Phil Palmer ist Gitarrist – ein vielbeschäftigter Gitarrist. Er spielte mit den größten Musikern unserer Zeit, wie Eric Clapton, den Dire Straits, Tina Turner, George Michael, Robbie Williams, Pete Townsend….nur um einige zu nennen. Wir hatten die Möglichkeit ihm ein paar Fragen zu stellen.
A2m: Was machst du im Moment?
Phil Palmer: Momentan spiele ich Livekonzerte mit Renato Zero in Italien, arbeite mit Murray Head in Frankreich und mache verschiedene Sachen mit Pino Daniele und Valentina Parisse. Ausserdem noch ein wenig Studioarbeit für Trevor Horn und Chris Porter in Großbritannien. Im Moment überlegen wir auch ernsthaft ein zweites Studioalbum mit meinen guten Freunden Steve Ferrone, Tony Levin, Paul Carrack und Rupert Hine – bekannt als Spin 1ne 2wo aufzunehmen.
A2m: Wann hast du eigentlich angefangen Gitarre zu spielen? Was waren deine Einflüsse?
Phil Palmer: Ich habe im Alter von fünf Jahren angefangen Ukulele zu spielen. Als meine Hände groß genug wurden, hat sich das zur Gitarre entwickelt. Mit etwa 10 Jahren war ich kompetent genug mit anderen Kindern in Bands zu spielen. Ich bin ja rund um mit Musik aufgewachsen. Meine beiden Onkel Ray und Dave Davies von den Kinks waren da ein riesiger Einfluß. Als ich 12 war hatten sie mit You really got me ihren ersten Nr.1 Hit in Großbritannien.
A2m: Du bist vorallem bekannt dafür, dass du mit sehr vielen berühmten Musikern und Bands zusammengearbeitet hast. Was war eigentlich deine erste Aufnahme auf der du zu hören bist?
Phil Palmer: Die Kinks hatten ihr eigenes Studio (genannt Konk) im Norden von London. Das war natürlich sehr interessant für mich und ich hab da sehr viel Zeit verbracht, als ich eigentlich hätte studieren müssen. Ich war da als eine Lady namens Claire Hammil ein Album aufnahm und wurde gefragt ob ich etwas beisteuern möchte. Ich spielte Bass auf einem und Gitarre auf zwei anderen Tracks. Das war mein erstes Recordingerlebnis, ich glaube das muss 1969 gewesen sein.
A2m: Wenn du an deine Arbeit mit Eric Clapton denkst, wie beeinflusste dies deine spätere Arbeit? Wie denkst du an diese Zeit zurück?
Phil Palmer: Mit Eric zu arbeiten war eine Art Ausbildung. Quer durch die Achtziger, bis zu diesem Punkt, hatte ich mich zu einem etablierten und anerkannten Sessionmusiker entwickelt. Ich war in der Lage mich in jede Art musikalischer Situation zu begeben und etwas präzises und musikalisches beizutragen. Die Ausbildung kam dadurch, dass ich 3 Jahre hinter dem Mann stand und etwas über Gefühl, Emotion und Inspiration lernte. Bis zu diesem Punkt war ich eher auf Präzision fokussiert. Ich vergleiche das etwas mit „der Macht“ von Star Wars. Wenn du umgeben bist von den großen Musikern der Welt, wie Erics Band zu dieser Zeit, dann hast du definitiv das Gefühl, Teil von etwas viel, viel Größerem zu sein, was dich auf eine andere Ebene bringt.
Ich erlebte Eric auf engstem Raum und ich realisierte, dass sein Spiel total davon abhängt, was vom Publikum zurückkommt und welche Energie und Inspiration von der Band kommt. Das war eine große Lektion und sobald ein Spieler relaxed mit diesem Geschenk umgehen kann, kann er auf dem höchsten Level performen.
A2m: Du hättest fast mit Steve Ray Vaughan im Helikopter gesessen, als dieser im August 1990 in Wisconsin abstürzte. Was sind deine Gedanken über diesen Abend – das Konzert und den Unfall?
Phil Palmer: Eric und ich standen an diesem Abend an der Seite der Bühne und sahen Stevie Ray zu. Ich erinnere mich, wie ich Eric mit einem erstaunten Blick ansah, er nickte mir zu und lachte. Stevie Ray war unglaublich. Die Ereignisse danach, lässt man am besten Ruhen. Wir verloren in dieser Nacht Freunde und einen der größten Gitarristen aller Zeiten.
A2m: Was bevorzugst du? In Stadien zu spielen oder lieber in kleineren Clubs bzw. Hallen?
Phil Palmer: Ich denke, ich habe den besten Job der Welt. Ich liebe es zu spielen, die Welt zu sehen und neue Herausforderungen. Aufnehmen, live spielen, schreiben, arrangieren..Ich liebe das alles. Egal ob vor 10 oder 10000 Menschen, es ist alles toll!
A2m: 2004 warst du der musikalische Direktor des Strat Pack Konzertes um das 50 jährige Jubiläum der Fender Stratocaster zu feiern. Wie kamst du eigentlich an den Job? Wie hast du die beteiligten Musiker ausgewählt?
Phil Palmer: Irgendwie wurde ich für den Job ausgewählt, das war eine neue Herausforderung. Bob Young und ich haben das zusammengestellt. Er machte die meisten Telefonanrufe und ich konzentrierte mich auf die Musik – mit großer Hilfe von Pino Palladino, Ian Thomas und Wix – der unglaublichen “House Band” Wir hatten gehofft Eric und Jeff Beck würden dabei sein, doch sie sagten leider wegen anderer Verpflichtungen ab. Es war trotzdem eine tolle Show. Gary Moore spielte die beste Version von “Red House” die ich je gehört hab. David Gilmour war majestätisch wie immer und verdammt laut. Joe Walsh war auch sehr toll!
A2m: Ich hab gelesen, David Gilmour spielte an diesem Abend die allererste Strat. Ist das korrekt?
Phil Palmer: Ja, das war die erste je gebaute Stratocaster – 001. Ich hatte sie kurz gespielt. Sie hat irgendwie etwas von einem Schwein…
A2m: Wie kam es zu der Idee “The Straits” zu gründen? Du hast einmal im Facebook erwähnt, dass Mark Knopfler darüber nicht sehr begeistert war.
Phil Palmer: Da ist ein italienischer Typ – Marco Caviglia. Er hat viel Zeit seines Lebens dafür geopfert Mark Knopfler zu studieren. Er reiste um die ganze Welt um seltene Strats, Pensas, Nationals etc. zu finden. Du kannst ihn fragen, ob er das Solo von Sultans of Swing von einer Aufnahme aus 1985 spielen kann oder jegliche andere aufgenommene Version von irgendeinem Straits Song…und er macht es – auf die Note perfekt. Das ist krass.
Alan Clarke, Chris White, John Illsley und ich spielten vor ein paar Jahren einige Charity Gigs mit ihm in Italien. Dabei entdeckten wir wie stark die Marke Dire Straits immer noch ist und wie hungrig die Fans nach mehr sind. Es ist zu schade, dass Mark Knopfler so entschlossen ist, das nicht mehr zu machen. Es würde riesig werden.
A2m: Wenn du auf deine Karriere zurückblickst, was würdest du als das beste Erlebnis beschreiben?
Phil Palmer: Die besten Erlebnisse würden jeden Gig mit Eric Clapton einschließen. Das war eine tolle Band. Die Albert Hall Shows waren immer großartig und ich wollte an den Tagen wo wir dort spielten immer 4 oder 5 Stunden früher da sein um die die Atmosphäre dieses alten Platzes aufzusaugen. Ich liebe es dort zu arbeiten. Es ist , als würdest du zuhause spielen – angenehm, familiär, freundlich. Die Schlußzeremonie der Olympischen Spiele 2012 mit George Michael war sehr besonders und wichtig, auf Grund des Events. Das war ein wunderbarer Tag und eine Möglichkeit mit einigen echt guten Freunden abzuhängen – Pete Townsend und Ray Davies uva. Das Event zum goldenen Thronjubiläum der Queen im Garten des Buckingham Palace war auch ein sehr erinnerungswürdiger Moment.
A2m: Du hast auf vielen Aufnahmen mitgewirkt. Welches ist eigentlich deine Lieblingsplatte?
Phil Palmer: Einige tausend Aufnahmen…Es überrascht mich selbst, wie viele es sind, aber ich habe kürzlich eine Diskographie zusammengestellt und ich kann dir sagen es sind über 500 Alben und wahrscheinlich über 5000 Titel. Einige waren sehr erfolgreich andere zum Vergessen. Favoriten ? Wahrscheinlich das eher obskure Zeug – z.B. David Sylvian, L Shankar oder Rupert Hine.
A2m: Gibt es einen Musiker, mit dem du schon immer mal zusammenarbeiten wolltest ?
Phil Palmer: Ich hab immer noch die Ambition eines Tages mit Donald Fagen (von Steely Dan) zu arbeiten. Seine Arbeit war immer sehr inspirierend für mich. Wenn er das liest – gib mir ein Zeichen Donald.
A2m: Wann können wir dich mal wieder in Deutschland sehen?
Phil Palmer: Deutschland ja…Ich war in diesen Tagen nicht sehr oft da. Sehr schöne Erinnerungen an tolle Shows mit Tina Turner, EC und den Dire Straits. – give me a buzz Germany.
A2m: Du erzähltest, du planst eine “Reunion” von Spin 1ne 2wo ?
Phil Palmer:Ja…wie gesagt, Spin 1ne 2wo war eine kleine, spaßige Idee. Die sich scheinbar zu einer Art weltweitem Kult entwickelt hat. Das Problem ist, finde mal eine Zeit wo jeder zur gleichen Zeit frei ist. Tony Levin spielt bei Peter Gabriel, Steve Ferrone ist mit Tom Petty unterwegs, Paul Carrack mit Eric Clapton und ich mache meins mit George Michael, Trevor Horn und Renato Zero. Wir verfolgen das ernsthaft und ich hoffe bald Neuigkeiten zu haben.
Glossar:
Renato Zero ist ein italienischer Sänger und Songwriter.
Trevor Horn wurde bekannt als Produzent von Frankie goes to Hollywood und hatte mit seiner Band – The Buggles den Hit „Video killed the Radio Star“
Murray Head wurde bekannt als Sänger des Anderson/Ulvaeus Musicals Chess und sang daraus den Hit „One night in Bangkok“.
Vielen herzlichen Dank an Phil Palmer, dass er so freundlich war und sich die Zeit nahm unsere Fragen zu beantworten. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg und Verve für die zukünftigen Projekte.
Copyright Foto: Phil Palmer
Schlagwörter: Eric Clapton, Phil Palmer