Acht Inkarnationen, vier Sänger, vier Gitarristen, drei Bassisten, zwei Keyboarder, ein Drummer! Deep Purple. Die Hardrocklegende. „Smoke on the Water“, „Child in Time“, „Black Night“. Nach fast 50 Jahren Karriere und 19 Alben wollen die Briten nun mit Album Nr. 20 – „inFinite“ einen Schlussstrich ziehen. Es soll das ultimative Abschiedsalbum werden. Wir haben einmal reingehört.
Ich gebe zu, was neue Deep Purple Alben angeht sehr kritisch zu sein. Seit 1999 haben die Briten keine wirklich überragende Platte mehr auf den Markt gebracht. Auf „Bananas“ wusste „Contact Lost“ zu begeistern – ein kurzes Gitarrenstück zu Ehren der abgestürzten Crew des Space Shuttles Columbia. Das Nachfolgealbum „Rapture of the Deep“ (2005) zog sich sehr in die Länge und war eher langweilig. Erst 2013 ein Lichtblick. Man holte sich den fast schon legendären Produzenten Bob Ezrin (Pink Floyd, Alice Cooper, Kiss) ins Boot und lieferte mit „Now What?!“ ein durchaus beachtenswertes Werk ab. Die Kurve ging also nach oben. Dies zeigte sich auch in den weltweiten Chartplatzierungen. Es war seit dem Erscheinen von „The House of the Blue Light“ (1987), die erste Deep Purple Platte, welche Top Positionen erreichte – in Deutschland, Österreich, Tschechien und Norwegen sogar Platz 1. Trotz ausgiebigem Touren hat man sich wieder mit Bob Ezrin getroffen und nun „inFinite“ herausgebracht.
Los geht es mit einer Synthiefläche. Ein Windspiel ist zu hören. Kurz darauf setzt Ian Gillan mit einer durch Vocoder verzerrten Stimme ein. Drumfill und man wird mitten in „Time for Bedlam“ reingeworfen. Steve Morse liefert wie gewohnt seinen prägenden Mix aus Akkord und Soloarbeit. Don Airey beweist, dass er mehr als nur ein Ersatz für Jon Lord ist. Sein Keyboardspiel ist dem 2012 verstorbenen Maestro ebenbürtig. Ähnlich geht es auch in „Hip Boots“ weiter. Drückend.
Erstmals wird das Tempo in „All I Got is You“ herausgenommen. Die Gitarre im Intro erinnert stark an „Contact Lost“. Fast wirkt es als hätte man sich auf alte Hitmelodien besonnen und einen Song mit Mitgröhlfaktor rausgehauen. Gleichzeitig ist das Stück fast proggig. Was vor allem durch die psychedelischen Hammondeinwürfe von Don Airey entsteht.
Absolutes Highlight ist „The Surprising“. In fast sechs Minuten bekommt man alles was Deep Purple in den letzten 20 Jahren ausgemacht haben. Jazzige Töne im Mittelteil, Balladeske Momente zum Anfang, krachender Rock und eben immer eine Prise Blues. Fast schon eine Rocksinfonie.
Was auffällt – ettliche Songs werden immer wieder ausgeblendet. Oft hat man das Gefühl die Stücke gehen noch weiter. Da wird mitten im Solo ausgeblendet oder einfach abgeschnitten. Das geht besser – gerade bei einer Liveband wie Deep Purple.
Wie bewertet man nun „inFinite“? Vor dem Hintergrund, dass es das (vermutlich) letzte Studioalbum von Deep Purple ist, ist es der absolute Abgesang. Man nimmt sich nochmal alle Elemente der letzten Jahre vor und mixt etwas komplett neues. Klar, Highlights wie „Sometimes I feel like Screaming“; „Perfect Strangers“ oder „Highway Star“ wird es in der Form nie wieder geben. In jedem Fall hat es sich gelohnt Bob Ezrin wieder mit ins Boot zu holen. Die Jahre in denen Roger Glover allein am Pult saß, waren oft von gähnender Langeweile geprägt. Auch hat Ezrin aus der Stimme des, sich live teils sehr quälenden, Ian Gillan einiges herausgeholt – und das obwohl er sich selten aus seiner Komfortzone herausbewegt. Was soll man aber auch machen mit über 70. In jedem Fall ist „inFinite“ ein grundsolides Album. Nicht mehr, nicht weniger. Deep Purple eben. Für immer – „inFinite“
Schlagwörter: Deep Purple
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