Mr. Slowhand bittet zur Audienz in der Arena Leipzig und 11000 Besucher erscheinen. Seit März ist Eric Clapton nun auf seiner Jubiläumstour zum 50. Bühnenjubiläum. Der 68 jährige Brite aus der englischen Grafschaft Surrey bereiste zuerst Nordamerika. Im Mai ging es durch das Vereinigte Königreich. Dort spielte er u.a. 7 mal in seinem „Wohnzimmer“ der Royal Albert Hall. Mit 197 Konzerten bisher, einsamer Rekord. Seit vergangener Woche ist Clapton nun auf dem europäischen Festland unterwegs und am 2. Juni machte er nach 2006 und 2008 wieder Halt in Leipzig.
Seine 8-köpfige Band ist hochkarätig besetzt. Am Klavier sitzt Chris Stainton – langjähriger Tastenmann bei Joe Cocker. Die Hammondorgel bedient niemand geringeres als Paul Carrack. Bekannt wurde er als Sänger von Mike & The Mechanics – wo er die Stimme von „Over my Shoulder“ oder „Living Years“ war. Die Rhythmusgruppe ist mit Willie Weeks (Bass) und Steve Jordan (Drums) besetzt. Als Sideman an der Gitarre ist seit fast 10 Jahren Doyle Bramhall II vertreten. Genau wie die beiden Backgroundsängerinnen Sharon White und Michelle John. Erstmals hat Clapton mit Greg Leisz einen Lapsteel-Gitarristen verpflichtet.
Den Anfang machte Andy Fairweather-Low & the Lowriders. Clapton Fans wird der Name sehr bekannt vorkommen. Fairweather-Low war lange Jahre Gitarrist bei Mr. Slowhand. Bekannt wurde er Ende der 60er als Sänger von „Amen Corner“. Bassist ist Dave Bronze dabei. Dieser spielte ebenfalls zwischen 1994 und 1997 bei Eric Clapton. Die Band spielte einen netten Mix aus Blues und Rock ´n Roll und schaffte es das Publikum mit „(If Paradise is) Half as Nice“ – Amen Corners bekanntester Song oder dem Shadows Klassiker „Apache“, auf seine Seite zu ziehen.
Eric Clapton betritt pünktlich um 21:00 unter großem Jubel die Bühne. Nach einer kurzen Begrüßung beginnt das Konzert mit „Hello old Friend“ – ein Song von No Reason to Cry, der seit 1979 nicht mehr live zu hören war. Ebenso lange nicht gehört Lied Nr. 2 – My Fathers Eyes. Eigentlich hatte Clapton 2003 verkündet dieses und „Tears in Heaven“ nicht mehr spielen zu können, da er das Gefühl und die Emotionen nicht mehr so herüber bringen kann. Warum dieser Sinneswandel nun stattgefunden hat, ist fraglich. Für „Tell the Truth“ kam erstmals die Fender Stratocaster zum Zuge.
Kurz vor Beginn der Tour erschien mit „Old Sock“ das 15. Soloalbum des Gitarristen. An diesem Abend wurde daraus aber nur ein Song – „Gotta get over“ präsentiert. Durchaus unverständlich, obwohl das Album mit gemischen Gefühlen aufgenommen worden war, ist darauf kein schlechtes Songmaterial.
Nach dem ersten Teil, der mit „I Shot the Sheriff“ abgeschlossen wurde, gab es eine kurze Umbaupause für das Akustikset. Gewohnt lässig eröffnet Clapton dies mit „Driftin’“. Darauf folgten „Tears in Heaven“, „Layla“ und „Wonderful Tonight“. Bei “It ain’t easy” übernahm Paul Carrack die Lead Vocals.
Der dritte Teil wurde wieder elektrisch und deutlich bluesiger dargeboten. Dieser wurde mit dem lange nicht gespielten, aber immer noch rockigem „Blues Power“ eröffnet und mit dem unvermeidlichen „Cocaine“ abgeschlossen. Die Zugabe bildeten „Sunshine of your Love“ – mit Andy Fairweather-Low als Gast und das Joe Cocker Cover „High time we went“.
Was bleibt nun hängen? Eric Clapton ist über jeden Zweifel erhaben. Seine Gitarrenarbeit ist legendär. Die Monitore an den Seiten der Bühne zeigten oft Nahaufnahmen der Gitarre – dort sah man den Meister hautnah bei der Arbeit. Stimmlich ist kann sich manch ein Sänger eine gewaltige Scheibe abschneiden – siehe Roger Daltrey. Klar merkt man es ihm an, dass er etwas in die Jahre gekommen ist. Doch das muss nicht negativ konotiert sein. Eher wie ein guter alter gereifter Wein. Jeder Zug zum genießen. Gleiches gilt für die Band. Hier sind absolute Ausnahmemusiker vertreten. Jeder bekam seinen Freiraum. Carrack lieferte bei seinen Gesangsstücken gute Arbeit ab. Genau wie Chris Stainton, der bei „Little Queen of Spades“ einmal richtig aus sich heraus kam. Weeks und Jordan bildeten ein solides Rythmusbrett. Bramhall gewohnt songdienlich und mit klassen Soli. Greg Leisz sorgte mit seinem Slidespiel für einen countrylastigen Einschlag. Allgemein sind die Songs der Tour sehr countrynah arrangiert. Dies mag aber auch am Fokus liegen. Bis auf „My Fathers Eyes“ und „Tears in Heaven“ und „Gotta get over“ bestand das Set aus Songs der 70er und 60er. Die Zeit der 80er fehlte völlig. Was wieder einmal kritisiert werden muss, ist der schlechte Mix in der Arena. In der Mitte am Fotoplatz war die Stimme überpräsent im Klangbild. An den Seiten, war es ein sehr unausgewogenes Bild zugunsten der Gitarren.
Alles in allem ein großartiges Konzert – mit tollen, mitreißenden und einzigartigen Momenten – auch wenn es nicht ganz an die Tour von 2006 heran kommt. Wenn ihr die Chance habt ein Konzert von Eric Clapton zu sehen. Geht hin! Es könnte die letzte Gelegenheit sein. Und eines ist sicher, er hat es noch immer drauf!
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