Vor gut drei Jahren begeisterte Christopher von Deylen mit seinem Musikprojekt Schiller das letzte Mal das Leipziger Publikum. Damals war er mit seiner Klangwelten Tour im Gewandhaus zu Gast. Mit kompletter Band, war dies am 1. Dezember 2012 zuletzt der Fall. Seit dem hat sich viel verändert. Es gab das „Zwischenalbum“ Opus, das geniale Livealbum Symphonia und 2016 das aktuelle Album Future. Nach dem letzten Konzert der Sonne Tour kam es offenbar zu einem Vorfall innerhalb der Band, weshalb von Deylen für die aktuelle Tour diese komplett auswechselte.
Zu Anfang der Show kommt Christopher von Deylen alleine auf die Bühne. Sein Arbeitsplatz ist nur von einem Spot angestrahlt. Beginnend mit dem Trio: „Schwerelos“, „Future III“ und „Ile Aye“ wird ein ruhiger aber sich aufbauender Einstieg gewählt. Danach folgt gleich der erste Schiller Klassiker „Nachtflug“. Hier macht sich erstmals bemerkbar, dass ein zweiter Keyboarder fehlt. Christian Kretschmer legte meist die Synthieflächen hinein und sorgte für einen richtigen Flug. Nach Rubinrot folgte die erste positive Überraschung. Die Sängerin Tricia McTeague fing an die Strophen zu „Playing with Madness“ zu singen und begleitete sich nur mit ihrer Gitarre. Die Band stieg erst später ein. Eine wirklich tolle Weiterentwicklung des Stückes von Atemlos.
Im weiteren Verlauf wurde es wieder deutlich ruhiger. Mit Stücken wie „Berlin – Moskau“, „Ultramarin“ oder „Polarstern“ senkte man das Tempo. Erst zum Ende hin kamen die Sänger wieder zum Zug und präsentierten u.a. „Paradise“ von Future. DIE bekannten Schiller Hits wie „Ein Schöner Tag“, „Glockenspiel“ oder „Ruhe“ kamen erst am Ende bzw. sogar in der Zugabe. Schade, dass man diese nicht immer mal ins Set gemischt hat. Das Publikum wäre sicher so besser in Fahrt gekommen – stand die Arena erst zum vorletzten Stück komplett auf. Vielleicht lags auch an der Bestuhlung – erstmals in Leipzig, gab es keine Stehplätze. Vielleicht lags aber auch an dem deutlichen Fokus auf Future. Das Album, dass sich so deutlich wie kein anderes von den früheren Platten unterscheidet. Der Sound ist deutlich in Richtung „westcoast“ gegangen – weg vom eher sphärischen, organischen.
Schiller ist bekannt dafür, Surround Sound und eine besondere Lichtshow zu bieten. In Kombination mit der Musik entsteht so ein eindringliches Gesamtkunstwerk – auch wenn der Surround Sound nicht in der gesamten Halle zu vernehmen war. Auch ist positiv hervorzuheben, dass die Instrumentalisten deutlich mehr Raum bekommen haben, als auf der letzten Tour.
Was bleibt nun hängen? Schiller mit kompletter Band funktioniert deutlich besser als in den Klangwelten. Gitarre, Bass, Gesang, Drums sind eben auch ein Teil von Schiller. Die Klassiker werden gewohnheitsmäßig besser vom Publikum angenommen als, die neueren Stücke – somit hätte man sich wünschen können, dass diese auch ausgewogener im Set verteilt werden und nicht nur am Ende.
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