Schon wieder eine Neuauflage eines alten Rolling Stones Albums? Geldmacherei? Nicht direkt. Gut 21 Jahre nach seiner Veröffentlichung wird das Livealbum Stripped jetzt neu als Totally Stripped auf den Markt gebracht. Dabei wurde der zugehörige, gleichnamige Tourfilm überarbeitet und auf der CD sind 13 Stücke komplett ausgetauscht worden – wenn auch vier in alternativen Versionen auf dem Original vorhanden sind.
Zur Vorgeschichte – die eigentlich nicht besser hätte laufen können. Spätestens seit ihrer Steel Wheels/Urban Jungle Tour 1989/1990 waren die Rolling Stones wohl D I E Stadionband schlechthin. 1993 stieg Bill Wyman aus und 1994 folgte das Album Voodoo Lounge. Wie bereits vier Jahre zuvor, wurde auch die zugehörige Tour zu einem Megaerfolg. Während des Tourstops in Tokio, mieteten sich Mick Jagger & co ein Studio um an der Platte zu arbeiten, die einmal Stripped werden sollte. Als Produzent wurde Don Was eingeladen. Gespielt wurden Bluesstandards sowie einige ältere Stones Stücke in einer reduzierten Version – ganz im Zeitgeist der damaligen Unplugged Welle. Doch man wollte kein komplett akustisches Album aufnehmen. Mick Jagger meinte, es ging mehr darum die besten Elemente, wie die Intimität der Unplugged Idee, aufzugreifen ohne auf jegliche Verstärkung zu verzichten. Aus diesem Grunde trat man während der Voodoo Lounge Tour im Amsterdamer Club „Paradiso“ sowie in der Londoner Brixton Academy und in Paris weitgehend mit akustischen Instrumenten auf die Bühne. Die besten Stücke wurden mit den Sessions aus Tokio sowie weiteren in Lissabon auf Film und CD gebannt. Auf der CD von Totally Stripped sind hingegen nur Stücke der drei Livekonzerte enthalten.
Der Film „Totally Stripped“ zeigt die Band während der erwähnten Sessions, interviewt Fans die Glück hatten Tickets für die intimen Shows zu ergattern, lässt die Rolling Stones und Freunde zu Wort kommen. Und natürlich gibt’s viel live Musik. Neben den großen Klassikern „Jumpin Jack Flash“, „Gimme Shelter“, „Honky Tonk Women“ oder „Brown Sugar“ spielt die Band auch durchaus seltener gehörtes Material wie „Not Fade Away“ oder „Dead Flowers“. Auch verschiedene Interpretationen von Blues- und Folkstandards wie „Love in Vain“ von Robert Johnson oder ihr namensgebendes Bob Dylan Stück „Like a Rolling Stone“. Beim Ansehen fällt auf, das recht wenig Songs wirklich annähernd akustisch sind. Vielmehr setzen die Stones auf eine kräftemäßige Entschlackung der Stücke. Dadurch sind sie nicht weniger energiegeladen, aber soundmäßig weniger überladen.
Alles in allem ein interessanter Release der Rolling Stones. Die Band um Frontmann Mick Jagger ist toll aufgelegt und zeigt mit welcher Energie sie dennoch zurückgenommen spielen können. Das macht Laune!
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