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The Rolling Stones – Some Girls

Rezensionen / November 25, 2011
The Rolling Stones - Some GirlsEs geht nicht ohne einen kleinen geschichtlichen Rückblick, will man die Energie und Dynamik von „Some Girls“ verstehen. Die Songs entstanden in einem gebeutelten New York der 70er Jahre. Bankrott, Chaos, Stromausfälle und als Sahnehäubchen Son of Sam. Und wie das Menschen so machen, die keinen Ausweg sehen, flüchteten sich auch die New Yorker in die Musik. Es war die Zeit der Discos und des Punk. Und mittendrin fünf junge Engländer in ihren 30ern. Ein Lebensabschnitt, in dem man sich nicht selten beweisen, auf jeden Fall aber neu definieren muß. Ist man plötzlich zu alt zum rocken? Diese Frage beantworten Keith, Mick und ihre Kollegen mit einem klaren Nein. Ganz im Gegenteil, sie hoben den Rock einfach auf eine neue Ebene und klingen auf „Some Girls“ laut und erfüllt. Besonders Mick Jaggers aggressiveres Gitarrenspiel macht „Some Girls“ zu dem Album, das es ist. Der Discosound hat es auch auf’s Album geschafft, und so möchte man bei „Miss You“ immer wieder den berühmten Nightfever-Move machen. Die Texte sind wohl größtenteils mit einem Augenzwinkern zu nehmen. So braucht man beim titelgebenden „Some Girls“ nicht nach realen Beziehungen zu suchen. Und ob „Lies“ an Micks bis dato Frau Bianca gerichtet war oder nicht, ändert sich von Zeit zu Zeit. Macht den Song aber nicht schlechter. Er ist schnell und in gewohnter Stones Manier. Anders „Far away Eyes“. Das Lied könnte auch auf einem Gospelsender laufen, wäre da nicht Micks Stimme. Um den Optimismus nicht zu verlieren, rundet „Shattered“ das Album ab. New York liegt am Boden, aber egal, es geht immer weiter. Und so erholte sich nicht nur die Stadt, auch die Stones überstanden die Zeit des Umbruchs und Aufbruchs und brachten mit „Some Girls“ nicht nur ihr bis dato erfolgreichstes Album raus, sondern bewiesen auch, dass sie nicht klein zu kriegen sind. Some Girls ist mit all seinen Sahnestücken schon länger eines meiner Lieblingsalben, doch nun gibt es die Remastered Deluxe Edition mit 12 bisher unveröffentlichten Bonussongs. Die Stücke sind musikalisch so simpel wie genial. Einmal mehr beweisen die Stones ihre musikalische Vielfältigkeit, weitab von ihrer Radiopräsenz. So zeigen sich neben den gewohnten starken Blueseinflüssen auch wieder überragende Countryklänge. Und da Perfektion bei guter Musik hinderlich ist, klingen viele der Bonustracks nach einer langen Jamsession, bei der es vor allem eines gab: Spaß. Das mag Kritiker verstören. Wie kann ein Song mit nur drei Akkorden rocken? Ganz einfach, indem Mick mit seiner Intonation alles rausholt was geht und damit stimmlich den Inhalt trägt. So möchte man schon gleich beim ersten Song „Claudine“ einfach nur aufspringen und hemmungslos tanzen. „Tallahassee Lassie“, ein Rockklassiker von 1958, im Original von Freddy Cannon gesungen, wurde uns viel zu lange vorenthalten. Hier scheint Mick einfach mal alles rauszulassen. Ein Höhepunkt gesanglicher Kunst ist „You Win Again“.  Da kriegt man Lust, ihn einmal den „One Chord Song“ von Keith Urban neu einsingen zu lassen. Es mag eine Zeit der Neubesinnung, der Aufbruchstimmung und vor allem des Punk gewesen sein, aber Keith und Mick haben sich ihre Liebe für Rock’n’Roll und Blues bewahrt und auch auf „Some Girls“ einen großen Platz eingeräumt, ohne dabei altbacken zu klingen. Nicht den Trends hinterherlaufen, sondern sie bestimmen, das ist es, warum die Rolling Stones über mehrere Dekaden die größte Rockband waren und auch heute noch einen unvergleichlich großen Einfluss auf die gesamte Musikwelt haben.
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