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Review: Steve Hackett – Beyond the Shrouded Horizon

Rezensionen / September 26, 2011

Steve Hackett ist dem geneigten Hörer vorallem als Gitarrist der Band Genesis bekannt, dieser er von 1970 bis 1977 angehörte. Sein unverwechselbares Spiel ist auf Alben wie „The Lamb lies down on Broadway“ oder aber „A trick of the Tail“ zu hören. Nach Hacketts Ausstieg bei Genesis, veröffentlichte er zahlreiche Soloalben. So nun auch das aktuelle „Beyond the Shrouded Horizon“. Im Zuge des Albumreleases hatten wir die Möglichkeit ihm ein paar Fragen zu stellen.

Wer kennt sie nicht, die großen Hits von Genesis – No Son of Mine, Land of Confusion oder Turn it on Again. Bei allen war Steve Hackett nicht mehr beteiligt. Die Phase bis zu seinem Ausstieg ist von einem ganz anderen Stil geprägt, als der von Genesis zu dritt. In dieser Zeit kam es vorallem auf Klangteppiche, experimentellen Gitarrenläufen und sinfonieartige Songs mit überraschenden Wendungen an. Dies sind die Elemente des klassischen Progressivrock. Diesem ist Steve Hackett seit je her treu geblieben. Doch es stellt sich beim Hören des neusten Albums eine Frage: Wie bespricht man ein Steve Hackett Album am Besten ? Soll man jeden einzelnen Song einzeln vorstellen ? Nach dem durchhören wirkt das Album eher, wie im Progrock üblich, im Gesamteindruck.

Der Opener der Scheibe ist „Loch Lomond“, eine Variation des schottischen Traditionals, welches u.a. von Runrig regelmäßig aufgeführt wird. Getragen von tiefen und verzerrten Gitarrenklängen, beginnt der Song erst etwas träge. Später setzen Akustikgitarren und der Gesang ein. Fast schon pathetisch fühlt man sich an den gleichnamigen See in Schottland versetzt. Jedoch ist die Anlehnung an das Traditional nicht unbedingt gewollt gewesen. „Der Einfluß war schon da, jedoch sollte es mit Rockmusik verbunden werden. Ich hatte nicht die Absicht, das Original als Referenz zu nehmen. Es war mehr die Idee Orte und Situationen zu kontrastieren“

Besonders interessant auf dem gesamten Album ist der dauernde Wechsel zwischen akustischen und elektrischen Gitarren. Mal hat man es mit klassisch anmutenden Stücken zu tun, so z.b. „Wanderlust“, mal mit rockigeren Nummern, wie „Catwalk“ zu tun. Natürlich darf auch die Frage nicht fehlen welches der Lieblingsmoment auf dem Album ist. „Meine liebste E-Gitarrenstelle ist womöglich „The Phoenix Flown“ – aber ebenso  auch die Stellen am Anfang von „Prairie Angel“ – wo die Gitarren schweben und ein unendliches Sustain haben, geben mir sowas wie eine gewisse Spannung. Dies klingt fast wie die Stimme einer Frau. Ich versuche gern mit meiner Gitarre die Klang einer menschlichen Stimme zu erzeugen. Die harfenähnlichen Nylon Gitarren auf „Summer Breath“ gehören auch mit zu meinen Favoriten – diese Art Musik benötigt man für eine Siesta. Besonders gern hab ich die Harmonien, die ich mit meinem Bruder John auf „Between the Sunset and the Coconut Palms“ gesungen habe. Wenn die Streicher den Melodien des Chorus mit aufnehmen, bekommt der Song eine sehr emotionale Seite. Sehr herzerfrischend war das Singen im Countrystyle bei „A Place Called Freedom“

Oft hat man auf vielen Alben das Gefühl, jeder Song klingt gleich. Es wirkt alles irgendwie uninspiriert. Steve Hackett schafft es auf „Beyond the Shrouded Horizon“ viele verschiedene Stile in einem Gesamtkunstwerk zu verschmelzen. Beispielsweise, wie oben genannt klassische Gitarrenstücke, Countryelemente oder aber auch Hardrock. So antwortet er uns auf die Frage was der eigentliche Hintergrund des Albums sei wie folgt: „Die Songs sind wie eine Reihe von metaphorischen Leinwänden, welche mit Farben und Geräuschen im Geiste ausgemalt wurden und sind inspiriert von vielen Orten auf der ganzen Welt und darüber hinaus.  Das Album soll ein Gefühl für Abenteuer und Entdeckungen von unbekannten Orten vermitteln.“

Im Vergleich zu seinen Vorgängeralben sieht Steve Hackett „Beyond the Shrouded Horizon“ in ganz anderen Maßstäben und wesentlich detailierter. „Ich habe das Gefühl, ich bin in einer sehr ausdrucksstarken Phase und ich kann über alles schreiben was mir in den Sinn kommt.“ Viele Songs des Albums stammen aus seiner Feder oder aus der Zusammenarbeit mit seiner Frau Jo Hackett. „Ich liebe es auf der ganzen Welt Inspiration zu finden. Alles kann uns inspirieren – selbst ein Bild auf einem Tisch be Starbucks. Genauso geht es mir mit persönlichen Erinnerungen, Gefühlen oder Beobachtungen von Personen die ich kenne.“

Die Platte kommt einmal im klassischen CD Format als Standard und Deluxe Edition auf den Markt und als Doppelvinyl Edition. Es gehört inzwischen wieder zum guten Ton Neuerscheinungen, sowie alte Klassiker als Schallplatte herauszubringen. Für Hackett ist Vinyl tastbar und besitzt Kultstatus. „Das Artwork, die Verpackung, Fotos kommen viel mehr zur Geltung. CD’s haben zwar eine verbesserte Qualität und Klang, doch viele Leute schätzen die Kompression und Verzerrungen, die Teil von Schallplatten sind.“

Was bleibt nun hängen ? Steve Hackett schafft was viele Künstler nicht mehr schaffen, nämlich Bilder im Geiste mit Musik zu erzeugen. Jedes Lied steht als Teil des Kunstwerks. Jeder Song berührt eine andere Seite der Seele. Für jede Situation ist ein Song dabei. Darum ist „Beyond the Shrouded Horizon“ ein absoluter Pflichtkauf für jeden, der sich nur halbwegs als Musiksammler betätigt.

2011 und 2012 wird er auch live zu erleben sein. Seine Fans können sich auf neues und altes Material sowie auf den ein oder anderen Genesis Klassiker freuen.

Eindeutige 10/10 Punkte !

 


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1 Comment

on September 27, 2011

[…] So hier nun unsere Rezension: Review: Steve Hackett – Beyond the Shrouded Horizon […]



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