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Zurück im Strudel der Gefühle – Anathema’s Distant Satellites

Rezensionen / Juni 4, 2014

anathemaZwei Jahre nach dem sie mit Weather Systems DAS Artrock Statement schlechthin abgeliefert haben, kommen Anathema nun mit Distant Satellites zurück. Welcome Back im mitreißenden Sog von Melancholie, Sehnsucht und Hoffnung. Die Band bezeichnet ihr zehntes Album als „die Kulmination von allem, was Anathema auf ihrem musikalischen Pfad gemacht haben. Da ist Schönheit,  Intensität, Drama, Ruhe und musikalische Dimensionen, die die Band bisher nur angedeutet hatte.“ Das ist eine Ansage, die Großes erahnen lässt – aber gleichzeitig die Erwartungen extrem nach oben schraubt. Ob Anathema diese erfüllen können?

My life is like a hurricane

Danny Cavanagh beschrieb in einem Interview das Album, als das persönlichste der Band bisher. „Es geht um Leute, um uns in der Band und die Leute um die Band, nahe Freunde von uns, Leute welchen wir begegnet sind, verrückte Individuen. Die Leute sind wie Satelliten, jeder ist in seinem eigenen Orbit, und manchmal können sich diese Orbits kreuzen, und dann muss man sich wieder trennen, da man nur auf sich selbst gestellt ist.“ so Cavanagh im Gespräch mit Metal.de.  Anathema waren schon immer bekannt dafür sehr starke Albumopener zu fabrizieren. Die Untouchable 1 + 2 sind dafür die Paradebeispiele. The Lost Song Part 1 und 2 stellen da keine Ausnahme dar. Der erste Teil wird direkt nach einem kurzen Streicherintro mit einem treibenden Drumrythmus voran gebracht. Der Song entwickelt sich zu einem wahren Wirbelsturm der Gefühle, getragen von dem Stimmen von Vincent Cavanagh und Lee Douglas. Wesentlich ruhiger geht es Part 2 an – der von Sängerin Douglas, einer Menge Streicher und Piano getragen wird. Ähnlich wie bei den Untouchables greifen beide Teile Textstücke einander auf und spinnen die Sounds darum. Generell greift die Band immerwieder gewohnt bekannte Songstrukturen auf. Ein getragener Beginn der sich im Crescendo steigert und in einem grandiosen Finale mündet.

We laughed, we cried

Mit der vorabveröffentlichten Single „The Lost Song Part 3“ schließt sich der Kreis des ersten Teils von Distant Satellites. Der zweite Abschnitt wird mit dem selbstbetiteltem „Anathema“ eröffnet – quasi ein „Weihgeschenk“ an sich selbst. In diesem Song wird so ziemlich alles vereint was die Musik der Band in den letzten 10 – 15 Jahren ausgemacht hat. Interessanterweise werden im epischen Instrumentalteil Zitate aus früheren Songs verwendet. So z.B. aus „The Beginning and the End“ (2012). Der zweite Teil des Albums ist auch durch die Einführung neuerer musikalischer Elemente geprägt – vor allem elektronischer. Die im weitesten Sinne an „Ghost Stories“ von Coldplay erinnern. Angefangen mit dem rastlosen und an „Closer“ erinnernden „You’re not alone“ (übrigens von Steven Wilson gemixt) bis zum Titeltrack. Der einzeln gehört, mit seinem Dancefloorbeat erstmal überhaupt nicht typisch für die Gebrüder Cavanagh ist. Im Albumkontext fügt er sich jedoch nahtlos ein. Das abschließende „Take Shelter“ führt die Tradition weiter und spannt den Bogen zum Beginn der LP. Ein rastloser Drumrythmus gepaart mit einer flehenden Gesangslinie von Vincent Cavanagh.

I’m alive

Haben Anathema Wort gehalten, als sie ankündigten, dass Distant Satellites der Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens ist? Ja haben sie. Die Band schafft es sich mit jeder Scheibe noch einen Schritt weiter zu bewegen und somit jeder Platte ihre eigene Identität zu geben. Vorallem vollbringen sie es jedes mal noch ein Stück intensiver die Seele zu berühren und den Hörer in einen Malstrom der Gefühle zu ziehen – und das obwohl Distant Satellites im allgemeinen etwas zurückgenommener ist als Weather Systems. Mit Sicherheit werden Anathema hier nochmal eine gehörige Schippe an Intensität drauflegen! Eine großartige Platte!  10/10 Punkte!


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