Mein letztes Konzert im Jahre 2010 fand am 30.12. im Dessauer Beatclub statt. Diese Aktion war recht spontan und ich schmiss mich mit einem Live-Interview selbst ins kalte Wasser. Ich war sichtlich nervös als Rob, Leader von „Born From Pain“ neben mir saß. Und ich war irritiert von der pornografischen Wandkritzelei im kleinen Backstageraum.
Das war euer letztes Konzert im Jahre 2010. Wie war es für euch? Für uns war es gut! Wir waren schon ein paar Mal in Dessau und es war immer geil! Heute war’s nicht anders. Das Publikum war gut dabei. Ja, es hat Spaß gemacht. Auch die anderen Bands. Wir sind seit 6 Tagen unterwegs und wir haben eine sehr gute Zeit gehabt!
Ihr habt eine hohe Bühnenpräsenz! Danke, das nehme ich dann als Kompliment!
Das war auch ein Kompliment! Was war das Schlimmste auf der “Rise or Die” Tour? Das Schlimmste?! Bei uns ist es Bühnen- oder Spieltechnisch nicht schlimm. Wir machen unser Ding, in den meisten Fällen findet das Publikum das auch geil und 95% des Publikums macht auch mit. Aber am schlimmsten war ein platter Reifen auf der Autobahn bei 120! Bei dem Wetter! Glücklicherweise haben wir die Gefahrensituation ganz schnell und routiniert gelöst. Zwei Stunden mussten wir auf den ADAC warten und bla bla bla … Aber ich muss sagen, es war eine reibungslose Tour!
Was bedeutet für dich Hardcore? Hardcore bedeutet für mich eine Einstellung zum Leben und zu sich selbst. Hardcore ist für mich keine bestimmte Regel!
Also ich erkenne Hardcore als Familie an! Ja, richtig, so sehe ich das auch! Ich muss jetzt ehrlich sagen, dass ich mich nicht mit jedem im HC identifizieren kann, weil es auch Leute gibt, die Arschlöcher sind. Damit möchte ich mich nicht identifizieren. Doch, als Familie sehe ich das auch. Man sieht es auch weltweit! Einen Haufen Leute kennt man aus der Szene und man ist überall willkommen. Es ist eine bestimmte Offenheit, Gastfreundlichkeit und ein bestimmtes Level von gegenseitiger Hilfe vorhanden. Das finde ich an der Szene gut. Ich laufe schon seit einigen Jahren in der Szene herum; ich merkte auch, dass es mich in meinem Leben sehr prägte. Weil man Konzerte organisierte, die Band musste vorankommen … man macht eben alles selbst!
Richtig D.I Y. !? Richtig – D.I Y – richtig! Das ist auch eine Einstellung, die man den Rest seines Lebens mit sich nimmt. Selbst außerhalb der Szene bringt diese Einstellung Vorteile mit sich. Probleme lassen sich einfacher und schneller lösen.
Woher nimmst du deine Inspiration? Es ist die Einstellung zum und aus dem Leben, was darin und um einen herum passiert. Musikalisch ist es gleich. Es wird ein bestimmter Song mit bestimmten Vibes auf die Art und Weise, wie man sich fühlt, produziert. Wir können nicht sagen, dass wir von einer Band inspiriert sind.
Bist du religiös? Nein, eigentlich nicht. Ich habe nichts gegen religiöse Menschen, nur um das mal klar zu stellen. Meistens ist diese Definitionseinstellung in Hardcore gleich schlecht. Wir sind nicht einverstanden mit religiösen Strukturen oder organisierten religiösen Sachen. Wenn aber Leute einen bestimmten Glauben haben, an Gott oder was auch immer, und es denen hilft ein besseres Leben zu haben, dann bin ich dafür. Soll’n se machen!
Du scheinst dich, laut deinen Aussagen auf der Bühne, sehr mit Politik auseinander zu setzen. Ja, Politik ist wichtig! Es geht um die Zukunft der Menschheit. Klingt jetzt sehr groß, aber ich kann das nicht allein ändern. Ich will nicht sagen, dass sich jeder dafür interessieren soll, aber es wäre schön! Wenn ich umher schaue und die Informationen durch die Medien eins plus eins zusammen zähle, dann fühle ich mich insgeheim angelogen. Es ist wichtig! Man sollte sich bewusst werden, was mit einem gemacht wird. Ich möchte gerne meine Kinder, wenn ich die einmal haben werde, zur Schule und zum Arzt schicken können, denn in absehbarer Zeit kann man das nicht mehr finanzieren. Das ist nur ein klitzekleiner Aspekt der ganzen Geschichte. Ich merke, dass es in allen Richtungen geht. Das viel mehr Leute weniger haben und wenige Leute vorhanden sind, die viel zu viel haben. Das seh‘ ich nicht ein! Das ist komisch!
Was machst du, wenn du nicht auf Tour bist? Da sind wir im Fußballstadion! Ich arbeite natürlich, denn von der Band kann man nicht leben. Ich bin selbständig und mach da ein paar Sachen. Wir sind in der Band sehr Fußball-interessiert. Wir gehen tatsächlich gerne ins Stadion. Solche Sachen müssen sein, denn wir beschäftigen uns viel mit der Band.
Es gab eine Begebenheit auf der Damentoilette [Anm. d. Red.: dazu möchte ich mich nicht weiter äußern] Was haltet ihr von der HC Szene und Fashion? Ich empfinde die Szene mittlerweile eher Fashion- als Musikbezogen. Hast schon recht! Es gibt viele, die beschäftigen sich mit Sachen, die nicht interessant oder wichtig sind. Wir sind keine Band, die jemandem erzählt, was er machen soll, denn jeder soll tun, was er für richtig hält. Jeder ist ein Individuum und soll handeln, wie er will. Wenn aber bestimmte Sachen ausarten, zu elitärem Benehmen führen und andere Leute anscheißen, dann hat es nichts mehr mit den Shows zu tun. Bei mir war es immer so, dass Leute, die zu mir kamen, anders dachten, tickten und oder anders gekleidet waren. Es hat nicht interessiert, wie du gekleidet warst. Es war von Interesse, dass das gleiche Gefühl und das gleiche Denken vorhanden waren. Deshalb stimme ich mit dir überein. In den letzten Jahren oder in der letzten Zeit ist das drum herum wichtiger geworden als der Hintergedanke. Es ist leider so. Es gibt aber noch Leute, die auf die Musik achten!
Was haltet ihr vom Violent Dancing? Ich, als kleines Mädchen, kann nicht vorn stehen, ohne eine in die Fresse zu bekommen! Zu „Violent Dancing“ kann ich sagen, dass jeder im Pit machen kann, was er will. Bestimmte Leute äußern sich auf diese Art und Weise.
Aber so aggressiv? Pass auf! Was ich sagen will, ist, dass ich es uncool finde, wenn Leute ihre Gesundheit auf‘s Spiel setzen und andere, die an der Seite stehen, mutwillig ins Gesicht treten und schlagen! Jeder sollte schon von der Show heile nach Hause gehen. Es ist einfach eine schwierige Sache! Hardcore ist eine aggressive Musikart! Es leben sich Leute auf diese Art und Weise im Pit aus. Wenn Leute außerhalb des Pit’s geschlagen und getreten werden, dann finde ich das behindert. Innerhalb des Pit’s ist es ok, denn da wollen ja die Leute sein. Dann kannst du natürlich nicht vorne stehen!
Danke!
Bitte!
Aber sonst geht’s Euch gut? Ja, uns geht es blendend!
Hast du einen Leitsatz? Meiner ist „Fight, like never before“! Stop At Nothing! Das heißt, dass man sich durch nichts stoppen lässt!
Cool! Auf den Alben kommt ihr sehr brachial rüber – was war heute los? Der Sound war sehr schlecht, es tat mir weh und ich stopfte mir Taschentücher in die Ohren! Das klappt ja auch meistens, aber der Soundman hatte heute keinen guten Tag. Der Sound war wirklich sehr schlecht. Die Anlage war nicht besonders gut. Für uns war es auch schwierig! Aber du kannst uns ja via Revenge brachialer hören, wenn wir mit MADBALL auf Tour gehen.
Ja, wir kommen dafür nach Essen! Wie, ihr kommt von hier bis nach Essen? Ja, warum?
Hardcore4Life! Das nenne ich mal eine gute Einstellung!
—————————————————————————————– Members of Born From Pain Vocals – Rob Franssen Guitar – Dominik Stammen Guitar – Karl Fieldhouse Bass – Pete Gorlitz Drums – Igor Wouters —————————————————————————————– Tourdates: 18.03. Den Haag – Paard (Netherlands) 19.03. Schweinfurt – Alter Sattbahnhof (Germany) 20.03. Wien – Szene (Austria) 21.03. Wroclaw – Alibi (Poland) 22.03. Warsaw – Proxima (Poland) 23.03. Berlin – SO36 (Germany) 24.03. Hamburg – Grünspan (Germany) 25.03. Drachten – Iduna (Netherlands) 26.03. Essen – Bringin Back The Glory (Germany) 27.03. Paris – Paris Extreme Festival (France) 28.03. Lahr – Universal Dock (Germany) 29.03. Lyss – KuFa (Switzerland) 30.03. Stuttgart – Universum (Germany) 31.03. München – Backstage (Germany) 01.04. Lindau – Club Vaudeville (Germany) 02.04. Dillingen – Antatack Festival (Germany) 09.04. Wirges – Rocknacht 16.04. Traustadt – Kettersäch 29.04. Bostalsee – Walpurgisschlacth Open Air 07.05. Pischelsdorf – Raise The Roof Festival Homepage FacebookSchlagwörter: Born from Pain, Hardcore