Breaking

DIMLIM – CHE DO RA

J-Rock Special / Rezensionen / September 11, 2018

‚Was dich nicht umbringt, macht dich stärker‘ einen Ausspruch, den sich DIMLIM wohl zu Herzen genommen haben. Spekulierte man nach unerwartetem Line-Up Wechsel noch vor Kurzem über das Ende der Band, legten diese nun mit ihrem ersten Longplayer die Messlatte dermaßen weit hoch, dass man leider (?) damit rechnen muss, dass kein zweites Album der Band einen derartigen Hype schlagen wird, wie dieses!

Die noch junge Band (gegründet Juni 2017) musste bereits einvernehmlich am 09.11.2017 auf zwei Ihrer Bandmitglieder verzichten, nachdem ein etwas unschöner Eklat zwischen einem Fan und Drummer: 壱世 (Issei) publik wurde. Die Entscheidung des Managements als auch der Band, sich über Nacht von Ihrem Drummer zu verabschieden, bewog auch dann Bassist: 翼 (Tsubasa) seine Konsequenzen zu ziehen und das alles gerade mal nach einem 6 Lieder starken Mini-Album.

Sänger: 聖 (Sho), Gitarrist: 竜弥 (Ryuuya) und Gitarrist: 烈 (Retsu) zogen weiter, brachten ihre ersten beiden Singles raus und noch im Mai 2018 stand fest, dass die neuen Supportmitglieder: Bassist: 大志 (taishi) und Drummer: 鴻志 (Horoshi) den idealen Ersatz darstellten.

CHE DO RA erblickte am 08.08.2018 das Licht der Welt – [Warnhinweis!] Wer hier nach weichen, sanften, verträumten Klängen sucht, sollte lieber einen gewaltigen Bogen um dieses Monstrum schlagen! Denn das, was das neu konstruierte Quintett hier abgeliefert hat, ist an perverser Freude für Brutalität und kranken Exzessen kaum zu übertreffen. Hier geben sich Dr. Jakyll & Mr. Hyde nicht nur die Klinke, sondern die komplette Tür in die Hand!

Nach einem, metallisch/elektronisch klingenden Instrumental (EXORDIUM) geht es mit GROTESQUE zunächst augenscheinlich in Richtung verträumtes Liebeslied. Ganze 1:45min, bevor 聖 (Sho) der Kragen platzt. Bereits hier wird klar, dass man es mit einer Band besonderen Ausmaßes zu tun hat, die gern mal unerwartet und dafür ohne Gnade über die Stränge schlagen. Egal ob Pig-Scream, tieftest Growling oder pervers hohe Schreie. 聖 (Sho’s) Stimmbändern scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein und diese überschreitet er dafür nur allzu gern. Typisch metal-balladig, unterstützt von harten Drums, donnert es in Malformation weiter, bevor …物狂ひ…なりて (..Monokuru Hi…Narite) endgültig den Gesangspart verreißt und in ein Wirrwarr aus dunklen, alptraumhaften Klängen hinabführt. Schreie, Grunzen, hier und da eine zart besungene Strophe, aber vor allem viele harte Riffs, brutales Gehämmer.

Sprichwörtlich ‚mit Liebe&Hass‘ – macht die neuste Videoauskopplung 愛憎につき… (Aijou ni Tsuki..) dem Wort ‚Alptraum‘ wirklich alle Ehre. Kein Song für schwache Nerven – trotz neckischem Sombrero, den DIMLIMS charismatischer Frontmann sanft rotieren lässt, während eine junge, adrette Dame sich entscheidet, ihren schwerbehinderten Freund zu strangulieren.

Da ich ein großer Fan von Konzeptalben bin und es sich sehr schnell herauskristallisiert, wie durchdacht CHE DO RA aufgebaut ist, kann man es nur befürworten, dass mit狂の理 (Kyou no Ri) ein kurzer instrumentaler Ruhepunkt gesetzt wurde. Selbstverständlich nur, um mit Ambitiosus principles (nach einem irreführenden, elektronischen Einstieg) dem Wahnsinn endgültig Tür & Tor zu öffnen. Das wohl genialste Stück der Platte zeigt mit aller Gewalt, wozu die 5 Künstler in der Lage sind und sollte auch den letzten Mund sperrangelweit aufstehen lassen. Kein Wunder, dass zum Schluss selbst dem Sänger nur noch qualvolle Krätzer aus der Kehle entweichen, während sich der Rest der Band wahrscheinlich wundgespielt haben müsste. Ein Song, der noch ewig Seinesgleichen suchen wird.

Aber Verschnaufpausen gibt es keine und sowohl Mad [K] als auch シガラミ -CHEDOARA MIX- (Shigarami – CHEDOARA MIX -) bleiben eines: hart, brutal, laut und bis ins Mark erschütternd. Versöhnlicher wird es erst wieder mit D. Hymnus. Jedoch auch düsterer, melancholischer und keineswegs weniger beklemmend, als seine Vorgänger.

Unerwartet hell, poppig, melodisch und gesanglich brillant, knallt ihre vorletzte Videoveröffentlichung vanitas -CHEDOARA MIX- wie ein buntes Feuerwerk in das doch sonst recht abnorme Machwerk. Aber vor allem hier kommt der Mr. Hyde im Dr. Jakyll, in zwei fulminanten Breaks, zur besten Geltung. Grandios in Szene gesetzt zeigt 聖 (Sho), der im Video wie das uneheliche Kind von Britney Spears und Marilyn Manson daherkommt (und frappierend an sukekiyo’s Kyo in ‚in all weathers‘ erinnert), welche Gesangskünste wirklich in ihm stecken.

Melodramatisch und verstörend, findet ihr grandioses Erstlingswerk mit 「人」と「形」 (Hito to Katachi) ihr jähes Ende und lässt einen tief sitzenden Eindruck zurück.

Selten gab es noch eine nennenswerte Visual-Kei Band der letzten Jahre, die ein derartiges Potential aus den Vollen schöpfen konnte und mit einer solchen Detailverliebtheit umgesetzt hat. Wandlungsfähig wie ein Kameleon, auf einem bitterbösen Psychopharmaka Trip.

Mit 10/10 möglichen Punkten, kann ich jedem, der nicht all zu zart beseidet ist, dieses Album wärmstens ans Herz legen. Anspieltipps: 愛憎につき… (Aijou ni Tsuki..) DIMLIM – 愛憎につき… (MV FULL) www.youtube.com 詞:聖 曲:烈 ️2018.08.08(WED) RELEASE DIMLIM 1st CONCEPT FULL ALBUM 「CHEDOARA」 1.EXERDIUM 2.GROTESQUE 3.Malformation 4….物狂ひ…なりて 5.愛憎に … vanitas
Schlagwörter: , ,




Previous Post

feines Vinyl 28: Yes feat. Anderson, Rabin, Wakeman - live at the Apollo

Next Post

Per Gessle kehrt mit Small Town Talk zurück





You might also like


More Story

feines Vinyl 28: Yes feat. Anderson, Rabin, Wakeman - live at the Apollo

Yes gelten neben Genesis und King Crimson als Vorreiter in der progressiven Musik des Vereinigten Königsreiches. Die Band,...

September 11, 2018