
Lange ließen die japanische Kultband DIR EN GREY auf sich warten. Doch nach einer erfolgreichen Tour durch die USA und zwei gewaltigen Touren durch Japan durften wir die Speerspitze des japanischen Metal wieder in Europa begrüßen. Im Mai 2015 erwiesen DIR EN GREY im Rahmen ihrer UNSTOPPABLE LIFE Tour auch Deutschland die Ehre. Ihr lang ersehntes neuntes Album „Arche“ erschien am 28. Februar in den Plattenläden. Das Album befasst sich eingehend mit der Schmerzenswelt des Menschen und ist bei Weitem melodischer als sein rauer Vorgänger „DUM SPIRO SPERO“.
Am 20.05. besuchten wir das DIR EN GREY Konzert im Astra Kulturhaus, Berlin. Schon vorab sickerte durch, dass DIR EN GREY in ihrer neuen Tour größtenteils nur Songs vom neuen Album in die Setlist aufgenommen haben. Als Support wurde DIR EN GREY von der Pariser Hardcore Band Rise of a
Northstar begleitet. Schon mit dem ersten Lied brachten die Pariser Jungs das hungrige Publikum zum Kochen. Der Support spielte eine halbe Stunde lang das Publikum warm, bis endlich 21.00 Uhr die Show begann. Das Konzert wurde von einer individuellen Beamer Show begleitet. Schon seit DIR EN GREYs AGE QUOD AGIS Tour 2011 sind einzelne Filme zu den Liedern ein fester Bestandteil ihrer Show. Als Opener spielten sie „Soshaku“. Wie gewohnt präsentierten DIR EN GREY ihre technischen Raffinessen, sowohl instrumental wie gesanglich. Schon nach wenigen Augenblicken war die Stimmung am Siedepunkt angelangt. Zur neusten Single „Uroko“ boten die fünf Japaner uns ein sehr atmosphärisches Lichtspiel gepaart mit einem großartigem Gitarren-Solo.
Zur Mitte des Konzertes geschah etwas Außergewöhnliches. Die Band spielte drei Balladen vom neuen Album direkt hintereinander. Die feurige Stimmung schlug schnell in fesselnde Melancholie um, welche in dem Song „Kuukoku no Kyoun“ ihren Höhepunkt fand. Der Beamer projizierte in den Hintergrund Tausende glühende Laternen, welche in den Himmel aufstiegen. Es war ein ergreifendes Schauspiel. Als neunten Song spielten DIR EN GREY den Song „Fukai“. Für viele Fans war das eine kleine Sensation, denn der Song ist stolze 12 Jahre alt und wird nur sehr selten gespielt.
Erst zum Ende des Konzertes brachen DIR EN GREY die beklemmende Melancholie, welche sie mit „Phenomenon“ und „Behind a Vacant Image“ so stark aufrechterhalten haben. Die Menge reagierte mit lautstarker Begeisterung auf den Stimmungswechsel. Spätestens zu „The Inferno“ blieb kein Head mehr un-gebangt. Mit „Revelation of Mankind“ bildeten DIR EN GREY einen gewaltigen Schluss für den ersten Teil ihres Konzertes. Sie verließen die Bühne.
Nach lautem Rufen betraten DIR EN GREY wieder die Bühne um eine kurze Zugabe zu spielen. Als Erstes spielten sie den Opener des „Arche“-Albums „Un Deux“. Bilder vom Inneren einer barocken Kathedrale und den weiten Himmelreich unterstützen die Performance. Die Fans streckten alle begeistert die Hände in die Höhe um diesen Moment zu feiern. Als vorletzten Song spielten sie „Saku“. Einer ihrer größten Hits und härtesten Songs. Der letzte Song des Abends war „Hageshisa to, Kono Mune no Naka de Karamituita Shakunetsu no Yami“, der unbestritten seit 2010 zu ihren liebsten Dauerbrennern gehört. Das Publikum und die Band gaben noch mal alles. Als Abschluss sang das Publikum noch den melodiösen Refrain, im Chor, für die Band und mit einem großen Knall endete das Konzert eindrucksvoll. Sänger Kyo bedankte sich knapp aber herzlich für das Konzert und verließ die Bühne, während Shinya, Kaoru, Die und Toshiya noch ihre Drumsticks und Plektren im Publikum verteilten.
Was bleibt zu sagen? DIR EN GREY haben sich mit ihren neuem Album mal wieder ein wenig neu erfunden. 14 Songs von Arche haben es in die Setlist geschafft. Es war ein visuelles Spektakel. Der wilde und brutale Sound von DUM SPIRO SPERO ist geschwunden und DIR EN GREY sind wieder melodiöser geworden. So war auch das Konzert im Gesamten sehr melodiös, traurig und ein wenig phlegmatisch. Eine Thematik wurde klar porträtiert und jeder, der Arche vorher mochte wird es nach diesem Konzert lieben. DIR EN GREY beherrschen ihre Kunst und überzeugen durch komplexes und raffiniertes Spiel ihrer Instrumente. Sänger Kyo hat eine großartige Stimme und verfügt über technisch sauberes Können. Ich empfehle jeden DIR EN GREY einmal Live zu erleben, wenn er oder sie die Chance dafür hat. Ein Abend, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Setlist:
1. Soshaku
2. Cause of Flickess
3. Sustain the Untruth
4. Magayasou
5. Uroko
6. Tosei
7. Rinkaku
8. Kuukoku no Kyouon
9. Fukai
10. Phenomenon
11. Behind a Vacant Image
12. Chain Repulsion
13. The Inferno
14. Revelation of Mankind
Encore:
15. Un Deux
16. Saku
17. Hageshisa to, Kono Mune no Naka de Karamituita Shakunetsu no Yami
Schlagwörter: Berlin, Dir en grey