Das Jahr neigt sich unweigerlich dem Ende. Doch das Musikgeschäft schläft nicht und wir haben mal wieder ein paar der wichtigsten Neuerscheinungen für euch rausgesucht.
Zuerst bewegen wir uns in Richtung Down-Under. Geoffrey Gurrumul Yunupingu ist seit vielen Jahren in seiner Heimat ein absoluter Superstar. Auch hierzulande kennt man ihn. Nicht zuletzt als Schlagzeuger der Aborigine Band Yothu Yindi, die sein Bruder gründete, sondern auch als Solokünstler ist er in Deutschland bekannt. Sein selbstbetiteltes Soloalbum erreichte Platz 8 der Charts. Mit „The Gospel Album“ bringt der ,von Geburt an, blinde Musiker sein drittes Album heraus. Moment? Gospel? Bei einem australischen Ureinwohner? Schon früh besuchte er eine methodistische Kirche. Die Musik begeisterte ihn so, dass er jetzt ein Album dazu machte. „The Gospel Album“ ist vor allem eins, berührend. Zurückhaltend, aber dennoch mitreißend und dennoch versprühen die Songs durchaus auch eine gewisse Leichtigkeit. Durch die akustischen Intrumente entsteht sogar von Zeit zu Zeit eine Baratmosphäre. Höhepunkt ist ohne Frage das a-capella vorgetragene Amazing Grace in seiner Muttersprache. Ein tolles Album für den Winter!
Wenn eine Band groß ankündigt, dass sie mit ihrem Album das Universum zerstören kann, dann leiden die entweder an Größenwahn, sind mega genial oder es handelt sich um einen riesen Werbegag. Die norwegischen Artrocker Gazpacho haben genau dies jetzt mit ihrem aktuellen Album Molok getan. Ich gebe zu, ich nie großer Fan der Band gewesen. Live haben sie mich nicht recht überzeugt und ihre Alben waren sehr durchwachsen. Doch muss ich zugeben, mit Molok haben sie mich nun auf ihre Seite bekommen. Ruhig und getragen beginnt das Album. Richtig los geht es erst nach fast fünf Minuten. Dichte Synthieflächen, sanfte Klavierklänge, satter Bass. Das macht Molok aus und doch ist es abwechslungsreicher als seine Vorgänger. So verbreitet „Bela Kiss“ schon fast Gypsieatmosphäre. Akkordeon und Violine lassen schon fast an Gogol Bordello denken, als an eine Artrockband. Doch sind es die großen epischen Momente die das Album überzeugen lassen – siehe „Choir of Ancestors“ oder das an Porcupine Tree erinnernde „Algorithm“. Ja – Molok macht wirklich Spaß! Wenn die Band in diese Richtung weiter geht, dann würde ich ihnen auch eine zweite Chance bei einem Konzert geben!
„One“ – 1 – ist wohl eines der meistverkauftesten Alben des 21. Jahrhunderts. Im Jahr 2000 veröffentlichten die drei damals noch lebenden Beatles Paul McCartney, Ringo Starr und George Harrison eine Compilation mit 27 Songs, die entweder in den Billboard oder den englischen Charts die Spitzenposition erobern konnten. Die Bandbreite reicht von „Love me do“ über „Help“ zu „Let it be“ und „The Long and Winding Road“. Die Stücke wurden alle dafür remastert. Jetzt 15 Jahre später wurde „1“ neu aufgelegt. Die Songs sind gleich geblieben – aber nochmal neu bearbeitet. Hinzugefügt wurde eine DVD bzw. BluRay auf der zu jedem Song ein Video vorhanden ist. Meist sind dies entweder Promovideos oder Fernsehmittschnitte der Beatles. Doch u.a. zu „Yellow Submarine“ wurde eigens ein neues Animationsvideo produziert. Weiterhin gibt es einen Audiokommentar von Paul McCartney und eine Einleitung von Ringo. Das macht die Sache wirklich rund und lohnenswert! Wer das Album noch nicht hat, zuschlagen! Es ist eigentlich ein must have!
Weltmusik, Trance, Progressive Rock, Blues und Einflüsse von Musik des mittleren Ostens…das in einen Topf, umgerührt und man kommt bei der Band Lion Shepherd heraus. Das neue Projekt von Kamil und Haidar Mateusz Owczarek. Mit „Hiraeth“ haben sie nun ein äußerst spannendes und dichtes Album veröffentlicht. Da sind Syrische Lauten, ein persisches Santur sowie arabische und indische Percussioninstrumente in Kombination mit klassischer Rockinstrumentierung. Dies wird gleich im Opener „Fly on“ deutlich. Man das Gefühl irgendwo mit Shisha am Strand zu sitzen und den Klängen zu lauschen. Von Zeit zu Zeit kommt dann eine E-Gitarre vorbei und sorgt für etwas Wid. Doch sind es nicht nur die arabischen Klänge die hier dominieren. Es ist schon fast eine Werkschau der unterschiedlichsten Sounds. Wirklich toll was die Beiden da abliefern. Die Grundstimmung des Albums wird schon mit dem Cover deutlich. Tristesse im Gebirge, tiefhängende Wolken und Stürme… Anspieltipps: Music Box Ballerina, Strongest Breed, I’m Open.
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