Ohne Frage ist Steven Wilson momentan der wohl beschäftigste und gleichzeitig erfolgreichste Musiker im Alternative Rock Bereich. Von progressivem Rock möchten wir hier nicht sprechen, da Wilson in seinem Selbstverständnis sich nicht einer Schublade unterordnen möchte. Mit „The Raven that refused to sing (and other Stories)“ gelangte der Engländer Anfang 2013 bis auf Platz 3 der deutschen Charts. Für einen Künstler mit dessen musikalischen Wurzeln, ist es heutzutage schon ein beachtlicher Erfolg auf solchen Plätzen zu landen. Nachdem er im März auf Tour durch Europa war, führte ihn sein Weg nach Südamerika. Im Sommer spielte Steven Wilson & Band dann einige Festival Shows u.a. auf dem Hurricane/Southside Festival und auf der Night of the Prog. Zum Jahresende führte ihn die Tour dann nochmal nach Deutschland und am 1. November 2013 in die Theaterfabrik Sachsen in Leipzig. Vor dem Konzert führten wir ein aufschlussreiches Interview, welches ihr demnächst bei uns lesen könnt.
Während sich der Saal langsam füllte lief auf der Leinwand im Hintergrund der Bühne ein Film welcher mit Musik vom Sideproject Bass Communion unterlegt war. Pünktlich um 20:00 betrat Steven Wilson nur mit Gitarre bewaffnet die Bühne um den Abend mit einer akustik Fassung vom Porcupine Tree Song „Trains“ zu eröffnen. Zum zweiten Song „Luminol“ kam die Band hinzu, die aus Nick Beggs (Bass) – bekannt als Mitglied von Kajagogoo, Adam Holzmann (Keys), Theo Travis (Flöte, Saxophone), Chad Wackerman (Drums) und Guthrie Govan (Gitarre) besteht. Grade bei der Nummer, die auch schon das 2013er Album eröffnete wurde gezeigt wie das Konzert weitergehen soll. Ob es nun Anleihen im Metal sind oder die melancholisch, ruhigen Soundflächen sind, das Publikum ist 100% dabei und zollt den Musikern Szenenapplaus. Den Hauptteil des Sets machten die Songs von „The Raven that refused to sing“ aus, das bis auf den Song „Pin Drop“ komplett dargeboten wurde. Zusätzlich wählte Wilson Material aus seinen beiden anderen Soloalben „Grace for Drowning“ und „Insurgentes“. Weiterhin wurde mit einem bisher unbetiteltem Song und „Happy Returns“ zwei bisher unveröffentlichte Lieder vorgetragen, die laut eigener Aussage im Sommer diesen Jahres entstanden. Beide sollen nach der Tour weiter perfektioniert werden und dann auf dem kommenden Album erscheinen. Ohne jetzt zu viel vorweg zu nehmen, die Nummern fügen sich nahtlos in den Steven Wilson Kosmos ein und machen Lust auf mehr. Besonders interessant, die „Lehrstunde“ zum Thema – durch Musik Geschichten erzählen und die Story über das Mellotron.
Man traut sich fast nicht von Höhepunkten zu sprechen, da man von Beginn an auf eine Berg und Talfahrt der Gefühle geschickt wird. Doch besonders hervorstechend war die Performance von „Drive Home“, das jüngst als „erweiterte Single“ mit Liveaufnahmen aus Neu-Isenburg über Kscope veröffentlicht wurde. Wer meint, dass der Song schon auf der Platte nahezu perfekt ist, wird ohne Frage überrascht sein, dass man hier nochmal eine deutliche Steigerung erleben kann. Das sind nur Nuancen – wie eine konsequentere Weiterführung des Gitarrensolos. Was durchaus etwas gestört hat, war die Bestuhlung des Saales, was die relativ gute Stimmung etwas dämpfte. Auch wurde das Video zu „The Watchmaker“ etwas unglücklich in das Seit eingebaut. Ein transparenter Vorhang fiel, das Video wurde eingespielt und das Publikum nahm an es sei eine Pause und es setzte eine Wanderung zur Bar ein. Das hätte anders gelöst werden können. Leicht genervt wirkte auch Guthrie Gowan. Direkt neben der Bühne befand sich der Ausgang, der zeitweise von den Besuchern hochfrequentiert wurde – während des Konzerts…
Eines hat dieser Abend gezeigt, Steven Wilson brauch sich nicht hinter dem Namen Porcupine Tree zu verstecken um erfolgreich zu sein. Denn für ihn gilt, Namen sind nur Schall und Rauch. Er lebt im hier und jetzt und macht das was er will. Soll er auch, man darf auf die Zukunft gespannt sein.
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