Breaking

Steve Hackett im Gespräch

Interviews / Juni 1, 2013

Am Tag seines Konzertes in Leipzig trafen wir Steve Hackett zu einem kurzen Interview. In einem entspannten Gespräch erzählte uns der Gitarrist von seiner aktuellen Tour.

A2m: Wie läuft die Tour ?

Steve Hackett: Sehr gut. Die Beste die ich bisher gemacht habe. Viele Hallen sind oder sind fast ausverkauft. Das Publikum ist sehr gut. Das liegt womöglich auch an der „Genesis-Connection“. Die Atmosphäre ausgesprochen gut. Wir haben für die Genesis Songs einen speziellen Sänger – Nad Sylvan von Agents of Mercy. Es könnte echt nicht besser sein. Das Interesse der Beteiligten an Genesis Revisited I + II sowie der Plattenfirma war sehr groß. Die Leute sind sehr interessiert an der Phase von Genesis, als Peter Gabriel der Sänger war, bevor die Band zu dem wurde, was sie später war. Was heißen soll, komplexe Musik. Wobei wir diese nicht auf die gleiche Art wie in den frühen Siebzigern präsentieren. Die Setlist besteht auch nur aus Songs von Genesis Revisited I und II. Ich lege dieses Mal auch großen Wert auf die visuellen Effekte. Diese sind ein wichtiger Teil unserer früheren „Komplexität“.Z.b. bei WatcheroftheSkies (von Foxtrot) will ich die Zuschauer mit Hilfe der Screens auf einen Ritt durchs All schicken. Ich werde diese Phase meines Lebens nur dieses Jahr revuepassieren lassen. Ich habe viele Alben mit verschiedenen Stilen wie Rock- und Popmusik, Blues, Jazz aber auch im Stil von Bach. Ich lege mich nicht gern fest.

A2m: Wo du gerade über Bach sprachst. Mich wundert es, dass du als Fan von Bach noch nie hier in Leipzig gespielt hast.

SH: Ich bin mir nicht sicher, aber ich hatte das Gefühl bereits hier gespielt zu haben. Aber jeder meinte es sei das erste Mal. Möglicherweise habe ich die Stadt schon einmal besucht. Es kam mir alles so vertraut vor.

A2m: Bitte erzähl mir ein wenig über deine Band.

SH: Die Keyboards spielt Roger King. Er ist auch Soundtechniker und schreibt Filmmusiken. Ursprünglich ist Roger Organist und er freut sich schon sehr darauf im Oktober die Orgel in der Royal Albert Hall zu spielen, wenn wir dort auftreten. An den Blasinstrumenten und zusätzlichen Keys habe ich Rob Townsend – er ist aber nicht dem gleichnamigen Bluesdrummer verwandt. Lee Pommeroy ist mein Bassist. Er spielte auf der letzten Tour von Take That und beim Diamond Jubilee Concert der Queen in London. Lee ist brilliant. Gary O’Toole sitzt am Schlagzeug und singt von Zeit zu Zeit. Mit ihm arbeite ich bereits seit dem Jahr 2000 zusammen. Die Band ist wirklich großartig.

 A2m: Als Gitarrist interessiert es mich, wieviel Gitarren du auf der Bühne verwendest.

SH: Garnicht mal so viele. Ich habe aber einige Ersatzinstrumente dabei. Meine Hauptgitarre ist eine goldene LesPaul mit Floyd Rose Tremolo von Fernandes aus Japan. Dann spiele ich eine Nylongitarre und noch eine 12saitige. An Verstärkern habe ich zwei Marshalls auf der Bühne stehen und einige Effekte. Unter anderem einen Verzerrer den Pete Cornish gebaut hat. (Anm. Pete Cornish gilt in England als der „Effekt-Guru“ für Musiker u.a. baute er für David Gilmour, Eric Clapton und Jimmy Page.) Er ist ein Genie, aber ich glaube er ist inzwischen im Ruhestand.

A2m: Hast du Genesis eigentlich 2007 auf ihrer Tour gesehen?

SH: Nein, Damals nicht. 2005 fragten sie Peter (Gabriel) und mich ob wir dabei wären und „The Lamb lies down on Broadway“ aufführen wollten. Die Fans fragen immer wieder ob wir nicht mal wieder etwas zusammen machen. Aber es müssen eben zur rechten Zeit alle ja sagen und das ist eben nicht so leicht wie man denken könnte. Ich bin da durchaus flexibel und wäre dabei gewesen. Inzwischen ist meine Geduld aber am Ende und ich wollte meine Version einer perfekten Genesis Show abliefern – was ich im Moment auch tue. Bloß mit einem anderen Set und anderen Leuten, wo die Musik im Vordergrund steht. Nicht ich stehe im Rampenlicht, die Musik ist der Star der Show. Das war sie schon immer. So hat die Musik von Genesis mehrere Line-ups, Drummer und Gitarristen (lacht) überlebt. Ray Wilson hat übrigens bei einigen Shows als Gast mitgesungen. – Da wären wir übrigens wieder bei der „Genesis Connection“ (lacht).

IMG_0764A2m: Wo du gerade das Thema Reunion ansprichst. 1982 hattet ihr ja schon einmal eine Zusammenkunft. Da würde es mich einmal interessieren, wer hatte die Idee, dass Peter Gabriel bei „Turn it on again“ das Schlagzeug spielt?

 SH: Ich bin mir sicher, dass es seine Idee war. Das war eher als humoristischer Akt gemeint – Phil ist ein großartiger Drummer und da hätte das sowieso niemand ernst genommen.

 A2m: Wie kam es eigentlich zu der Zusammenarbeit mit Ray Wilson?

SH: Wir haben uns vor einigen Jahren das erste Mal getroffen, als alle Mitglieder von Genesis für eine TV-Show zusammenkamen. Wir unterhielten uns ein wenig und freundeten uns später an. Irgendwann kamen wir überein, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt einmal etwas zusammen machen sollten. In welcher Form das sein wird ist noch nicht klar. Entweder werde ich mal auf einem Album bei ihm etwas einspielen oder er wird auf einem meiner Alben erscheinen. Er ist ja bereits auf der neuen Edition von Genesis Revisited II (Selection Edition) zu hören. Dort singt Ray Carpet Crawlers von Lamb lies down on Broadway.

A2m: Wie kommt es, dass etwas über ein halbes Jahr nach Genesis Revisited II, nochmal eine kondensierte Version des Albums auf dem Markt erscheint?

SH: Das ist mehr oder weniger eine Sache die von meiner Plattenfirma InsideOut gewollt war. Sie wollten eine 1 CD Fassung, die in Kaufhäusern (Anm. MediaMarkt, Saturn etc.)  abseits von Musikläden verkauft werden kann. Denn leider wird es immer schwerer für die Plattenfirmen Alben in solchen Läden zu verkaufen. Mit der Selection haben wir eine Platte die sich mehr auf die kürzeren Songs, weniger epischen Songs konzentriert. Als Zusatz ist Ray’s Version von Carpet Crawlers mit enthalten. Das Album soll sich auch an ein Publikum richten, welches eben nicht unbedingt Songs von 23 Minuten Länge hören möchte, ohne die Intigrität des existierenden Materials zu schmähen.

A2m: Nach den Terminen hier in Deutschland geht es auf die Britischen Inseln, ihr werdet u.a. in Aylesbury spielen und Steve Rothery spielte ja auf dem Album mit…

SH: Ja, das ist richtig. Steve wird sowohl in Aylesbury als auch in Hammersmith mit auf der Bühne stehen. Ian Mosley hatte sich auch für Aylesbury angekündigt. Doch er wird nicht spielen. Die Arbeit mit beiden macht sehr viel Spaß. Mit Ian hab ich vor einigen Jahren schonmal ein Album aufgenommen. Die englische Musikszene ist sowieso sehr kameradschaftlich. Im Moment gibt es viele gegenseitige Gastauftritte, was möglicherweise auch an den zurückgehenden Plattenverkäufen liegt und das Liveshows immer wichtiger werden. Es ist ohnehin eine gute Zeit für Musik. Wir haben kein Multinationalesdiktat, was uns sagt was wir zu tun haben. Irgendwie wie in den 60ern…Alles ist frei…Die Leute machen was sie machen wollen.

A2m: …wie Steven Wilson. Der ja im Moment mehr oder weniger omnipräsent ist.

SH: Ja, durchaus. Ich habe vor einiger Zeit schon auf einem seiner Soloalben gespielt und er hat auch auf Genesis Revisited II einen Auftritt. Ich hoffe, dass er einiges von meinem frühen Material remastert. Er hat es mir angeboten und wir sind gerade dabei eine Übereinkunft mit EMI zu erzielen. Aber da EMI nun zu Universal gehört ist es noch schwieriger alles unter einen Hut zu bekommen.

A2m: Mit wem würdest du gerne mal Zusammenarbeiten?

SH: Ich denke es wäre mal spannend mit Joe Bonamassa zusammenzuarbeiten. Er hat einmal eine Version von Los Endos gespielt. Er ist ein toller Musiker. Auf der einen Seite hatte ich gehofft, noch einmal mit Richie Havens etwas zu machen – leider starb er den darauffolgenden Tag. Wenn das nicht mehr in diesem Leben passiert, dann eben im nächsten.

A2m: Wie denkst du über die moderne Musik?

SH: Sie ist heute viel freier als früher. Ich denke die früheren Arbeitsweisen, sind für die heutigen Musiker nicht mehr machbar. Die kommerzielle Musikszene, für die „Top-Performer“, ist ein völlig überzeichneter Club und momentan sind nur zwei Bands, mit Progeinflüssen, aus England – Muse und Elbow wirklich international erfolgreich. Diese Beiden sind viel jünger als ich. So ist es viel wichtiger geworden von Zeit zu Zeit ein Lebenszeichen abzusetzen.

Wir danken Steve Hackett für das Interview sowie  PirateSmile für die Organisation.


Schlagwörter: ,




Previous Post

Buchtipp: Laura Moriarty – Das Schmetterlingsmädchen

Next Post

Hände - Fotografien, Beschreibungen und Videos zu einem Körperteil von Hendrik Wiethase





You might also like



0 Comment


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.


More Story

Buchtipp: Laura Moriarty – Das Schmetterlingsmädchen

Hiermit stelle ich wieder eine Perle meiner Romanbiografien Sammlung vor – Das Schmetterlingsmädchen von Laura Moriarty....

May 28, 2013