Wir schreiben das Jahre 1972. Deep Purple haben gerade „Machine Head“ veröffentlicht und sind in der Mark II Besetzung: Glover, Lord, Gillan, Paice und Blackmore auf dem Zenit ihres Schaffens. Um das Album zu promoten waren sie im August des gleichen Jahres auf Japan Tour. Drei Konzerte wurden mitgeschnitten um als „Made in Japan“ veröffentlicht zu werden. Vorerst sollte es jedoch nur im Land der aufgehenden Sonne erscheinen. Nachdem „Machine Head“ jedoch weltweit so einen durchschlagenden Erfolg hatte, entschieden sich die Herren bei EMI es weltweit herauszubringen und wurde so zu einem der Wegweiser der Hardrocks.
2014 erscheint das, vom Rolling Stone auf Platz 6 der 50 besten Live Platten aller Zeiten gewählte, Album nun völlig neu remastert und erstmals sind alle drei Konzerte in voller Länge auf 9 (!!!) LP’s zu haben. Die uns vorliegende Doppel LP entspricht der Originalveröffentlichung von 1972/73. Also ohne die Zugaben: Black Night, Speed King und Lucille. Weitere Editionen sind eine Limited Super Deluxe Edition (6 CD’s), Digitale Formate und BluRay Audio. Wer die oben erwähnte Zugaben haben möchte, muss zu einer der Deluxe Editionen greifen.
Der 2012 verstorbene Jon Lord sagte zu einmal zu dieser Zeit: „Deep Purple waren so stark wie nie zuvor und dieses Doppelalbum verkörperte alles, wofür wir zu dieser Zeit standen. (…) Es kostete nur ungefähr 3000$, das Album zu machen und das Endergebnis klang dabei ziemlich gut. Darum Fragten wir bei Warner, ob sie es haben wollten. Aber sie lehnten es ab, weil sie der Meinung waren, dass Livealben nicht funktionieren. Schließlich brachten sie es aber doch heraus und nach ungefähr zwei Wochen hatte es Platinstatus erreicht“. Man muss auch leider sagen, so gut wie zu dieser Zeit sind sie danach nie wieder gewesen. Streitigkeiten innerhalb der Band führten immer wieder zu Besetzungswechseln.
Alleine die erste Seite von Made in Japan steht schoneinmal für die damalige Klasse der Band. Mit dem Highway Star wird ein treibendes Brett vorgelegt. Das kongeniale Duell von Hammond und Gitarre zwischen Lord und Blackmore ist legendär. Darauf folgt Child in Time, dass sich, trortz seiner recht simplen Grundstruktur, zu einer epischen Hymne entwickelt. Man fragt sich immer wieder, wie es Ian Gillan damals geschafft hat in SOLCH krassen Höhen zu schreien. Nicht ganz unverständlich, dass er dazu heute nicht mehr in der Lage ist. Seite 2 beginnt mit dem wohl bekanntesten Deep Purple Song – Smoke on the Water. Wobei hier bis heute nicht geklärt ist, ob Richie Blackmore sich beim Intro verspielt hat oder einfach nur improvisierte. Fakt ist jedoch, der Song wird hier mit deutlich mehr Elan und Freude gespielt, als es heute der Fall ist. Die 2. Platte ist mit Strange Kind of Woman und Lazy bzw. Space Trucking nicht weniger prall gefüllt.Was immer wieder auffällt ist die ungezügelte Virtuosität und Improvisierfreude der fünf Musiker.
Das in der Abbey Road durchgeführte Remaster besticht vor allem durch seine Klarheit. Die Instrumente sind äußerst differenziert wahrzunehmen und es ist nicht so, dass alles im Matsch verschwimmt wie es bei manch anderem Remaster. Das liegt evtl. auch daran, dass es sich hier um die Vinyl Edition handelt, da der Klang bei Schallplatten sowieso immer etwas mehr an Dynamik bringt.
Alles in allem, ist die 2014er Auflage von Made in Japan gelungener als die früheren Auflagen der Platte. Die Originalauflage mal aussen vor gelassen. Wir erleben Deep Purple auf dem Höhepunkt ihrer Kraft. Besser waren sie nie wieder. Alleine aus diesem Grund ist dieses Livealbum ein absolutes Must-Have in jedem Plattenschrank! 9/10.
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