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The Beatles – The White Album

Rezensionen / November 14, 2018
Es ist schon eine Ironie an sich: während sich das Verhältnis der einzelnen Bandmitglieder untereinander zusehends verschlechterte, haben die Beatles zu einem kreativen Höhenflug angesetzt. Nach dem ihr Manager Brian Epstein 1967 starb, befanden sich McCartney & Co in einer tiefen Sinnkrise, die sich zu einem spirituellen Selbstfindungstrip mauserte. Auf Tipp von Pattie Boyd, George Harrisons Ehefrau, reisten die Beatles im Frühjahr 1968 nach Indien. Nach Begegnungen mit der Hare Krishna Bewegung und einem Meditationskurs fingen die Beatles wieder mit dem Schreiben an. Als sie im April 1968 wieder in England waren, hatten sie so viel Material zusammen, dass es für ein Doppelalbum reichte. Das schlicht als „The Beatles“ – oder als „The White Album“ bezeichnete Album erschien schließlich am 22. November 1968. Zum fünfzigsten Geburtstag dieses zeitlosen Werkes hat sich Giles Martin, der Sohn von Sir George Martin, das Werk zu Gemüte geführt und es aufwändig remastert. Dabei hat er nicht nur das originale Doppelalbum einen druckvolleren Sound verpasst, sondern auch insgesamt 27 Akustikdemos und 50 weitere Alternative Takes und Aufnahmen zusammengestellt. Die gesamte Deluxe Edition hat eine Spielzeit von fünfeinhalb Stunden (sic!). Wie kein anderes Album der Beatles ist das Weiße Album geprägt von unterschiedlichen Stilen und Einflüßen. Neben dem klassischen Beatsound lassen sich Anklänge von Hardrock, Psychedelic und Progrock finden. Aber eben auch folkige und indische Einflüsse. Songs wie „Ob La Di, Ob La Da“, „While My Guitar Gently Wheeps“ (mit Eric Clapton), „Back in the U.S.S.R“, „Blackbird“ oder „Helter Skelter“ sind nicht nur legendär, sie sind musikalisches Kulturerbe. Auch die kommerziell erfolgreichste Single von Lennon/McCartney „Hey Jude“ stammt aus den Aufnahmen zum Weißen Album, wurde aber nicht in dessen Kontext veröffentlicht. Warum eigentlich? Besonders spannend ist hier der Blick auf die Demos und Alternativen Tracks. Besonders interessant sind hier Akustikversionen von „While My Guitar Gently Wheeps“ – das eine ganz andere Wirkung erzielt, aber auch eine frühe Aufnahme von „Let It Be“, das noch wesentlich roher daher kommt als in der später bekannten Fassung. Aber auch die nicht orchestrierte Version von „Hey Jude“ eröffnet einen tieferen Einblick in die Arbeitsweise der Beatles. Soundtechnisch hat Giles Martin eine wunderbare Arbeit geleistet. Sowohl das Album selbst als auch die unzähligen Alternativetracks klingen frisch und wenig angestaubt. Wer ein paar Euro in der Kasse über hat, sollte sich die Deluxe Edition zulegen, denn sie ist die ultimative Zusammenstellung zu diesem zeitlosen Album! Man merkt keinen Ton, dass die Platte schon 50 Jahre auf dem Buckel hat.  
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