Eric Clapton ist wie guter Wein. Nicht, dass er im Alter unbedingt besser würde, nein je älter er wird umso mehr muss man ihn genießen. Seine . Mit I still do veröffentlicht der inzwischen 71 jährige sein 20. Soloalbum heraus. Berechnet man Cream, Derek & the Dominoes und seine anderen unzähligen Kollaborationen ein kommt man auf eine Zahl jenseits der 30. In den letzten Jahren hat sich bei dem Briten ein 3-Jahres Rhythmus eingebürgert.
Für I Still do hat sich Clapton eine illustre Runde alter Bekannter ins Boot geholt – allen voran sein langjähriger Tourgitarrist und Amen Corner Frontmann Andy Fairweather-Low , sowie Dave Bronze und Henry Spinetti. Auch Paul Carrack und Chris Stainton sind wieder mit von der Party. Entgegen früherer Meldungen handelt es sich bei Angelo Mysterioso nicht um den 2001 verstorbenen George Harrison. Vielmehr konnte Eric Clapton hier den englischen Shootingstar Ed Sheeran gewinnen. Erstmals nach fast 40 Jahren arbeitet er auch wieder mit dem Produzenten Glyn Johns. Mit ihm entstand 1977 das Erfolgsalbum Slowhand.
Zurück zum Alter. Nach seiner letzten Welttournee 2013/14 hat sich Clapton vom extensiven Tourleben verabschiedet. Er gibt zwar noch Konzerte doch diese finden meist im Rahmen von kurzen Reisen statt. Vielmehr macht der Gitarrist jetzt einfach nur noch worauf er Lust hat. Er muss niemandem mehr etwas beweisen. Manchmal hat man das Gefühl, dass einige Fans dies zu vergessen scheinen und immer wieder neue Großtaten erwarten. Doch Eric Clapton war noch nie der Typ Musiker, der sich dem Willen seiner Fans gebeugt hat. I still do (deutsch: Ich machs noch immer) ist da das klassische Beispiel. Genau wie sein Vorgänger Old Sock ist das Album absolut laidback. Der Brite bluest vor sich hin, wandert ein wenig in Richtung Folk/Country, liefert auch Pop und irgendwo ist auch eine Spur Reggae drin. Eigentlich alles, was er auch in den letzten Jahren gemacht hat. Großen Rock hat Clapton schon seit 2001 nicht mehr gemacht. Wenn man es streng nimmt, war Journeyman sein letztes richtiges Rockalbum – nach dem er sich in den Achtzigern doch deutlich poppig verhalten hat. Die Armani Anzüge mal außen vor gelassen. Vor allem ist es aber immer wieder der Blues. In diesem Metier fühlt sich Eric Clapton wohl, hier hat er seinen Stil perfektioniert. Seine Inspiration für das recht unkonventionelle Spiel in den Sechzigern holte er sich vor allem von den Bluesgiganten BB King, Robert Johnsons oder Muddy Waters. Er atmete deren Spielweise förmlich ein und bildete daraus seinen unverwechselbaren Sound – egal ob akustisch (Alabama Woman Blues) oder elektrisch (Spiral).
Warum sollte man I still do auf jeden Fall hören? Nicht aus Nostalgie Gründen. Das hat Eric Clapton nicht nötig. Vielmehr versprüht das Album den Charme einer just for fun Session. Der Altmeister scharrt eine Riege alter Freunde um sich und man spielt worauf man Lust hat. In dem Fall z.B. auch Stücke des verstorbenen JJ Cale oder alte Bluesstandards. Das erinnert fast an den Slowhand Vorgänger No Reason to Cry. Das war auch so eine Sessionnummer.
Wer also Spaß hat den Gitarristen noch spielen zu hören und kein neues Tears in Heaven oder Layla erwartet, der wird von I Still do nicht enttäuscht sein.
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