Anathema veröffentlichen mit Universal mitreißenden Konzertfilm

Above the clouds we flew to heaven.

Mit diesen Zeilen beginnt Anathemas Song „Universal“. Gleichsam kann dieser Satz auch für das Jahr 2012 stehen. Mit Weather Systems veröffentlichten die fünf Liverpooler ihr bis dato erfolgreichstes Album der über zwanzigjährigen Bandgeschichte. Kurz nach dem Release, im April 2012, ging die Band um die Gebrüder Cavanagh auf eine nicht minder erfolgreiche Tour. Viele der über 50 Konzerte waren ausverkauft. Ihren Höhepunkt fand die Konzertreise am 22. September 2012 als Anathema im römischen Amphitheater von Plovdiv in Bulgarien auftraten. Vor historischer Kulisse spielte man zusammen mit dem Plovdiv Philharmonic Orchestra ein Konzert, was in Sachen Atmosphäre und mitreißender Stimmung seines Gleichen sucht. Der dänische Filmemacher Lasse Hoile bannte die einmalige Show auf Film. Hoile ist in der Progszene kein Unbekannter. So führte er u.a. Regie für diverse Konzertfilme von Steven Wilson und Porcupine Tree.

„Everything is Energy“

Mit Untouchable Part 1+2 beginnt die gut zweieinhalbstündige Reise durch die Weiten des Alternative Rocks. Was schon auf Weather Systems als genialer Opener passte, ist live nochmal ein massiver Sprung nach vorn. Dies ist nicht nur dem Umstand geschuldet, dass Anathema eine großartige Liveband sind, sondern auch dass deren orchestraler Sound perfekt durch das Symphonic Orchestra von Plovdiv rübergebracht wird und das für eine besondere Stimmung sorgt. Die Reise, die sich vorwiegend aus Songs von Weather Systems und dem Vorgänger We’re here, because we’re here zusammensetzt ist eine gelunge Mischung aus melancholischen Balladen, sich im Crescendo aufbauende Bombastnummern und stürmische Soundcollagen gepaart mit entfesselten Gitarrenrhythmen.

Universal kommt in verschiedenen Editionen daher. Einmal das uns vorliegende CD/DVD Set, weiterhin gibt es eine BluRay und die reine Audiofassung auf Doppel-LP – diese ist übrigens als „Untouchable“ betitelt. Wer das komplette Konzert sein eigen nennen möchte, dem sei eine der Konzertfilm empfohlen. Auf der CD bzw. LP ist nur eine Auswahl enthalten. Dabei sind viele Highlights nur auf Mattscheibe zu bewundern. So sind beispielsweise Lee Douglas‘ Solo – Lightning Song, der Opener von Judgement – Deep, oder der gesamte Zugabenblock nur auf der DVD bzw. BluRay zu sehen. Grade dort ist die Vergangenheit der Band am ehesten zu spüren. Bei Panic oder Wings of God sind die Metalleinflüsse der frühen Anathema deutlich wahrzunehmen. Eine weitere Besonderheit ist die doppelte Version von Fragile Dreams. Einmal als letzter Song des Hauptsets mit Orchester in der Version von Hindsight präsentiert und als letzte Zugabe in der Rockversion.

„I guess that you can hear me through this song“

Was bleibt nun hängen? Universal ist einer der mitreißendsten Konzertmitschnitte seit Jahren. Das Feuerwerk am Ende von Flying und ein fast zu Tränen gerührter Vincent Cavanagh zeigen in wenigen Momenten die Essenz des Films – quasi ein Feuerwerk aus Emotionen und Magie. Wir sehen hier eine Band, die es geschafft hat, sich vom Metal zu einer der tiefgreifendsten Symphonic-Alternative Rockbands des aktuellen Musikbusiness zu entwickeln. Overdubs oder Ausbesserungen sind nicht vorhanden. Wer hier meckern will, wird auch was finden. Ist es ernsthaft ein Makel, dass der Sound statt 5.1. nur Stereo ist? Wir meinen nicht. Der Sound ist erstklassig von Christer Cederberg abgemischt worden. Um es kurz zu sagen, eine der Editionen muss man im Schrank haben! Denn es ist Musik für alle Lebenslagen. Danke Anathema! 10/10 Punkte!

Wer einen Blick in das Konzert werfen möchte, dem sei der folgende Youtube Link ans Herz gelegt: http://www.youtube.com/watch?v=6oc4HgczbY0