„Dritter Advent – Nur noch einmal schlafen und dann spielen endlich wieder Nightwish.“ So meine Gedanken am 13. Dezember, kurz bevor ich vom Schlaf übermannt wurde. Im Rahmen ihrer „Endless Forms Most Beautiful – EU Tour“ attackierten Nightwish, bewaffnet mit einem neuen Album und zwei neuen Bandmitgliedern, die Arena zu Leipzig.
Doch die Spitze des Symphonic Metals kam nicht allein. Als Tour Verstärkung hatten sie Amorphis und Arch Enemy im Schlepptau. Das war wahrlich ein heißer Montag. Ob etwas von der Arena zu Leipzig übrig blieb? – Das erfahrt Ihr ein paar Zeilen tiefer: Ein ewiger Krieg unter scharlachroten Wolken
Nach Manier deutscher Pünktlichkeit begann punkt 19 Uhr das Spektakel mit einem energetischen Auftakt von Amorphis. Das neuste Album von den alten Metal-Hasen „Under The Red Cloud“ wurde erst dieses Jahr veröffentlicht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Amorphis ihre Show mit den dazugehörigen Singles Death of a King und Sacrifice begannen. Mir persönlich waren Amorphis bis dahin weitestgehend unbekannt. Doch ich genoss ihre dynamischen Kompositionen aus melodischen Elementen, über einfach brutale Passagen, hin zu purer Epik. Die Menge kam gut in Stimmung und scheute sich nicht, sich schon mal mit Bangen und Springen ordentlich aufzuwärmen. Besonders die Songs Hopeless Days und The Four Wise Ones haben mich mitgerissen und mir klar gemacht, dass ich Amorphis unbedingt mal näher betrachten muss. Leider war die Amorphis Show schon nach 8 kurzen Songs beendet. Doch es blieb keine Zeit, dass zu beweinen. Nur wenige Minuten danach stürmten Arch Enemy die Bühne und steckten die Masse in Brand. Die jugendliche Dynamik und Kraft von Frontfrau Alissa White-Gluz waren beeindruckend und mitreißend. Aber so schnell wie, Arch Enemy die Bühne stürmten, so schnell war der Spaß auch wieder vorbei. Viel zu rasch stürzten Arch Enemy im Schweinsgalopp durch ihre Set-List. Es fehlte ein wenig an Abwechslung und Struktur. Es hat Spaß gemacht, aber mich persönlich hat Amorphis mehr überzeugt. Obwohl ich selten so viel Kraft, Dynamik und Sex-Appeal auf einer Bühne erlebt habe. Ich sollte mir Arch Enemy noch mal in voller Länge Live gönnen. Showtime! Ein Schaudern vor dieser Schönheit
Das Feld ist geräumt. Amorphis und Arch Enemy haben ihre Sache gut gemacht. Jetzt kommt das, worauf fast alle gewartet haben. Den Beginn einer epischen Show machen Nightwish mit den Opener ihres neusten Albums Shudder Before The Beautiful. Kraftvoll und stark erscheinen Nightwish. Die neue Frontfrau Floor Jansen wirkt, als ob sie schon immer dabei gewesen wäre, und entführt uns mühelos in die Welt von Nightwish. Der Song Yours Is An Empty Hope zeigt schnell die neusten Facetten von Nightwish, welche Floor mit sich brachte. Machtvoll, dunkel und streng führt Floor den Publikums-Chor an. Tausende Stimmen brüllen, wie aus einer Kehle „yours is an empty hope“. Eine beeindruckende Szenerie. Nachdem die Audienz ordentlich in Schwung gebracht wurde, begaben sich Nightwish auf eine kleine Zeitreise. Die reich betagten Klassiker Ever Dream und Wishmaster erfreuten besonders die ältere Riege der Fans. Floor bewies eindrucksvoll, dass sie auch die Hits von Altsängerin Tarja Turunen problemlos über die Bühne bekommt.
Nicht so weit hin, erfüllten Nightwish die Arena mit Ruhe, Romantik und Zärtlichkeit, als Bassist Marco Hietala While Your Lips Are Still Red für uns sang. Eins meiner kleinen persönlichen Highlights folgte. Nightwish spielten Èlan. Ein Song, so leicht wie eine Feder und dabei trägt er so viel Energie. Diese Energie bewies sich deutlich in seiner Live-Performance, als die Menge lautstark mitsang. Mit dem Song Weak Fantasy nahmen Nightwish wieder volle Fahrt auf. Die Menge, welche heiße Glut im Bußen trug, entflammte erneut. Der bekannt mächtige Publikums-Chor sang mit Floor und Marco bei der Hymne 7 Days to the Wolves um die Wette. Der Song Alpenglow zeigte noch mal die treibende Wirkung des neuen Albums. Wenn auch (noch) nicht so intensiv, wie bei den alt-bekannten Songs, sangen die Fans fleißig mit.
Nightwish nahm uns mit auf eine Reise. Ob Wir schon müde und erschöpft waren? Nun ja, vielleicht taten dem ein oder anderen schon etwas die Füße weh. Aber mit den alten Freund Storytime wurde jedes Weh-Wehchen von Begeisterung wie weggeblasen. Dieser Song hatte eine ganz besondere Magie. Nicht nur, weil ich für meinen lieben Freund und Kollegen Vincent (der leider nicht mitkommen konnte) doppelt so stark abging – fremde Menschen begannen, miteinander zu tanzen und die Distanz der Fremde war für diese Zeit überwunden. Nightwish sorgten dafür, dass jene Magie nicht brach. Mit Nemo und Stargazers schenkten sie uns ein paar alt geliebte Hits. Das besonders Nemo die Menge rockte, muss ich wohl kaum erwähnen, oder? Gipfel des Ganzen war der Song Ghost Love Score, der Lieblingssong von Floor und bestimmt auch vieler Nightwish Fans. Eine träumerische Hymne voller Kraft und Leidenschaft. Das Publikum stand gebannt in Reih und Glied und genoss voller Staunen das vielfältige Treiben auf der Bühne.
Der Abend neigte sich dem Ende. Mit The Last Ride of the Day zehrte das Publikum von seiner letzten Kraft und gab noch mal alles. Natürlich voller Erfolg. Die Arena stand wieder in Flammen. Nach dem letzten Ritt ging die Band von der Bühne. Doch der das letzte Wort wurde noch nicht gesungen, die letzte Saite nicht gezupft und der letzte Ton nicht geblasen. Unter lauten Jubel kam der Kopf der Band, Tuomas Holopainen, auf die Bühne. Er trat vor sein Keyboard und leitete das Finale ein. Seit 11 Jahren höre ich Nightwish und The Greatest Show on Earth ist vom ersten Hören an, mein neues Lieblingslied der Band. So mag es keinen verwundern, dass ich mich, wie ein kleines Kind zu Heiligabend, über diesen Song freute. Das Publikum stimmte beseelt in die kolossale Hymne ein. Es war ein würdiges Ende des Konzerts, als tausende Stimmen gleichsam im Chor sangen: „We were here!“. Mit einem Knall und wildem Getöse endete die Show. Die letzten Teile der imposanten Hymne spielten noch im Hintergrund während die Band sich bei ihrem fleißigen Publikum für eine großartige Show bedankten. Wir waren hier!
Schlussendlich bleibt nicht viel zu sagen. Drei talentierte Bands bescherten vielen Menschen einen unvergesslichen Abend. Ob man nun jede Band mochte oder nicht. So glaube ich doch, dass niemand wirklich enttäuscht nach Hause ging. Nightwish lieferten eine grandiose Show voller Kraft, Leidenschaft und Magie. Floor Jansen trägt den süßen Gesang von Anette und auch die Kraft von Tarja. Sie bringt neue Facetten für Nightwish mit sich und begeistert damit die Fans. Auch Neuzuwachs Troy Donockley, ein Mann sie schnittig wie sein Name, ist eine wahre musikalische Bereicherung. Die raffinierteste Wortwahl und die reichste Poesie haben nicht die Macht, das Empfundene vollends zu beschreiben. Daher kann ich nur Jeden wärmsten empfehlen, ein Nightwish Konzert mitzuerleben. Für Fans und für solche, die es werden wollen. Auch Amorphis und Arch Enemy sollte man sich mal zur Brust nehmen. Ich bedanke mich bei jedem Musiker, Fan, und meinen Freunden für diesen wundervollen Abend.
Set-List Amorphis:
1. Death of a King
2. Sacrifice
3. Hopeless Days
4. Bad Blood
5. The Smoke
6. Silver Bride
7. The Four Wise Ones
8. House of Sleep
Set-List Arch Enemy:
1. Khaos Overture
2. Yesterday Is Dead and Gone
3. War Eternal
4. Ravenous
5. You Will Know My Name
6. No Gods, No Masters
7. As The Pages Burn
Set-List Nightwish:
1. Shudder Before The Beautiful
2. Yours Is An Empty Hope
3. Everdream
4. Wishmaster
5. My Walden
6. While Your Are Still Red
7. Élan
8. Weak Fantasy
9. 7 Days to the Wolves
10. Alpenglow
11. Storytime
12. I Want My Tears Back
13. Nemo
14. Stargazers
15. Ghost Love Score
16. The Last Ride of the Day
17. The Greatest Show on Earth
Schlagwörter: Amorphis, Arch Enemy, Arena Leipzig, Nightwish