intoleranz aber auch Spaltung im gesellschaftlichen Diskurs sind nur einige Themen die Molko und Olsdal abliefern. 

Musikalisch gibt es keinerlei Beanstandungen. Wobei man am Anfang erstmal ein wenig erschreckt. Diatonisch industriell geht es mit „Forever Chemicals“ los, doch das Bild wandelt sich schnell. Eingängiger wird es mit „Beautiful James“. Hier fällt wieder einmal die Festivaltauglichkeit der Musik auf. Die melancholische „nölenede“ Stimme von Brian Molko gepaart mit rockenden Gitarren – so kennt man und liebt man eben Placebo. Oder man hasst sie. Doch es sind nicht nur die verzerrten Gitarren, auch gelegentliche akustische Ausflüge lassen „Never Let me Go“ zu einem absolut organischen Album werden.

Wo lässt sich die Platte im Placebo Werk verorten? Zum einen im Hier und Jetzt. Der Sound passt zur heutigen Zeit und dennoch kann man „Never Let Me Go“ irgendwo zwischen „Meds“ und „Black Market Music“ verorten. Ein zweites „Without You I’m Nothing“ wird ihnen jedoch nicht mehr gelingen. Doch das ist kein Problem. „Never Let Me Go“ ist ein klassisches Placebo Album, dass fast keine Wünsche offen lässt – vielleicht die Hitdichte, aber das ist Meckern auf hohem Niveau – denn nach neun Jahren ein derart gutes Album hinzulegen, muss man erstmal nachmachen.

 
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