Aus „Alt mach Neu“? – es wäre simpel und zu oberflächlich AVANTGARDE mit seinen eindrucksvollen Vorgängern INFERIORITY COMPLEX (-2012-) und GALLOWS (-2014-) gleichzusetzen, obwohl es viele bereits wohlbekannte Töne widerspiegelt. Töne, die seit dem Major-Debut dieser speziellen Band jedoch auch mehr und mehr ein Markenzeichen und somit zum Aushängeschild für den Triumph von lynch. wurden.
Was einst als ein Experiment des „Stunde 1“ DEATHGAZE Sängers Hazuki begonnen hat, gipfelt heutzutage in einem fulminanten Eigenwerk, einer herangereiften Hardcoreband, die hoffentlich eines Tages auch europäischen Boden betreten wird. Experimentierfreudige Platten wie „greedy dead souls“ (-2005-), THE AVOIDED SUN (-2007-) und SHADOWS (-2009-) sind längst nicht vergessen, doch zusammen mit der Band gereift.
Nun aber erstmal zu dem vorliegendem Werk: Hier und da geht das titelgebende AVANTGARDE (die experimentelle Idee des Fortschritts) vom Konzept her vielleicht nicht ganz auf. Track für Track betrachtet, brauchen sich die 5 Jungs jedoch hinter Nichts & Niemandem zu verstecken.
Unbestritten sind und bleiben lynch. geprägt durch ihren starken nagoyer Einfluss und ihren stilechten, unverkennbaren Sound einzigartig! Zurecht kann sich jeder Metalfan und Headbangfreudige mit Vorfreude dieser Platte widmen! Ein wirklich neues Prinzip, eine überraschende musikalische Wendung oder ein einmalig herausstechendes Album erwartet den jahrelangen Hörer leider dennoch nicht.
AVANTGARDE gestaltet sich auf den ersten Schlag mit Abstand als ein herausragendes Intro, was lynch. bis dato zu Papier gebracht haben! Harte Elektrobeats treffen brachial auf Drums, E-Gitarre und Bässe.
EVIDENCE bietet derweil mit einer Mischung aus neu und alt auf, sodass man sich hier und da nicht nur einmal dabei erwischt, einen anderen altbekannten lynch. Song mit zu trällern – präsentiert sich jedoch als recht imposanter Track.
Streichorchester trifft auf E-Gitarre und schon erweist sich PLEDGE als wunderschöne Ballade der härteren Gangart, ohne sich in irgendeiner Form verzerrter Schreie oder brachialen Shouts bedienen zu müssen.
F.A.K.E., die erste Videoauskopplung vom neuen Werk zeigt nicht nur was lynch. über die Jahre bereits an Musik-Genres abgegriffen haben, sondern vor allem, welchen endlos weiten Horizont an Klang & Stimmkraft die Band meisterlich beherrscht und mit einem frischen, lynch.-getreuen Sound umsetzen können. Besonderes Augenmerk sollte man bei diesem Song auf das perfekt situierte Bass-Solo von Akinori legen.
Wirklich unter geht dann leider der Song UNELMA, der aus meiner Sicht eher ein Gefühl von seichtem Füllmaterial vermittelt.
Während PHANTOM noch herrlich verträumt daher zieht, ist KILLING CULT wortwörtlich ein eindrucksvoller Killer der besonderen Sorte, und live sicher eine unglaubliche Stimmungskanone.
PRAYER und NEEDLEZ schwächeln an einer gewissen Monotonie im Sound und der gesanglichen Umsetzung. Klassische Riffs folgen auf klassische Break Downs, die man von der fünfköpfigen Crew bereits eingängig gewohnt ist. Jedoch schmälert es den Genuss, dass ausgerechnet diese Songs im Gedächtnis hängen bleiben.
Mit deutlich härteren Klampfen-Schlägen und donnernden Beats als auf „D.A.R.K. -In the name of evil-“ (-2015-), machen vor allem DAMNED und THE OUTRAGE SEXUALITY von sich reden.
Ein jähes und gleichzeitig überraschendes Ende nimmt die brandneue Scheibe mit dem letzten Song FAREWELL, welcher trotz seines ruhigen, nachdenklichen und verträumten Tons qualitativ etwas Einzigartiges auf der Platte darstellt und ihren Taufnamen jedoch zuletzt noch einmal unterstreicht.
Rational und radikal wurde hier zwar mit nichts gebrochen, dennoch hält AVANTGARDE was es verspricht. lynch. halten die Nase weiterhin ganz vorn und beweisen erneut eine meisterliche Fusion der verschiedensten Musikrichtungen. Gerade denen, die diese Band noch nicht im heimischen Player haben laufen lassen, empfehle ich, sich die 43 min Zeit zu nehmen, den Kopf entspannt kreisen zu lassen und einfach zu genießen.
Schlagwörter: J-Music, J-Rock, lynch
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