Wer am 9. August 1986 in Knebworth beim Abschlusskonzert der „Magic“-Tour von Queen dabei war und danach meinte, dass dies das letzte Konzert der Gruppe für immer sein soll, wäre bestimmt für verrückt erklärt worden. Nach dem im Mai 1989 „The Miracle“ erschien und man erstmals keine Livetour zu dem Album ankündigte, kamen Gerüchte auf, dass Freddie Mercury ernsthaft erkrankt sei von HIV und Aids war die Rede. Bestärkt wurde dies durch einen Auftritt der Band bei den Brit-Awards 1990. Mercury wirkte abgemagert und kränklich. Erst am 23. November 1991 wurde die Öffentlichkeit mit einer vorbereiteten Erklärung über die Aids Erkrankung informiert. Einen Tag später starb Freddie Mercury.
Als sich abzeichnete, dass Queen nicht mehr auf Tour gehen können stürzten sie sich in Arbeit um noch möglichst viele Songs mit Mercury aufnehmen zu können. Jim Hutton – der letzte Lebensgefährte des Sängers erklärte vor seinem Tod 2010, dass die Bandmitglieder mindestens seit 1989 von der Erkrankung wusste. Unmittelbar nach dem Release von „The Miracle“ ging die Arbeit weiter und man bereitete die Veröffentlichung von „Innuendo“ vor. Es wurde im Februar 1991 schließlich veröffentlicht. Es sollte das letzte zu Lebzeiten Freddie Mercurys veröffentlichte Album von Queen sein.
Fast 25 Jahre später erscheint nun eine umfassende Werkschau der Engländer auf Vinyl. Insgesamt 18 Schallplatten sind in der Box enthalten. Erstmals sind die beiden Alben „Innuendo“ und „Made in Heaven“ ungekürzt auf Vinyl erhältlich. Beide waren, um auf eine Platte zu passen, jeweils gekürzt worden. Im Vergleich zur CD Ausgabe ist auch die Reihenfolge der Songs teils verändert. So ist z.B. „These are the Days of our Lives“ an die vierte Stelle hinter „Headlong“ gerutscht.
Dass „Innuendo“ ein wahnsinnig gutes Album ist, beweisen alleine schon die ersten vier Stücke auf der Schallplatte. Der Hang Queens zu monumental anmutenden Stücken beweist schon der Titeltrack als Opener. Tief drückend und melancholisch beginnt sich „Innuendo“ episch bis zum ersten Chorus aufzubauen nur um plötzlich abzubrechen. Nach einem kurzen Break setzt der von Yes‘ Steve Howe gespielte Flamencopart ein. In einem wechselnden Mix von sinfonischen Chorälen und epischen Gitarren endet dieses großartige Stück. Der Track ist übrigens nur ein einziges Mal live gespielt worden – beim Freddie Mercury Tribute Concert im Wembley Stadion 1992. Dort wurde er von Robert Plant gesungen. Leider ist diese Aufnahme nie offiziell veröffentlicht worden, weil der Led Zeppelin Sänger bisher immer seine Zustimmung verweigerte. Auf „Innuendo“ folgt „I’m going slightly mad“. Schon allein das unterlegte Keyboard frisst sich ins Ohr. Freddie Mercury wurde textlich offenbar vom Schriftsteller Noel Coward und einem Freund inspiriert. Das zugehörige Video ist das Letzt mit dem Frontmann.
„Headlong“ ist ein reinrassiger Queen Rocker im Stile der frühen Achtziger. Ursprünglich plante Brian May das Stück für ein Soloalbum. Doch ganz ehrlich, mit Freddie klingt es zehnmal besser. Auf der Schallplatte kommt jetzt „These are the Days of our lives“ – eigentlich eines der traurigsten Stücke auf dem ganzen Album. Geschrieben von Roger Taylor handelt es um die Rückbesinnung auf die Tage des Lebens. Das darin enthaltene Gitarrensolo ist wohl eines der emotionalsten der Rockgeschichte. Die Traurigkeit über den sich abzeichnenden Verlust des Sängers ist hier in jeder Note förmlich zu spüren.
Dass Queen ihren Humor dennoch nicht verloren haben beweist „Delilah“ – ein Stück über Mercurys Katze. Brian May erzeugte die „Miaus“ mit Hilfe seiner berühmten Red Special Gitarre.
Den Abschluss des Album, ja einer ganzen Ära bildet „The Show must go on“. Aufbauen auf einer von John Deacon und Roger Taylor erdachten Akkordfolge schrieben May und Mercury zusammen den Text. Dem Rolling Stone zu Folge hatte Brian May erst Bedenken ob Freddie das Stück auf Grund seiner Krankheit noch singen könne. Doch er nahm sich einen Wodka und bemerkte: „I’ll fuckin do it, darling!“. Herausgekommen ist ein Song, der wohl alles repräsentiert was Queen ausgemacht haben. Gleichzeitig ist es die Botschaft des Sängers – „Leute, macht weiter – auch wenn es euer Herz bricht, euer Make Up verläuft, egal, mein Lachen ist immer bei euch.“ Dafür muss man Freddie Mercury Tribut zollen und einfach nur danken!
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