Achtziger Jahre Hardrock bzw. Metal war ja immer von Synthies, ordentlichen Matten und mitgröhl Refrains geprägt. In diesem Zusammenhang dürfen Bands wie Europe, Def Leppard oder auch die Scorpions nicht ungenannt bleiben. Wenn Musiker sich diesem Musikstil hingeben, sind sie entweder Teil einer alternden Gruppe von damals oder einer Covercombo zugehörig. Dass sich eine relativ neue Band in diese Gefilde begibt ist etwas neues. Denn genau, dass sind H.E.A.T. Die fünf Schweden um den Sänger Erik Grönwall haben sich dem “ Hard Edged Melodic Rock“ verschrieben – kurz gesagt hymnischer Stadionhardrock in der Tradition der Achtziger. Nun veröffentlichen am 20. Februar ihr Livealbum „Live in London“. Mit der Wucht einer Dampframme verpasst die Gruppe dem Publikum einen Arschtritt nach dem Nächsten. Anspieltipps: „1000 Miles“, „Emergency“. Dass sie auch Balladen können beweisen sie mit „The Wreckoning / Tearing Down the Walls“. Fazit: Tolles Livealbum nicht für Fans!
Das Progrock Urgestein Neal Morse dürfte fast ähnlich aktiv wie Steven Wilson sein. 2014 veröffentlichte er im August ein, für sich, eher untypisches Akustikalbum und Anfang des Jahres war er mit Transatlantic unterwegs. 2015 beginnt für Morse nicht weniger arbeitsreich. The Grand Experiment ist kein großes im Sinne von Experimentierfreudigkeit – der Multiinstrumentalist bewegt sich im gewohnten Schnittbereich zwischen Hardrock und Progrock. Als Verstärkung hat er sich dieses mal seinen Freund Mike Portnoy an die Drums geholt. Insgesamt fünf Stücke werden dem geneigten Hörer präsentiert, wobei drei „kürzere“ Songs mit einer Länge von jeweils ca. 5 Minuten von den zwei Longtracks „The Call“ (10min) und „Alive Again“ (25 min) eingerahmt werden. Der Titeltrack und Waterfall als Anspieltipp gelten sollten. Morse beweist einmal mehr, dass Prog nicht zwingend in „frickel-Arien“ ausarten muss.
Im September stellten wir das aktuelle Soloalbum „Testing the Water“ von John Illsley vor. Beim vierten Soloalbum konnte der Dire Straits Basser beweisen, dass er nicht unbedingt im Schatten von Mark Knopfler stehen muss und durchaus amtliche Musik schreibt. Bevor er auf Deutschland Tour kommt, stellt er sein Livealbum „Live in London“ vor. Aufgenommen wurde das Konzert im Half-Moon Pub. Illsley und seine Band präsentieren großteilig Dire Straits Songs und Material von seinem Soloalbum „Streets of Heaven“. Von „Testing the Water“ ist leider nur „When god made time“ dabei. Als aussergewöhnlich darf die Wahl von Pink Floyds „Another Brick in the Wall Pt 2“ und Leonard Cohens „First we take Manhattan“ gelten. Interessanterweise wirken die Solosongs allesamt besser performt als das Dire Straits Material. Während „Private Investigations“, „Sultans of Swing“ und „Brothers in Arms“ über jeden Zweifel erhaben sind, darf „Money for Nothing“ als Totalausfall gelten. Die berühmte Gitarrenlinie geht völlig im Soundbrei unter und ist einfach schlecht gespielt. Klar John Illsleys Gitarrist ist kein Mark Knopfler, doch irgendwie hat er den Song hier total vermurkst. Wie gesagt, die Solosongs sind dagegen eine Klasse für sich! Schade, eigentlich wäre durchaus mehr drin gewesen.
2Cellos, das sind Luka Šulić und Stjepan Hauser aus Kroatien. Die beiden Musiker lernten sich an der Musikhochschule in Zagreb kennen. Vor einiger Zeit begannen sie ihre Interpretationen bekannter Songs auf Youtube hochzuladen. So u.a. Smooth Criminal oder Highway to Hell mit Steve Vai. Die Klickzahlen gingen in die Millionen und man hatte einen Gastauftritt in Glee und durfte in der Ellen DeGeneres Show auftreten. Mit Celloverse veröffentlichen die beiden Kroaten nun ihr drittes Album. Grundsätzlich muss man sagen, Šulić und Hauser sind Meister ihres Instruments, neben Apocalyptica und Wolfram Huschke gibt es wenige die das Cello so gekonnt in die Pop- und Rockmusik einbringen. Auf dem Album wird ein buntes Gericht von bekannten Rocksongs serviert. Neben Thunderstruck, gibt es u.a. noch Songs von Guns ’n Roses, Def Leppard oder Michael Jackson geboten. Als Höhepunkt dürften „They don’t care about us“ und „Wake me Up“ gelten – wäre da nicht der eigenkomponierte, alles ausstechende Titeltrack. Dieser ist ein absolut genial performtes Stück, das vor allem soundlich gut produziert wurde. Dies kann man von vielen Songs auf dem Album nicht behaupten. Gerade die verzerrten Stellen sind offenbar ohne Begrenzer aufgenommen worden, dadurch wirkt vieles äußerst übersteuert. Das schmälert den Höreindruck deutlich.
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