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DEXCORE – wenn Freude & Leid nahe beieinander liegen…

J-Rock Special / März 21, 2020

… und das gilt nicht nur für ihre extravagante Art zu musizieren! Nachdem die Szene-gefeierte Alternative-Metalband DEATHGAZE, im Dezember 2014, eine Pause auf unbestimmte Zeit verlauten ließ, widmete sich jedes verbleibende Mitglied eifrig seinen eigenen musikalischen Wünschen und Ideen. Lediglich um Drummer 直樹 (Naoki) blieb es eine ganze Weile ruhig. Doch dies stellte sich, im Oktober 2016, als wortwörtliche ‚Ruhe vor dem Sturm‘ heraus!

Zusammen mit dem, bis dato unbekannten Sänger 架神 (Kagami), rief man die Metalcore Band dexcore zu den Fahnen!

Ergänzend holte man sich Bassist tetsu mit ins Boot, der das Trio vervollständigte, und veröffentlichte virtuell einem zum kostenlosen Download mit dem erhältlichen Song namens ‚Hunger‘ und bereits zwei Monate darauf, die erste Single ‚The Dead Sea‘.

Optisch eindeutig der Visual-kei-Szene zuzuordnen, erregte man jedoch vor allem phonetisch Aufsehen. Kalte, kompromisslose Drumm-Gewitter, gepaart mit schneidenden Gitarrenriffs und einer Stimme, wie einer Kreissäge. Dazu oftmals misanthropische Lyrik und in Vielzahl englischer Schandworte, zwischen engelsgleichem Sing-Sang, perversestem Pig-Screaming, brachialem Growling und kindlich verspielten Clear-Ton-Vocals – 架神 (Kagami’s) Stimme scheinen keine Grenzen gesetzt. Und eben nach diesem, für eine Visual-kei-Band, aus dem Nahen Osten, ganz und gar untypischem Bild, entfaltet sich auch die dargebotene Begleitmusik als ein ständiges Wechselspiel von poppigem J-Rock-Hymnen, bis hin zu abgedroschenem Blackmetalgeballer. Ein musikalischer Schlagabtausch, der seines Gleichen sucht! Nicht umsonst definierte man den Bandnamen, als ‚eigene Musikrichtung‘.

Einer ungebräuchlichen Idee entsprechend, kündigte man anschließend 2017 die Veröffentlichung von 10 einzelnen Tracks an: wiederum kostenlos und auf dem hauseigenen YouTube-Kanal: pünktlich zum jeweiligen Montag der laufenden Woche. Wofür andere Künstler ein Album veräußern würden, widmete man hier der Liebe zur Musik und der Erschließung einer möglichst breitgefächerten Fanbase.’above the clouds‘, ‚A.S.H‘, ’noise‘, ‚鼓動‘ (kodou/Herz), ‚Drowning‘, ‚Dismantling‘, ihr unvergleichliches’beloved‘, ‚monology‘, ‚Miserable Imposter‘ und ‚ショート・サーキット‘ (shoto sakitto/Kurzschluss) bieten einen faszinierenden Einblick, in die Kreativität einer junge Band, deren zwischen Jazz und Metalcore wie Tag und Nacht erscheint.

Dann der erste, bittere Schlag: Im Mai 2017 entschied sich ihr bisheriger Bassist tetsu, die Band, aufgrund musikalischer Differenzen, zu verlassen. Die Gründungsmitglieder 架神 (Kagami) und 直樹 (Naoki) entschieden sich übergangstechnisch, als Duo fortzufahren. Viel Zeit, der Trauer, lies man jedoch nicht ins Land ziehen:

Die für Live-Gigs eingesetzten Supportmitglieder: haku (Gitarre) und 澄 (to-ru) (Bass) wurden binnen 1 1/2 Monaten vom offiziellen Duo, als feste Bestandteile der Band, aufgenommen. Klangen bislang einige Veröffentlichungen noch stark tendierend japanisch und bedienten sich größtenteils auch dieser Sprache, senkte sich die Wippe, zur amerikanischen Sounduntermalung +vorwiegend englischen Texten, spätestens. Die nun vierköpfige Combo änderte anschließend Ihre Bandtypografie in DEXCORE um.

Im Dezember, zur 2. Single „Imitation“, mit der man sich quasi selbst übertraf. Selten verstand es eine Band so zielsicher die verschiedensten Musikgenre, haarsträubendsten Breakdowns und unerwarteten Prügelorgien, in nur einem Song unterzubringen – der fürwahr das erste Musikvideo redlich verdient hatte. Januar 2018 machte dann zunächst 独り言 (Hitorigoto/Einzelgänger) und anschließend, im März 酸素 (Sanso/Sauerstoff) von sich Reden. Zwei digitale Veröffentlichungen durch 架神 (Kagami), auf ihrem offiziellen youtube-Channel, mit denen das virtuose Multitalent zwei lupenreine Klassik/Pop-Erzeugnisse präsentierte, die seiner Stimmorgane einmal ein gänzliches Umdenken abgewinnt.

Jeglichen ‚Trennungsgerüchten‘ und angeblichen Höhenflügen, von einer Solo-Karriere zum Trotz, lieferte der April mit ‚BLACK PIG‘ ein absolutes Deathcore-Meisterwerk. Die im Juli erschienene 3. Single ‚NEW ERA‘, inklusive Video, kann es durchaus mit ihrem Vorredner aufnehmen, wirkt im Hauptteil allerdings etwas gezügelter.’Brainwashing‘ im November 2018 toppte das Ganze dann sogar noch, mit einem aufwendigen Hip-Hop/Deathcore-Beatdown. Und pünktlich zum Weihnachtsfest verzaubert 架神 (Kagami) mit 天気雨 (Tenki ame/Regenwetter) dann erneut, unerschlossene Pop-Gefilde.

Lange hielt es haku anscheinend nicht in seiner neuen Familie aus und so kam es leider zum zweiten „Break-Down“ – ergo: bereits im Mai 2019 gitarristenlos. Sage und schreibe 10 Tage! „Andachtstrauer“ später, ernannte man 梦斗 (yumeto) als neuen Mann hinter der Elektro-Klampfe und liefert mit ‚Collapse‘ einen würdigen Nachfolger Kettenbrecher.

Die Devise – Weniger ist manchmal mehr – hätte man sich im September mit der Erscheinung ‚Don’t be afraid‘ zu Herzen nehmen sollen. Während die erste Hälfte, der B-Seite, von DEXCORE’s Stärken in Punkto -kompromisslos/düster/hart zehrt, sind Titelsong, als auch Nebenlied, randlos überladen mit dem gescheiterten Versuch x-Genre in 5min zu quetschen. Meines Erachtens ihr bislang schwächster Streich! ルソー (Toruso/Torso) hingegen reiht sich 1:1 in die besinnliche Weihnachtsveröffentlichungen des Frontmanns ein.

Der erste Vorgeschmack, auf das Jahr 2020, hat es dann wahrlich in sich: DRAGOUT schlägt im Februar ein, wie eine Granate. Handelt es sich hierbei vielleicht um eines ihrer reinsten Metalcore-Produktionen, hätte dieser Ohrwurm leidenschaftlicher nicht sein können. Februar 2020: Nach nun mehr 3 1/2 Jahren endlich die lang ersehnte Botschaft: das erste (derzeit noch unbetitelte) Full-Lengh-Album ward fertiggestellt. Ein Ereignis, das Fans, der Hartmetaller, bereits händeringend herbeigebetet hatten. Titel und Datum würde man in Kürze veröffentlichen.

Umso fassungsloser, in Angesicht dieser freudigen Nachricht, dauerte es keine 3 Tage bis es Schlag auf Schlag kommen sollten! Angeblich, aufgrund von Unstimmigkeiten, in der Produktionsphase des neuen Albums, ist es nun diesmal ausgerechnet Drummer und Bandgründer 直樹 (Naoki), der bereits zum 29.02.2020, im Rahmen eines letzten Konzertes, der Band den Rücken zugekehrt hat. Was einen derartigen Disput ausgelöst haben muss (ob nun tatsächlich das uns noch nicht enthüllte Machwerk, oder vielmehr ein harter Bruch unter den einzelnen Bandmitgliedern?) bleibt leider im Unklaren.

Fest steht, dass somit 架神 (Kagami) Dreh- und Angelpunkt des Geschehens und nach nicht einmal vier Jahren Bandgeschichte, das einzig verbleibende Original-Mitglied der Gruppe bleibt. Wie es fortan weitergehend wird und ob für den Ex-DEATHGAZE’ler bereits ein Ersatz in den Startlöchern steht, ist derzeit leider noch Kaffeesatzleserei.

In einem offiziellen Statement, seitens des Sängers, ließ man verlauten, dass man die drastische Entwicklung der Band sehr bedaure und weiterhin auf die unerschütterliche Unterstützung der Fangemeinschaft hoffe. Mit Vorfreude und einem ebenso bitteren Beigeschmack, harrt man nun der Dinge die da kommen. Ein Bericht, zum fertigen Erstlingswerk, folgt somit in Kürze.


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