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Feines Vinyl 9: Deep Purple – Machine Head & Perfect Strangers

feines Vinyl / Rezensionen / Januar 31, 2016

Ritchie Blackmore, Ian Gillan, Ian Paice, Roger Glover und Jon Lord – die sog. Mk II Besetzung von Deep Purple ist bis heute die wohl erfolgreichste und beliebteste Besetzung der englischen Classic Rock Ikone. Songs wie Child in Time oder Smoke on the Water machten die Band unsterblich. Jetzt erscheint mit der „Vinyl Collection“ eine Retrospektive der Zeit von 1972 bis 1987 – insgesamt 7 Alben. Mit dabei auch die drei Alben der Coverdale Ära.

machine headWir haben Machine Head  (1972) und Perfect Strangers (1984) vorliegen. Diese beiden Platten sind neben „in Rock“ die wohl wichtigsten in der Geschichte der Band und wurden nun in der Back to Black Serie von Universal neu aufgelegt. Das 1984er Album ist erstmals neu remastert worden. Auch Machine Head bekam ein neues Master und profitiert gewaltig davon. Kraftvoll und drückend…so muss es sein!

Alleine die Story der Aufnahmesessions für Machine Head ist legendär. Die Band plante ursprünglich eine Nordamerika Tour für Ende 1971. Durch eine Hepathtis bei Sänger Ian Gillan mussten die Pläne geändert werden. Man buchte das Mobile Studio der Rolling Stones und fuhr nach Montreux in der Schweiz. Die Gruppe war mit Claude Nobs, dem Besitzer des Casinos und Gründer des Jazz Festivals, befreundet. Man wollte in der Konzerthalle, die im Winter immer geschlossen war, aufnehmen. Doch bei einem Konzert von Frank Zappa schoß ein Fan eine Leuchtrakete ab und setzte das Dach in Brand. Nobs brachte Deep Purple in einem nahegelegenen Theater unter, doch nach Beschwerden von Anwohnern musste die Band auch hier raus. Man entschied sich schlußendlich für das leerstehende Grand Hotel am Stadtrand. Trotz dieser Odyssee entstand mit Machine Head das wohl in sich geschlossenste und musikalisch genialste Album der Mk II Besetzung. Songs wie Highway Star oder Space Trucking gelten als Wegbereiter für den späteren Heavymetal. Smoke on the Water, das die Story der Sessions zusammenfasst, wurde zum berühmtesten Song von Deep Purple und gleichzeitig zur Nemesis. Interessanterweise ist das berühmte Gitarrenriff von Ritchie Blackmore eine Inversion von Beethovens 5ter. Doch nicht nur dieses Riff ist von einem anderen Musikstück inspiriert. So basiert die Idee zu Lazy auf Steppin Out von Cream.

Musikalisch waren Deep Purple zu dieser Zeit absolut auf ihrem Zenit, was nicht nur Machine Head sondern auch das folgende Livealbum Made in Japan beweist. Die ausufernden Duelle zwischen Keyboarder Jon Lord und Blackmore sind im Studio schon auf hohem Niveau, doch live legten die fünf Briten nochmal eine gewaltige Schippe drauf. Fazit: Besonders wertvoll! Nicht umsonst wird Machine Head zur sog. „Holy Trinity“ der Rockmusik gezählt – neben Black Sabbath’s Paranoid und Led Zeppelin’s IV.

Doch diese Einheit sollte nicht ewig währen. Bereits auf dem folgenden Who do We think we are machten sich in Folge des aufreibenden Tourlebens und der eigenwilligen Charaktere, erste Zersetzungserscheinungen bemerkbar. Ian Gillan stieg in der Folge aus. Deep Purple machten bis 1976 einige Wechsel durch, David Coverdale kam, Glover und Blackmore verließen die Band und Jon Lord und Ian Paice lösten die Gruppe schließlich auf.

Erst 1984 sollte die Mk. II Besetzung wieder zusammenkommen. Obwohl bereits 1981 Reunion Gerüchte die Runde machten, dass Deep Purple ein Album und eine Tour planten, kam dies auf Grund der Verpflichtungen von Blackmore bei Rainbow nicht zustande. Erst 3 Jahre später kam man auf Initiative von Ian Gillan zusammen. Angeblich wurde jedem Bandmitglied von Polygram 2 Millionen Dollar für die Mitwirkung gezahlt.

perfect strangersPerfect Strangers wurde schließlich im August 1984 in einem Studio in Vermont aufgenommen und im Tennessee Studio in Hamburg gemixt – laut den Linernotes übrigens unter Beteiligung von Drafi Deutscher. Das Album zeigt in bestechender Weise, wie gut man auch in den Achtzigern zusammenarbeiten konnte. Musikalisch sind Deep Purple absolut auf der Höhe. Schon der Opener „Knocking at your Backdoor“ klingt so, als hätte man sich nie getrennt. Soundmäßig hat man sich an die Zeit angepasst und auf die Gitarren ein wenig Chorus oder Phaser draufgelegt und den ein oder anderen Synthie verwendet. Auch ist der Gillan Gesang oft mehrfach gedoppelt worden – eben typisch Achtziger. Jedoch in einer anderen Qualität als bei anderen Bands dieser Zeit wie Europe oder Def Leppard.

Die erste Seite von Perfect Strangers ist deutlich schneller als die Zweite, welche mit dem Titeltrack los legt. Der Song ist ein Brett. Man wird quasi von dieser Wand aus Gitarrensound weggeblasen. Ritchie Blackmore sagte einmal es sei sein Lieblingssong von Deep Purple. Auch nicht zu verachten ist die Ballade Wasted Sunset und der 10 Minüter Son of Alerik als Closer. Alles in allem bietet das Album kaum Füllmaterial, einzig Hungry Daze fällt im Gesamtkontext musikalisch ein wenig ab.

Obwohl die zugehörige Livetour ein Megaerfolg war brachen alte Animositäten zwischen Gillan und Blackmore wieder auf. Fünf Jahre später feuerte man Gillan. Dieser kam 1992 zurück – doch während der Tour zu The Battle Rages on…, verließ Blackmore Deep Purple endgültig. Das war das definitive Ende für die Mk II Besetzung.


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