
Wie angekündigt waren wir für euch beim Tourstop von Fish am 10.November in Wernigerode dabei. Vor dem Konzert stand er A2M zu einem sehr netten und freundlichen Interview bereit. Der schottische Hühne wie ihn seine Fans oft liebevoll nennen bot einen emotionalen und tiefgreifenden Blick in seine Diskographie.
A2M: Hallo Fish, schön dich hier in Wernigerode zu treffen, wie läuft die Tour ?
Fish: Wirklich gut, jeder Abend ist völlig verschieden. Weißt du, ich habe noch nie so viele Konzerte im Osten von Deutschland gegeben. Das Publikum hier ist ganz anders als im Westen. Viele haben Russisch als zweite Fremdsprache gelernt, so dass recht wenige Englisch verstehen. Darum versuche ich viel Deutsch zu sprechen, was für mich nicht leicht ist. Gestern Abend spielten wir in Jena vor etwa 200 Leuten, das war eine richtige Konzerthalle, laut Internetseite war es ausverkauft. Als wir spielten war es so leise, als würde man ein Examen schreiben. Am Anfang klatschte das Publikum verhalten, am Ende waren sie aus dem Häuschen. So ist das im Osten…
(lacht) Jede Nacht ist eben anders, mal spielen wir in einer großen Konzerthalle, mal in einem kleinen Club oder auch in einem Hotel.
A2M:Wie kamst du auf die Idee deine Songs akustisch zu performen ?
Fish: Das war im letzten Jahr, nach meiner ersten Halsoperation, 2008. Ich musste meine Stimme schonen und nach fünf Shows im Sommer 2009 ging ich nochmals zum Arzt, denn meine Stimme war völlig hinüber. Ich weiß nicht ob zu früh wieder angefangen habe zu singen oder ob es durchs rauchen kam. Im Dezember 2009 wurde ich dann operiert – das war der „bescheidenste“ Dezember meines Lebens – fünf Tage nach dem ich ins Krankenhaus kam, verließ mich meine Frau. Ich wollte wieder auf die Bühne, um einen klaren Kopf zu bekommen, aber ohne Band,

da ich kein neues Album hatte. Die Idee kam uns, als wir im letzten Sommer an den Songs für die Konzerte und für die Convention meines Fanclubs arbeiteten. Wir änderten die Tonarten und es gefiel mir. Um meine Stimme zu schonen und zu stärken machten wir erst eine Akustikshow. Aus dieser wurden dann mehrere. Die Fans, die Presse und wir mochten es, also sagten wir „lets go…lasst es uns durchziehen“. Unser Tourmanager, der auch Manager von Chris Thompson (ex-Manfred Mann) ist, meinte schließlich er könnte uns einige Konzerte in Deutschland verschaffen.
A2M:Bitte erzähl mir mehr über deine beiden Mitmusiker, Frank Usher und Foss Patterson
Fish: Frank Usher lernte ich bereits 1980, noch bevor ich bei Marillion einstieg, kennen. Er ist der erste Gitarrist mit dem ich jemals zusammenspielte. Foss ist seit vielen Jahren mein Keyboarder . Beide sind sehr liebenswürdige Menschen und tolle Freunde. Wir sind wie Brüder, wenn wir diskutieren oder streiten, dann mit Respekt. Jeder lässt sich seinen Raum und es ist viel Dynamik mit im Spiel. Bei einer Band mit sechs Leuten ist dies nicht so leicht. Wir nennen uns die 3F’s. (grinst)
A2M: Hast du einen Song den du am liebsten spielst auf dieser Tour ?
Fish: Nein, nicht wirklich, das wechselt. Ich mag Jigsaw
(Anm. von Fugazi), doch Frank mag es nicht sehr, wegen der Akkordfolge. Incubus
(Fugazi) ist interessant, Frank hat hier seine Probleme mit dem Picking, da es sehr in die hohen Lagen der Gitarre geht
(Anm. sehr schwer zu spielen bei einer Akustikgitarre).
A2M: Du hast fast die Hälfte der Tour hinter dir, hast du besondere Erlebnisse gehabt oder einen besonders schöne Momente erlebt?
Fish: Die Tour ist wunderbar!
Glasgow
war toll. Es war nicht einfach für mich. Als man 2008 herausfand, dass ich einen Knoten im Hals habe, trifft es dich wie mit einem Messer. Meine Ärztin untersuchte es und gab Entwarnung, es war nur eine Zyste. Sie meinte: „Keine Ahnung seit wann du den Knoten schon hast, aber auf jeden Fall schon sehr lang“. Ich war sehr bekümmert und wollte nicht auf die Bühne. An diesem Punkt wollte ich aufhören…ich konnte das nicht mehr…es wurde qualvoll. Ich hatte nur noch die Hälfte oder drei Viertel meiner Stimme als ich letztes Jahr wieder anfing. Ich traf nie die Noten, wie 1982/83. Das war eine unnatürliche Stimme, es war viel zu hoch, anstatt aus dem Bauch zu singen, sang ich aus dem Hals. Also machte mein Hals immer die ganze Arbeit. Das war nicht gesund…Ich werde nie wieder so singen wie auf Script oder Fugazi – das ist fast 30 Jahre her.
Es funktioniert und ich denke zurückzukommen und die Akustiktour zu machen ist wirklich gut. Dabei entsteht eine intime Atmosphäre und siehe da, die Stimme ist wieder da. Ich fühle micht echt gut dabei.
Während der letzten Tour las ich in meinem Internetforum einige kritische Töne wie „seine Stimme ist nicht so toll…“
A2M: …ja ich erinnere mich an diese Kritiken
Fish: Offensichtlich gab es einige Leute, die mich nicht mochten. Damit hatten sie die Gelegenheit mich zu treffen und das war sehr deprimierend !
Jetzt ist schön wieder nah bei den Menschen zu sein und in ihre Gesichter zu sehen, nicht wie in einer großen Halle. Ich genieße es was ich im Moment tue.
A2M: Hast du Pläne eine DVD oder ein Live Album zur Akustiktour zu veröffentlichen ?
Fish: Ja ich denke mal schon, dass wir irgendwas machen, vor Weihnachten werden wir zwei Shows in England filmen. Wir nehmen immer mal einige Shows auf, z.B. gestern in Jena und in England. Später werden wir auch in den USA und in Kanada einige Konzerte aufzeichnen. Ich denke wir werden ein Paket mit den ganzen Live Shows machen, mit den DVD’s , CD’s , und dann machen wir ein neues Album. Wir sind noch ganz am Anfang. Die neue Platte soll akustisch sein mit live Versionen, einer DVD und neuen Sachen. In den nächsten Monaten werden wir dann an die Arbeit gehen.
A2M: Ein Konzert wird ja zeitgleich mit einem Konzert von Marillion in Mannheim stattfinden, werdet ihr euch denn mal treffen?
Fish: Ja klar…wir sind alte Freunde. In den ersten zwei Jahren nach dem ich die Band verließ war es schon ein wenig seltsam. Aber wir haben uns nun mal unterschiedlichen Projekten und Musik verschrieben.
A2M: Für Marillion und Fish Fans ist die Loreley ja etwas Besonderes. Wie ist es für dich? Ein normaler Gig oder doch auch was besonderes ?
Fish: Ja es ist schon was Besonderes. Beim ersten Mal spielten wir mit Jethro Tull dort, das war toll. Beim anderen Mal war es nicht ganz so gut. Ich wurde auch dieses Jahr gefragt ob ich auftreten würde, aber ich lehnte ab.
A2M: Letzte Frage, Was denkst du über die Musik heutzutage?
Fish: Ich höre sie nicht. Sie interessiert mich einfach nicht. Ich gucke lieber Filme und DVD’s. Mein Kaufverhältnis, von DVD zu CD liegt, glaub ich, bei 20 zu 1. Ich habe andere Dinge zu tun. Es macht mir Spaß Alben zu machen. Das ist ja das was ich mit der Akustiksache mache. Ich gehe zurück zu den Basics. Heutzutage sind die Studios alle voll bis oben hin mit Computern. Für mich ist das ziemlich kalt und steril. Es gibt nicht viel moderne Sachen wo man nicht das Gefühl hat, es nicht schon einmal gehört zu haben. Darum höre ich aktuelle Musik nicht.
A2M: Ich glaube auch das Musikgeschäft hat sich total gewandelt..
Fish: Auf jeden Fall, es ist viel wichtiger geworden live zu spielen. Ich wollte immer alternativ sein. Es ist auch ein alternativer Anspruch, die neuen Songs auf das mindeste zu reduzieren und dann akustisch zu spielen. Wenn wir die Songs ins Studio bringen kennen wir sie und können sie dann gestalten. Bei meinem letzten Album hatten wir viel Material, was geschrieben wurde, bevor wir es zusammen gesetzt haben. Ich bin stolz darauf so lange schon dabei zu sein.
A2M: Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Tour und die Zukunft !
Das anschließende Konzert führte den Konzertbesucher auf eine stimmungsvolle und abwechslungsreiche Reise durch Fish’s lange Karriere. Neben vielen Songs aus seiner Solo Karriere gab er auch einige Marillion Hits. Darunter natürlich Kayleigh und Lavender in einem sehr emotionalen Arrangement. Es ist schon ein Unterschied die Lieder nur in Begleitung von Klavier und Gitarre zu hören und man muss sagen, die Stimme ist wirklich fantastisch ! Eines ist sicher, so schnell wird Fish das Mikrofon nicht an den Nagel hängen. Wir sind gespannt auf das was noch kommt.
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